Insektenfresser und Fledertiere

Langohrigel

Langohrigel (Hemiechinus auritus aegyptius) im Zoo Dresden Langohrigel (Hemiechinus auritus aegyptius) im Zoo Dresden
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Igelverwandte (ERINACEOMORPHA)
Familie: Igel (Erinaceidae)
Unterfamilie: Stacheligel (Erinaceinae)

D LC 650

Langohrigel

Hemiechinus auritus • The Long-eared Hedgehog • Le hérisson à grandes oreilles

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Langohrigel (Hemiechinus auritus aegyptius) im Zoo Dresden © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung des Langohrigels (Hemiechinus auritus aegyptius)

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus ssp.) im Zoo St. Petersburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus aegyptius) im Zoo Dresden © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus ssp.) aus Astrachan im Forschungszentrum Cernoglovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Langohrigel (Hemiechinus auritus ssp.) aus Astrachan im Forschungszentrum Cernoglovka © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Der Langohrigel ist ein hübscher, kleiner Stacheligel, der gern in Privathand gehalten wird, in Mitteleuropa aber nur ausnahmsweise in einem Zoo zusehen ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Langohrigel ist mit einer Kopf-Rumpflange von 14-20 cm, einer Schwanzlänge von 11-37 mm und einem Gewicht von 110-275 g einer der kleineren Vertreter der Stacheligel. Auffällig sind seine großen, 30-43 mm langen Ohren, welche die Stacheln deutlich überragen. Die Tiere sind relativ langbeinig und haben ein kurzes Gesicht mit spitzer Schnauze. Das Gesicht ist hell gelblichbraun gefärbt, Bauch und Beine sind weiß [1; 2].

Verbreitung

Paläarktis: Afghanistan, Ägypten, China, Irak, Iran, Israel, Kirgistan, Libanon, Libyen, Mongolei, Pakistan, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan, Zypern [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Langohrigel besiedelt Trockensteppen, Halbwüsten und Wüsten, wo er in Trockentälern aufgegebenen Bewässerungskanäle, Waldstücke oder Gebüsche nutzt. Wie andere Igel ist er ein Kulturfolger, der sich gerne in der Nähe menschlicher Siedlungen aufhält. Langohrigel sind im Wesentlichen nachtaktive Einzelgänger. Zum Schlafen ziehen sie sich in selbstgegrabene oder von anderen Tieren verlassene Baue zurück. Sie sind Winterschläfer und können auch einen Sommerschlaf machen. Die Nahrung besteht aus Wirbellosen aller Art und kleinen Wirbeltieren, vermutlich v. a. Echsen und Schlangen, in geringem Umfang aus Pflnzenmaterial [1; 2; 3].

Ab Mai, meist im Juni/Juli werden nach einer 35-42 Tage dauernden Tragzeit 1-6 Junge geboren. Diese öffnen am Ende der 3. Lebenswoche die Augen und werden mit 6 Wochen selbständig [1].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand, und es gibt keine Anhaltspunkte für eine Bestandsabnahme. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurde sie deshalb als nicht-gefährdet eingestuft [2].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Langohrigel werden rasch zahm und werden deshalb gerne als Heimtiere gehalten - in den Ländern des Nahen Ostens auch zur Schabenvertilgung [2].

Haltung

Ein im Zoo Tallinn geborener Langohrigel erreichte dort ein Alter von 7 Jahren und 7 Monaten [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 15 Zoos gehalten, die meisten davon in Russland. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für 1-2 Tiere eine Mindestfläche von 2 m², für für jedes weitere Tier 1.5 m² zusätzlich an. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Tier ein Gehege von 2 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 1 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) verlangt für ein Tier 6 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche  um 0.6 m² zu erhöhen. Die österreichische Vorschrift ist insofern unlogisch, als der etwas größere Afrikanische Weißbauchigel mit nur 2 m² auskommen muss.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Langohrigel wurde 1770 von dem aus Tübingen stammenden deutschen Naturforscher Samuel Gottlieb GMELIN als "Erinaceus auritus" beschrieben. Eine zweite Beschreibung als "Erinaceus platyotis" erfolgte 1842 durch den schwedischen Zoologen Carl Jakob SUNDEVALL. Der Wiener Zoologe Leopold Joseph Franz Johann FITZINGER stellte die Art 1866 in die neue Gattung Hemiechinus. Es werden 4-5 Unterarten differenziert [5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. STUBBE, M. et al. (2016). Hemiechinus auritus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40607A115174672. http://www.iucnredlist.org/details/40607/0. Downloaded on 15 April 2018.
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 18043 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:46
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx