Wale und Robben

Südlicher Seeelefant

Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina) im Zoo Berlin Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina) im Zoo Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)

D LC 650

Südlicher Seeelefant

Mirounga leonina • The Southern Elephant Seal • L'éléphant de mer du sud

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina) in der Wilhelma Stuttgart © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Die Wurfkolonien (blau) des Südlichen Seeelefanten (Mirounga leonina) und die Isla de Lobos, Uruguay (rot)

 

 

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina), Bulle im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina), Bulle im Marineland Antibes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina), weibliches Tier auf der Isla de Lobos, Uruguay © Peter Dollinger, Zoo Office, Bern

 

 

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina), Kalb bei Gold Harbor, Südgeorgien © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

 

 

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina), Fütterung im Marineland, Antibes © Postkarte

 

 

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Südlicher Seeelefant (Mirounga leonina), Bulle im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Briefmarke Australian Antarctic Territory mit Südlichem Seeelefant (Mirounga leonina) als Motiv

 

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Sondermarken der Falkland-Inseln (2015) zum 20-jährigen Bestehen der Elephant Seal Research Group

 

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Südliche Seeelefanten (Mirounga leonina), Lithografie (1956) von Wilhelm Eigener (1904-1982), der lange Zeit Hausillustrator des Tierparks Hagenbeck war als Motiv

 

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Seeelefanten sind die mit Abstand größten und eindrucksvollsten Robben. Einzelne Tiere wurden sehr populär und waren weit herum unter ihrem Rufnamen bekannt. Selbst nicht gefährdet, sind die Seeelefanten daher ideale Botschafter für den Meeres- und Klimaschutz. Ihr großer Appetit, pro Jahr vertilgt ein erwachsener Seeelefant etwa 18-20 Tonnen Fisch, sorgt allerdings dafür, dass die Zahl der Haltungen klein bleibt.

Körperbau und Körperfunktionen

See-Elefanten sind die größten Robben. Wie die Ohrenrobben zeigen sie einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus: Währenddem die Bullen des Südlichen See-Elefanten (400-)650 cm lang werden und ein Gewicht von (1'500-)3'600 kg erreichen können, werden die Kühe nur 300-350 cm lang und etwa 600-800(-900) kg schwer. Die Nase ist beim Bullen rüsselartig verlängert. Dieser Rüssel, der als Schallverstärker und zum Imponieren dient, kann aufgeblasen werden. Das Haar ist kurz und hart, Unterwolle gibt es nicht. Die Farbe ist oberseits blaugrau bis braun, unterseits heller. Neugeborene Kälber messen etwa 125 cm und sind schwarzbraun gefärbt [1; 7].

Verbreitung

Antarktis und Subantarktis: Antarktis, Argentinien, Australien (mit Macquarie-Inseln), Bouvet-Insel, Chile, Falkland-Inseln, Französische Süd-Territorien (Crozet, Kerguelen), Heard und McDonald-Inseln, Neuseeland (mit subantarktischen Inseln), Sankt Helena, Ascension und Tristan da Cunha, Südgeorgien und Süd-Sandwich-Inseln. Ferner streifen die Tiere in weiter nördlich gelegene Gebiete, so bis Angola, Oman, Peru oder Uruguay [2].

Lebensraum und Lebensweise

Seeelefanten haben ihre Nahrungsgründe zur Hauptsache in den Meeren zwischen 40º südlicher Breite und der Antarktis und ihre Wurfplätze auf Inseln innerhalb dieser Region. Zwischen Nahrungsgrund und Wurfplatz kann eine Distanz von 5'000 km liegen. Sie bilden während der Fortpflanzungsperiode größere Verbände, bei denen die Bullen Harems um sich versammeln. Die Bullen kommen anfangs August auf den jeweiligen Inseln an und kämpfen um Rangordnung und Territorien. Die trächtigen Kühe kommen ab Ende September an und werden in Harems von meist 10-12 Tiere zusammengefasst. Wenige Tage nach Ankunft werden die Kälber geworfen, die dann während 23 Tagen gesäugt und danach an den Rand der Kolonie verbannt werden, um im folgenden Paarungsgeschäft nicht totgedrückt zu werden. Der Haarwechsel findet ebenfalls an Land statt. Danach gehen die Tiere wieder ins Wasser, wo sie einzeln der Nahrungssuche nachgehen. Die Nahrung besteht überwiegend aus Kopffüßern (75%) und Fischen der mittleren und tiefen Wasserschichten. Seeelefanten können bis 2'000 m tief tauchen und bis 120 Minuten unter Wasser bleiben [1; 2; 7].

Im Marineland Antibes wurde ermittelt, dass erwachsene Kühe pro Jahr ca. 3'500 kg Futter zu sich nehmen, ein erwachsener Bulle ca. 8'000 kg, während des Wachstums bis 11'600 kg. Die Nahrungsaufnahme schwankt saisonal. Während der Fortpflanzungsperiode und des Fellwechsels ist sie am tiefsten, nach dem Fellwechsel werden die Energiereserven wieder aufgefüllt. Die beobachtete Futteraufnahme war geringer als die, welche für wildlebende Seeelefanten angenommen wird. Das mag damit zusammenhängen, dass im mediterranen Klima weniger Energie nötig ist, um die Körpertemperatur zu halten, als unter den subarktischen Bedingungen im natürlichen Lebensraum, und dass das Futter serviert wird und nicht mit hohem Energieaufwand erjagt werden muss [3].

Gefährdung und Schutz

An etwa 15 Wurfplätzen werden jährlich um die 200'000 Kälber geboren. Die Art gilt gegenwärtig als sicher und wurde aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als nicht-gefährdet eingestuft [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Im Jahre 2004 hat der Antarctic Research Trust ART vier kleine Inseln im Süden der Falkland Inseln mit einer Gesamtfläche von 130 ha erworben. Diese Inseln waren in der Vergangenheit weder bewohnt noch wurden fremde Tier- und Pflanzenarten eingeführt. Ziel des Ankaufs war, die  Inseln und ihre Bewohner auch in Zukunft vor jeglicher Nutzung zu schützen.Im Jahre 2006 wurden die Inseln von BirdLife International als „Important Bird Area“ ausgewiesen*. Erste Erfassungen der Flora und Fauna im November 2008, 2011 und 2013 ergaben 29 Pflanzenarten, 31 Vogelarten und 3 Robbenarten, darunter der Südliche Seeelefant, der sich hier auch fortpflanzt. Diese Studien wurden gefördert durch den Zoo Zürich, der von 2006-2021 lBeiträge in der Höhe von 711'000 CHF an den ART geleistet hat.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Südliche Seeelefanten wurden während Tausenden von Jahren von den indigenen Völkern Südamerikas und Australiens gejagt. Ab Beginn des 19. bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Bestände kommerziell zur Gewinnung ihrer Speckschicht, die zu einem wertvollen Öl verarbeitet wurde, ausgebeutet. Zuletzt, bis 1964, in Südgeorgien, wo jährlich 6'000 Tiere getötet wurden. Heute sind Seeelefanten nur noch als Attraktion im Tourismus wirtschaftlich relevant [2].

Kulturelle Bedeutung: Als charismatische Tierart hat der Südliche Seeelefant seinen Platz auf zahlreichen Briefmarken der Länder seines Verbreitungsgebiets gefunden.

Haltung

Den publizierten Altersrekord hält ein weibliches Tier, das im Zoo von Antwerpen geboren wurde und ebendort im Alter von 23 Jahren und 8 Monaten starb [6]. Ein wesentliches Problem bei Seeelefanten ist die Aufnahme von Fremdkörpern. Der Südliche Seeelefanten-Bulle "Goliath" des Tierparks Hagenbeck starb 1930 qualvoll an einem verschluckten, abgebrochenen Flaschenhals, ein Seeelefant des Zoo Vincennes an einem verschluckten Tennisball. Als der Nördliche Seeelefantenbulle "Roland" des Berliner Zoos 1961 nach sechsjähriger Haltungsdauer gestorben war, ergab die Sektion eine blutige Magen- und Darmentzündung, verursacht durch zahlreiche verschluckte Pfirsichsteine, Schlackenstücke, Steine, Knöpfe, Holzstäbchen von Speiseeis und einem "Katzenauge". Der bekannte Seeelefantenbulle "Charly" der Stuttgarter Wilhelma musste im Sommer 1996 im Alter von 22 Jahren und 1 Monat eingeschläfert werden, In seinem Magen fand man zwei Stofftiere, Schnuller und unzählige Münzen. Seine Tochter "Isolde" verendete an Kieselsplit, der von Besuchern ins Becken geworfen worden war [1; 4; SZ vom 23.07.2018].

Haltung in europäischen Zoos: Gegenwärtig (2023) gibt es keine Südlichen Seeelefanten in europäischen Zoos. Früher wurden immer wieder Tiere gehalten, zuletzt im Marineland Antibes. Diese lebten zum Teil recht lange. 1977 gelang dem Antwerpener Zoo die erfolgreiche Welterstzucht. Es gab auch sonst zahlreiche Geburten, etwa in den Zoos von Berlin, Duisburg oder Stuttgart, aber die Jungen kamen entweder tot zur Welt oder starben früh. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Seeelefanten sind im Säugetiergutachten 2014 des BMEL nicht erwähnt.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-3 Tiere ein Gehege mit einer Grundfläche von 250 m² und einer Tiefe von 10(!) m vor. Für jedes weitere Tier kommen 40 m² zur Basisflächen dazu. Weshalb die Beckentiefe gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung von 3 auf 10 m erhöht wurde, wurde nicht begründet. Ein so tiefes Becken gibt es weltweit nicht.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für ein Paar mit Jungtier eine Fläche von 400 m² bei einer Tiefe von 3 m erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 40 m² zu vergrößern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Südliche Seeelefant wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Phoca leonina" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1827 wurde er von John Edward GRAY vom British Museum in London in die neue Gattung Mirounga gestellt. Die zweite Art, der Nördliche Seeelefant (Mirounga angustirostris), wurde erst 1866 von dem amerikanischen Zoologen Theodore Nicholas GILL als Macrorhinus angustirostris beschrieben. Die beiden Arten haben keine Unterarten und sind sich sehr ähnlich, Hauptunterschied sind die saisonal unterschiedlichen Fortpflanzungsperioden [2; 7; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  2. HOFMEYR, G.J.G. (2015). Mirounga leonina. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T13583A45227247. http://www.iucnredlist.org/details/13583/0. Downloaded on 16 April 2018.
  3. KASTELEIN, R. A., KERSHAW, J. & WIEPKEMA, P. R. (1991)
  4. KLÖS, H.-G. (1969)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)

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Gelesen 29973 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 14:52
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