Habichtartige

Kaiseradler

Kaiseradler (Aquila heliaca) im Tierpark Berlin Kaiseradler (Aquila heliaca) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Adler (Aquilinae)

D VU 650

EEPKaiseradler

Aquila heliaca • The Imperial Eagle • L'aigle impérial

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Kaiseradler (Aquila heliaca) im Zoo Veszprém © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Kaiseradlers (Aquila heliaca). Dunkelblau: Brutareal; gelb: Winterquartiere

 

 

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Kaiseradler im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Kaiseradler (Aquila heliaca) in Les Aigles du Léman, Sciez (Hochsavoyen) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Kaiseradler (Aquila heliaca) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Kaiseradler (Aquila heliaca) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Ei des Kaiseradlers (Aquila heliaca) © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

 

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"Kaiseradler (Aquila Mogilnik") = Aquila heliaca. Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887) . Gemeinfrei.

 

 

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Bei dem gefährdeten Kaiseradler könnte die Tatsache, dass die Bestände immer noch abnehmen, in der Zoopädagogik genutzt werden, um die Ursachen für die Gefährdung von Greifvögeln zu diskutieren und Maßnahmen für den Greifvogelschutz aufzuzeigen. Allerdings wird die in Mitteleuropa nicht oder nur als unregelmäßiger Gast vorkommende Art in europäischen Zoos deutlich weniger oft gezeigt als der Steinadler.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Gesamtlänge von 72-84 cm, einer Flügelspannweite von 180-215 cm und einem Gewicht von 2'450-4'530 g ist der Kaiseradler etwas kleiner als der Steinadler. Sein Schwanz ist relativ kurz, die Flügel so lang, dass sie zusammengelegt über die Schwanzspitze hinausreichen. Sein Gefieder ist dunkelbraun, es sind weiße Schulterflecken vorhanden. Oberkopf und Nacken sind hellgelblich abgesetzt, der Schwanz hat eine hellgraue Wurzel und eine breite dunkle Endbinde. Jungadler sind gelb- bis hellbraun [2; 4; 5; 6; 7].

Verbreitung

Der Kaiseradler hat eine weite Verbreitung, die in der Paläarktis von Österreich und Tschechien bis nach China und Japan reicht und die Arabische Halbinsel sowie Teile Ostafrikas, Süd- und Südostasiens einschließt. Die Art gilt in über 60 Ländern und abhängigen Gebieten als einheimisch und kommt in weiteren ca. 20 als Gastvogel vor [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kaiseradler lebt in Wäldern, Grasländern und Halbwüsten bis auf eine Höhe von 1'000 m. ü. M.. Zum Brüten ist er auf große Bäume angewiesen, ersatzweise nimmt er auch Leitungsmasten an. Die östlichen Populationen sind Zugvögel, die zwischen September und November in ihre Winterquartiere im südlichen Asien, Arabien oder Ostafrika ziehen und zwischen Februar und Mai zurückkommen. Die westlichen Populationen bestehen überwiegend aus Standvögeln, wobei namentlich Jungvögel auch ziehen [1]. Gejagt werden hauptsächlich kleinere Säugetiere, z.B. Erdhörnchen, Hamster oder Rennmäuse, seltener Vögel, Reptilien oder Amphibien. Daneben wird auch Aas gefressen. Das Gelege besteht aus (1-)2-3 wenig gefleckten weißlichen, 72x56 mm großen Eiern.  Gebrütet wird etwa 43 Tage vom ersten Ei an. Die Küken sind mit 60-70 Tagen flugfähig [4; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Der Kaiseradler hat einen abnehmenden Bestand, der vermutlich bei noch etwas über 10'000 erwachsenen Vögeln liegt. Ein Problem liegt darin, dass durch intensivierte Forstwirtschaft immer mehr geeignete Horstbäume verloren gehen. Viele Vögel sterben auch als Folge von Kollisionen mit Hochspannungsleitungen. Die Art wird seit Jahren als global gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) eingestuft, die gesamteuropäische Population gilt als nicht gefährdet (LEAST CONCERN) und die EU28-Population als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und die Anhänge I und II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten(CMS). Sie ist zudem eine streng zu schützende Tierart nach Anhang I der Vogelschutz-Richtline (2009/147/EG).

Bedeutung für den Menschen

Der Kaiseradler wird als Beizvogel genutzt. Adler sind, unabhängig von ihrer Art, als Symbole für Freiheit, Stärke und Macht kulturell bedeutsam. Der internationale Handel ist unbedeutend. Von 2001-2021wurde weltweit lediglich die Ausfuhr von 11 Wildfängen und 22 Nachzuchten registriert [3].

Haltung im Zoo

Als Höchstalter werden 44 Jahre angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 45 zoologischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich gegen ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Bei diesen handelt es sich fast ausschließlich um Greifvogelparks mit Flugschauen. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Zoo von Liberec geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (Juni 2023) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 große Adler eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einem Volumen von 240 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 15 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für Schauflüge eingesetzte Vögel dürfen nur im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Tierhaltung an der Fessel gehalten werden.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für die Haltung von 1-2 Kaiseradlern eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kaiseradler wurde 1809 von dem französischen Naturforscher Marie Jules César Lelorgne de SAVIGNY unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Nachdem der Westliche Kaiseradler heute als eigene Art (Aquila adalberti) betrachtet wird, gilt A. heliaca als monotypisch [4].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2019). Aquila heliaca (amended version of 2017 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T22696048A155464885. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T22696048A155464885.en  und 2021. Aquila heliaca (Europe assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22696048A166304029. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22696048A166304029.en. Accessed on 06 June 2023..
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)

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Gelesen 19422 mal Letzte Änderung am Dienstag, 06 Juni 2023 15:58
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx