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Pampaskatze

Pampaskatze (Leopardus colocola braccatus) in der Estación de Cría de Fauna M'Bopicuá, Uruguay Pampaskatze (Leopardus colocola braccatus) in der Estación de Cría de Fauna M'Bopicuá, Uruguay
© Juan Villalba-Macías

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)

Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)

Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D NT 650

Pampaskatze

Leopardus colocola • The Pampas Cat • Le chat des pampas

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Pampaskatze (Leopardus colocola braccatus) in der Estación de Cría de Fauna M'Bopicuá, Uruguay © Juan Villalba-Macías

 

 

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Approximative Verbreittung der Pampaskatze (Leopardus colocola)

 

 

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Pampaskatze (Leopardus colocola braccatus) in der Estación de Cría de Fauna M'Bopicuá, Uruguay © Juan Villalba-Macías

 

 

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Pampaskatze (Leopardus colocola braccatus) in der Estación de Cría de Fauna M'Bopicuá, Uruguay © Juan Villalba-Macías

 

 

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Pampaskatze (Leopardus colocola garleppi) aus Peru. Zeichnung von Béatrice GYSIN aus CITES Identification Manual (P. DOLLINGER: Felidae). Gemeinfrei

 

 

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Pampaskatzenfell (Leopardus colocolo, wahrscheinlich pajeros). Aufnahme Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

 

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Pelzmantel aus Pampaskatzenfellen (Leopardus colocola, wahrscheinlich pajeros). Aufnahmen Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

Die Pampaskatze war in europäischen Zoos nie häufig und wird seit längerer Zeit gar nicht mehr gezeigt. Da auch aus dem Freiland kaum Untersuchungen vorliegen, sind die Kenntnisse über diese Art sehr bescheiden.

Körperbau und Körperfunktionen

Für die Pampaskatze werden Körperlängen von 42-79 cm, Schwanzlängen von 23-33 cm und Gewichte von 1.7-3.7 kg angegeben. Die Ohren sind groß und spitzer als bei den anderen Arten der Gattung Leopardus. Sie haben keine Pinsel. Die Iris ist gelbbraun, die Pupille zieht sich rhombisch zusammen. Das Fell ist lang, die Rückenhaare können aufgestellt werden, die Bauchhaare sind sehr weich. Färbung und Musterung sind regional extrem unterschiedlich, weshalb zum Teil die Meinung vertreten wird, es handle sich nicht um eine, sondern um mehrere Arten. Bei Tieren aus den Pampas und Patagonien ist die Körperoberseite einfarbig silbergrau, Individuen aus den Anden und nördlicheren Regionen sind kontrastreich gefleckt und gestreift [3; 8].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ekuador, Paraguay, Peru, Uruguay [5].

Lebensraum und Lebensweise

Die Pampaskatze besiedelt die meisten Lebensräume Südamerikas außerhalb der feuchten Wälder. Sie kommt u.a. im Grasland, Cerrado, Chaco und Monte vor. Sie ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und ernährt sich von Kleinsäugern und bodenlebenden Vögeln [5].

Gefährdung und Schutz

Die Pampaskatze ist in weiten Teilen ihres Areals selten bis sehr selten und scheint weiter abzunehmen. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 wurde sie deshalb als potenziell gefährdet eingestuft [5].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In Zentralperu wird die Pampaskatze als Fleichlieferant und für die Zwecke der Volksmedizin gejagt. Namentlich aus Argentinien wurden früher größere Mengen Pelzfelle exportiert, letztmals 10'826 Stück im Jahr 1987. Die Felle wurden am Rücken aufgeschnitten, damit die langhaarige, gefleckte Bauchseite intakt blieb, und unter der Bezeichnung "Pajonal Cat" oder "Südamerikanische Luchskatze" vermarktet [1; 2; 5].

Kulturelle Bedeutung: In Argentinien, Bolivien, Chile und Peru werden Felle und ausgestopfte Pampaskatzen in Zeremonien verwendet, die in Zusammenhang mit dem Markieren der Lamas und Alpakas stehen. Die Katzen werden als heilige Wesen betrachtet, welche die Fruchtbarkeit der Herden fördern [5].

Haltung

Pampaskatzen können im Zoo ein Alter von über 19 Jahren erreichen [7].

Haltung in europäischen Zoos: Der Londoner Zoo erhielt seine erste Pampaskatze im Jahr 1868. Bis in die 1990er-Jahre wurde die Art in verschiedenen Zoos gehalten, allerdings selten, und wurde auch nachgezüchtet. Seit über 20 Jahren gibt es in Europa aber keine mehr. Die wohl letzte Haltung in einer öffentlich zugänglichen Einrichtung war jene im Parco Faunistico La Torbiera in Oberitalien. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL benötigt ein Paar Pampaskatzen zwei verbindbare Außengehege von je 20 m² bei einer Höhe von 2.5 m sowie ein unterteilbartes innengehege von 12 m².

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege von 40 m² bei einer Höhe von 3 m vor, wobei es sich möglicherweise um einen Fehler handelt, nachdem für größere Katzenarten, wie Luchs, serval etc. nur 30 m² vorgesehen sind; ferner ein 2.5 m hohes Innengehege von 20 m². Für jedes weitere Tier kommen je 10 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 1-2 Tiere 30 m² außen und 15 m² innen erforderlich, für jedes weitere Tier 3 bzw. 1.5 m² mehr (was wohl nicht gutgehen kann).

 Taxonomie und Nomenklatur

Die Pampaskatze wurde 1782 von dem italienischen Jesuiten und Naturforscher Giovanni Ignazio MOLINA  beschrieben, wobei er sowohl die Bezeichnung "il Colocolo" als auch "Felis colocola" gebrauchte. "colocolo" setzte sich in der Folge durch, aber neuerdings wird die Ansicht vertreten, es müsse "colocola" heißen. Bis vor wenigen Jahren wurde die Art in die Gattungen Lynchailurus oder Oncifelis gestellt und oft als "Lynchailurus pajeros" bezeichnet. Neuerdings gehört sie zur Gattung Leopardus. 1994 wurde vorgeschlagen, sie in drei Arten, L. braccata, L. colocolo und L. pajeros mit zusammen 11 Unterarten aufzusplitten. 2020 wurde eine Aufteilung in 5 Arten ohne Unterarten postuliert. Die Katzen-Spezialistengruppe zitiert allerdings auch Quellen, wonach es zwar deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Populationen gäbe, diese aber nicht ausreichten, um verschiedene Arten zu begründen. Sie akzeptiert aber 2017 drei Arten und 10 Unterarten, was sich aber bislang nicht in der Roten Liste niederschlägt. Wir gehen daher provisorisch noch von einer einzigen Art mit 5 Unterarten aus [4; 5; 6: 8]:

  • Zentralchilenische Pampaskatze (L. c.colocola)
  • Anden-Pampaskatze (L. c. garleppi)
  • Südliche Pampaskatze (L. c. pajeros)
  • Brasilianische Pampaskatze (L. c. braccatus)
  • Uruguay-Pampaskatze (L. c. munoai)

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. DOLLINGER, P. (1981) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. KITCHENER, A. C. et al. (22 weitere Autoren) (2017)
  5. LUCHERINI, M. et al. (2016). Leopardus colocolo. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T15309A97204446. http://www.iucnredlist.org/details/15309/0. Downloaded on 17 April 2018.
  6. NASCIMENTO, F. O., CHENG, J. & FEIJÓ, A. (2020)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 20709 mal Letzte Änderung am Dienstag, 28 März 2023 16:23
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx