Marder und Stinktiere

Tigeriltis

Tigeriltis (Vormela peregusna) im Zoo Magdeburg Tigeriltis (Vormela peregusna) im Zoo Magdeburg
© Zoo Magdeburg

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)

D VU 650

EEPTigeriltis

Vormela peregusna • The Marbled Polecat • Le putois marbré

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Elias Neideck

 

 

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Approximative Verbreitung des Steppeniltisses (Vormela peregusna)

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Tigeriltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Zoo Magdeburg

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Steppeniltis (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Tigeriltisse (Vormela peregusna syriaca) im Zoo Magdeburg © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Briefmarke mit Tigeriltis-Motiv, Kasachstan

 

 

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Der im Freiland gefährdete Steppeniltis gehört wegen seiner auffälligen Färbung, und weil er überwiegend tagaktiv ist, zu den attraktivsten Musteliden. Er eignet sich daher gut als Botschafter für den Schutz der eurasischen Grasländer, einem zunehmend bedrohten Lebensraum. Er ist jedoch in Zoos nur ausnahmsweise zu sehen, obwohl es ein Europäisches Zuchtbuch gibt.

Körperbau und Körperfunktionen

In Größe und Gestalt ähnelt der Tigeriltis dem im selben Gebiet vorkommenden Steppeniltis (Mustela eversmanni), ist aber viel bunter als jener. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 27-32(-48) cm, eine Schwanzlänge von 12-22 cm und ein Gewicht von 350-750 g.  Die Rüden sind im Mittel wenig größer als die Fähen. Der Körper ist langgestreckt und schlank, die Beine sind relativ kurz, und der buschige Schwanz ist ziemlich lang. Das Gesicht hat eine markante schwarz-weiße Maske. Kehle, Halsunterseite, Bauch, Beine und Schwanzspitze sind schwarzbraun. Die Körperoberseite zeigt schwarze und weiße Flecken auf gelb- bis rotbraunem Grund. Der Schwanz ist grau meliert. Die Fähen haben 4 Paar bauchständige und 1 Paar brustständige Zitzen [2; 4].

Verbreitung

Westliche Paläarktis: Von Südosteuropa, über Kleinasien, dem Mittleren Osten, Kaukasus und Zentralasien bis nach Nordchina und in die Mongolei: Afghanistan, Armenien, Aserbeidschan, Bulgarien, China, Georgien, Griechenland, Irak, Iran, Israel, Kasachstan, Libanon, Mongolei, Montenegro, Nord-Mazedonien, Pakistan, Palästina, Rumänien, Russland, Serbien, Syrien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Tigeriltis kommt in Steppen, Halbwüsten und Wüsten vor und geht im Gebirge bis auf eine Höhe von 3'000 m. Er ist ein einzeln oder paarweise lebender, an Trockengebiete mit großen Nagetierpopulationen angepasster Bodenbewohner. Er gräbt in der Regel keine eigenen Baue, sondern nutzt jene von Zieseln oder größeren Rennmausarten. Er ernährt sich vorab von Renn- und Springmäusen, Hamstern, Zieseln und anderen Nagetieren, nimmt aber auch Echsen und Insekten und frisst gelegentlich Früchte [2; 4].

Ranzzeit ist Ende Winter bis ins Frühjahr. Die Embryonalentwicklung dauert 56-63 Tage, die gesamte Trächtigkeit aber wegen verzögerter Einnistung der befruchteten Eizellen in die Gebärmutterwand bis zu 11 Monate. Ein Wurf umfasst 3-4(-8) Welpen. Diese sind bei der Geburt blind und öffnen ihre Augen erst mit 40 Tagen, beginnen aber schon mit 30 Tagen feste Nahrung zu sich zu nehmen [2; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Tigeriltis wird seit 2008, letztmals überprüft 2015, als gefährdet eingestuft, weil die Bestände in den letzten 10 Jahren um mindestens 30% zurückgegangen sind (Rote Liste: VULNERABLE). Dies wahrscheinlich auf Grund des Verlusts von Lebensräumen, die vor allem in Europa und China in Kulturland umgewandelt werden [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Der Tigeriltis ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Im 6'600 km2 großen Naturschutzgebiet Ikh Nart in der Mongolei teilen die Wildtiere ihren Steppen-Lebensraum mit Hirtengemeinschaften und deren Vieh. Seit 2003 beteiligt sich der Denver Zoo an einem Forschungsprogramm über das Verhalten und die Ökologie der dort vorkommenden Raubtiere mit dem Ziel, ihren Schutz zu verbessern. Im Rahmen des Programms werden Anstregungen zur Verminderung der Wilderei unternommen. Davon profitieren verschiedene Arten, darunter der Tigeriltis. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Der Tigeriltis wird, aus welchen Gründen auch immer, in Israel bejagt, nicht aber in seinem übrigen Verbreitungsgebiet [1].

Haltung

Für eine attraktive Haltung sollten Tigeriltisse nicht in Gitterkäfigen, sondern in bepflanzten,  oben offenen, von ca. 1.5 m hohen, glatten Wänden, Glasscheiben oder elektrifizierten Zäunen begrenzten Freianlagen gehalten werden.

Tigeriltisse können im Zoo ein Alter von 8-9 Jahren erreichen [3].

Haltung in europäischen Zoos:
Außerhalb der Staaten der ehemaligen Sowjetunion sind Tigeriltisse in europäischen Zoos nur sehr selten anzutreffen, gegenwärtig (2023) in Mitteleuropa einzig im Zoo Magdeburg. Für Details siehe Zootierliste.

Es gab ein Europäisches Zuchtbuch für den Tigeriltis, das am Zoo Belfast geführt wurde. Dieses wurde 2022 eingestellt, weil die Art in nur noch einem Zoo nachgezogen wurde.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Tigeriltisse in verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 8 m² Fläche und 2.5 m Höhe gehalten werden, wobei die Festlegung einer Höhe bei einem Graslandbewohner nicht viel Sinn macht.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tigeriltisse ein Außengehege mit einer Grundfläche von 12 m² vor. Für zusätzliche Tiere ist jeweils 1 m² mehr erforderlich, was wohl nicht praktikabel ist. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist der Tigeriltis nicht aufgeführt. Als Orientierungshilfen können die Anforderungen für den Iltis herangezogen werden.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Tigeriltis wurde 1770 vom deutsch-baltischen Naturforscher Johann Anton von GÜLDENSTÄDT aus Riga, als "Mustela peregusna" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1884 stellte ihn der Direktor des Naturhistorischen Museums Braunschweig, der Geheime Hofrat Wilhelm August Heinrich BLASIUS in die monotypische Gattung Vormela. Gegenwärtig werden 6 Unterarten anerkannt [4].

Literatur und Internetquellen

  1. ABRAMOV, A.V. et al. (2016). Vormela peregusna. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T29680A45203971. http://www.iucnredlist.org/details/29680/0. Downloaded on 22 June 2018.
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. WEIGL, R. (2005)
  4. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 16996 mal Letzte Änderung am Samstag, 18 Februar 2023 17:21
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx