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Reiher

Rohrdommel

Rohrdommel (Botaurus stellaris) im Zoo Zürich Rohrdommel (Botaurus stellaris) im Zoo Zürich
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Stelzvögel (CICONIIFORMES)
Familie: Reiher (Ardeidae)
Unterfamilie: Dommeln (Botaurinae)

D LC 650

Rohrdommel

Botaurus stellaris • The Bittern • Le grand butor

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Rohrdommel (Botaurus stellaris) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Rohrdommel). Dunkelblau: Ganzjahres- und Brutgebiete; gelb: Winterquartiere

 

 

 

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Rohrdommel (Botaurus stellaris). Illustration aus KEULEMANS, J. G. (1876): Onze vogels in huis en tuin. Public Domain.

 

 

 

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Die Rohrdommel ist als zwar global nicht gefährdete, bei uns aber seltene Vogelart sowie wegen ihrer Verhaltensweisen (brüllender Ruf, Pfahlstellung) zoopädagogisch interessant, als einzeln lebenden, dämmerungsaktive und sich den Blicken entziehende Art für das allgemeine Zoopublikum aber wenig attraktiv. Die Zahl der Zoos, wo sie zu sehen ist, hält sich daher in Grenzen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Rohrdommel erreicht eine Gesamtlänge von (64-)70-80 cm, eine Flügelspannweite von 125-135 cm und ein Gewicht von 870-1'940 g. Die Weibchen sind etwas leichter als die Männchen. Der Schnabel ist schwarz, zum Teil grün-gelb, die kurzen Beine sind grünlich. Das Gefieder ist in verschiedenen Brauntönen mit schwarzer und weißer Musterung gefärbt und dient so im Röhricht zur Tarnung. Der Scheitel ist schwarz [3; 4; 6; 7].

Verbreitung

Eurasien und Afrika: Die Rohrdommel hat eine außerordentlich weite Verbreitung mit Brutgebieten in der Paläarktis von den Britischen Inseln bis Sachalin und in Südostafrika, sowie Überwinterungsgebieten in Südasien, Taiwan, Japan und dem nördlichen Savannengürtel Afrikas. Sie gilt in rund 100 Ländern und abhängigen Gebieten als einheimisch (nicht überall brütend) und kommt in einigen weiteren Ländern als Gastvogel vor [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Rohrdommel ist solitär und dämmerungsaktiv. Populationen aus relativ milden Klimaten sind Standvögel, jene aus dem Inneren Eurasiens im Wesentlichen Zugvögel [6]. BREHM [2] weist auf die Fertigkeit der Rohrdommel hin, die sonderbarsten Stellungen anzunehmen: "Wenn sie ruhig und unbefangen steht, richtet sie den Leib vorn etwas auf und zieht den langen Hals so weit ein, daß der Kopf auf dem Nacken ruht; im Fortschreiten hebt sie den Hals mehr empor; in der Wuth bläht sie das Gefieder, sträubt die Hinterhauptsfedern, sperrt den Schnabel etwas auf und wappnet sich zum Angriffe. Wenn sie täuschen will, setzt sie sich auf die Fußwurzeln und streckt Rumpf und Hals, Kopf und Schnabel in einer geraden Linie schief nach oben, so daß sie eher einem alten, zugespitzten Pfahle oder abgestorbenen Schilfbüschel als einem Vogel gleicht."

Die Rohrdommel ernährt sich hauptsächlich von Fischen und Amphibien, frisst aber auch alle möglichen Wirbellosen, ferner Echsen, Vögel und Kleinsäuger. Gebrütet wird im Tiefland an Gewässern mit ausgedehnten Schilfbeständen. Brutzeit ist in Eurasien von März bis Juni. Die Männchen sind polygam, aber die Weibchen brüten einzeln in Schilfgebieten, meist in schwimmenden Nestern. Die Gelege bestehen aus 5-6 (3-7) olivbraunen, ca. 53x38 mm messenden Eiern, die während 25-26 Tagen bebrütet werden. Die Küken beginnen mit etwa 2 Wochen aus dem Nest herauszuklettern. Mit 4-5 Wochen verlassen sie das Nest, mit etwa 60 Tagen sind sie flugfähig [1; 3; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Rohrdommel hat eine außerordentlich weite Verbreitung und einen sehr großen Bestand, der auf 115'000-340'000 Individuen geschätzt wird. Trotz negativem Bestandstrend wurde sie daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang I der Vogelschutzrichtlinie der EU (RL 2009/147/EG)  sowie jeweils unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS) und des African-European Migratory Waterbird Agreements (AEWA).

Situation in Mitteleuropa: In Deutschland gilt die Rohrdommel mit einem Brutbestand von etwa 950-1'100 Paaren als gefährdet, für Österreich mit 170-230 Paaren gilt dasselbe. Aus der Schweiz sind keine sicheren Bruten bekannt [1; 6].

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise wird die Rohrdommel gejagt und ihre Nester werden ausgenommen [1].

Haltung

Das Höchstalter in Menschenobhut wird mit 8 Jahren angegeben [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 10 osteuropäischen Zoos gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Dommeln.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 2 Rohrdommeln eine Voliere mit einer Größe von 20 m²/50 m³ mit Wasserbecken, Verstecken und Aufbaummöglichkeiten vor. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Grundfläche um 2 m² zu erweitern. In Fällen, wo ein Innenraum erforderlich ist, muss dieser eine Grundfläche von 2 m² pro Vogel haben.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Rohrdommel wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Ardea stellaris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Botaurus wurde 1819 vom englischen Zoologen James Francis STEPHENS eingeführt. Es werden zwei Unterarten anerkannt [3].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Botaurus stellaris. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22697346A86438000. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22697346A86438000.en und (2015). Botaurus stellaris. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22697346A60160978. Downloaded on 22 December 2019.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J. (eds., 1992)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. MAUMARY, L. et al. (2007)
  7. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)

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