Prachtfinken und Finken

Karmingimpel

Karmingimpel (Carpodacus erythrinus), Hahn im Neora Valley-Nationalpark, Darjeeling, Westbengalen Karmingimpel (Carpodacus erythrinus), Hahn im Neora Valley-Nationalpark, Darjeeling, Westbengalen
© Dibyendu Ash auf Wikimedia Commons, veröffentlicht unter CC BY-SA 4.0-Lizenz

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Tribus: Carpodacini

D LC 650

Karmingimpel

Carpodacus erythrinus • The Common Rosefinch • Le roselin cramoisi

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Karmingimpel (Carpodacus erythrinus), Henne am Baur Reservoir, Uttarakhand, Indien © Dibyendu Ash auf Wikimedia Commons, Format geändert, veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported International-Lizenz

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Karmingimpels (Carpodacus erythrinus). Dunkelblau: Jahres- und Brutareale; gelb: Winterquartiere

 

 

 

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Der Karmingimpel ist eine nicht-gefährdete asiatische Art, die seit etwa 1930 ihr Areal nach Europa ausgedehnt hat. Bei uns ist sie ein seltener Brutvogel, was ihre Präsentation im Zoo besonders interessant macht. Allerdings wird sie nur in wenigen Einrichtungen, überwiegend Vogelparks, gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Karmingimpel erreicht eine Gesamtlänge von 13-15 cm, eine Flügelspannweite von 24-26.5 cm und ein Gewicht von 17-33 g. Es besteht ein Geschlechtsdichromatismus: Beim Hahn sind Kopf, Kehle, Brust, Flanken und Hinterrücken karminrot, die Schultern und Flügel braun, und der Bauch ist weiß. Die Hennen sind hellbraun mit dunkler Streifung und weißer Kehle und Bauch [2; 3; 5; 7].

Verbreitung

Als Brutvogel in der Paläarktis von Skandinavien und Osteuropa bis Kamtschatka und Sachalin weit verbreitet, seit etwa 1930 mit Ausbreitungstendenz nach Westen. Um 1960 wurde er in Polen, Ostdeutschland, Südfinnland und Südschweden heimisch. Heute ist er im deutschsprachigen Raum ein lokaler Brutvogel, ebenso in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Dänemark. Winterquartiere in Südasien. Die Art gilt in etwa 60 Ländern als einheimisch, in den meisten als Brutvogel. in gegen 20 weiteren Ländern und Gebieten tritt sie als Gastvogel auf [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Karmingimpel ist nicht auf einen bestimmten Lebensraum fixiert, sondern besiedelt unterschiedlichste Habitate, was ihn in die Lage versetzt, auch vom Menschen geschaffene Landschaften - Agrarland, Parks und Gärten - für sich zu erschließen. Er ernährt sich hauptsächlich von Sämereien, nimmt aber auch anderes pflanzliches Material und Wirbellose zu sich. Gebrütet wird ab Ende Mai bis Juli. Es gibt in der Regel nur eine Jahresbrut. Das Gelege, bestehend aus 5 (3-6) blaugrünen, spärlich gefleckten, ca. 20x14.5 mm großen Eiern wird während 12-13 Tagen allein von der Henne ausgebrütet, die während dieser Zeit vom Partner gefüttert wird. An der Jungenaufzucht beteiligen sich beide Eltern. Die Jungen verlassen das Nest im Alter von 10-15 Tagen [2; 3; 4; 7; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Karmingimpel hat eine außerordentlich weite Verbreitung und einen großen Bestand, der weltweit auf 60-120 Millionen erwachsene Vögel geschätzt wird. Trotz tendenziell etwas abnehmendem Bestand wird die Art daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Mit Wirksamkeit auf den 22.06.2021 wurde die ukrainische Population in Anhang III CITES aufgenommen, was auch bedeutet, dass bei der Einfuhr aus allen anderen Ländern ein Ursprungszeugnis erforderlich ist.

Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. In der Europäischen Vogelschutzrichtlinie ist sie nicht erwähnt.

Situation in Mitteleuropa: In Deutschland ist der Karmingimpel eine besonders geschützte Art nach Bundesnaturschutzgesetz und fällt unter die Bundesartenschutzverordnung, in der Schweiz ist er nach Jagdgesetz geschützt. Die Bestände werden in Deutschland auf 600-950, in Österreich auf 150-250, in der Schweiz auf 50-70, in Luxemburg auf 0-2 und in Liechtenstein auf 5-15 Brutpaare geschätzt [1; 6].

Bedeutung für den Menschen

Die Vögel werden gebietsweise für den lokalen / nationalen Heimtiermarkt gefangen [1].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur wenigen Zoos gezeigt, von denen sich die meisten im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt das Kleinvogel-Gutachten des BML von 1996 für ein Paar Karmingimpel einen Käfig mit den Mindestmaßen 80x40x40 cm (LxBxH) vor. Für jeweils 1-2 weitere Vögel ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Bei der Haltung in Außenvolieren muss ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m² für bis zu 20 Vögel vorhanden sein.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) ist für ein Paar ein Käfig mit den Mindestmaßen 120x50x80 cm (LxBxH) erforderlich. Für jeweils 2 weitere Vögel ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Den Tieren sind Volieren mit natürlicher Bepflanzung von Sträuchern, Laubgehölzen und Koniferen einzurichten, was bei den vorgegebenen Käfigmaßen nicht möglich ist. Bei Schwarmhaltung ist auf ausreichende Versteckmöglichkeiten zu achten. Eine Badegelegenheit ist erforderlich. Die Vögel dürfen ganzjährig in Außenvolieren gehalten werden, sofern ihnen ein trockener und zugfreier Schutzraum oder überdachter geschützter Volierenteil zur Verfügung steht.

Gemäß Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) ist für bis zu 4 Finken (explizit genannt nur der Kanarienvogel) ein Käfig mit einer Grundfläche von 2'400 cm²und einer Höhe von 50 cm mit Badegelegenheit vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 500 cm² zu erhöhen

Taxonomie und Nomenklatur

Der Karmingimpel wurde 1770 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Loxia erythrina" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Carpodacus wurde 1829 vom Darmstädter Naturforscher Johann Jakob von KAUP eingeführt [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Carpodacus erythrinus (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22720556A111130806. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-1.RLTS.T22720556A111130806.en und (2015). Carpodacus erythrinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22720556A60284868. Downloaded on 02 February 2020.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HEINZEL, H., FITTER, R. & PARSLOW, J. (1977)
  6. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  7. MAUMARY, L. et al. (2007)
  8. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)

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