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Hyänen, Schleichkatzen, Mangusten

Schmalstreifenmungo

Schmalstreifenmungo (Mungotictis decemlineata) im Berliner Zoo Schmalstreifenmungo (Mungotictis decemlineata) im Berliner Zoo
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Madagaskar-Raubtiere (Eupleridae)
Unterfamilie: Madagaskar-Mungos (Galidiinae)

D EN 650

EEPSchmalstreifenmungo

Mungotictis decemlineata • The Narrow-striped Mongoose • La mangouste à dix raies

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Schmalstreifenmungo (Mungotictis decemlineatus) bei Kirindy, Madagaskar © Heinonlein auf Wikimedfia Commons; veröffentlicht unter Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Schmalstreifenmungos (Mungotictis decemlineata)

 

 

 

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Sich paarende Schmalstreifenmungos (Mungotictis decemlineata) im Berliner Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Schmalstreifenmungo (Mungotictis decemlineata) mit Jungtier im Berliner Zoo © Peter Griesbach, Zoo Berlin

 

 

 

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Schmalstreifenmungo (Mungotictis decemlineata) im Berliner Zoo © Peter Griesbach, Zoo Berlin

 

 

 

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Schmalstreifenmungo (Mungotictis decemlineata) im Berliner Zoo © Peter Griesbach, Zoo Berlin

 

 

 

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Schmalstreifenmungo (Mungotictis decemlineata) im Berliner Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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"Galidictis vittata" Illustration von Benjamin Waterhouse HAWKINS in den Proceedings of the Zoological Society of London, 1848

 

 

Weitere Bilder bei BioLib

Der Schmalstreifenmungo ist in seiner Heimat stark gefährdet. Er wird in Europa nur selten gehalten, obwohl die Tiere tagaktiv, relativ sozial, sehr geschäftig und damit für das Publikum sehr attraktiv sind und sich daher als Botschafter für Natur- und Artenschutz in Madagaskar bestens eignen würden.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schmalstreifenmungo erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 26-30(-33) cm und eine Schwanzlänge von 19-22 cm. Das Gewicht liegt zwischen 450 und 740 g. Einen Sexualdimorphismus gibt es nicht. Die Gestalt ist ähnlich wie die der echten Mungos. Die Schnauze ist lang und zugespitzt. Die Zehen sind durch kurze Schwimmhäute verbunden und die Krallen sind lang und nicht rückziehbar. Die Grundfarbe des Fells ist oberseits gräulich-braun gesprenkelt mit 8-10 schmalen, dunkeln Längsstreifen, die Unterseite ist orange-braun oder beige ohne Streifen. Auch der buschige Schwanz ist ungestreift [2; 4].

Verbreitung

Madagaskar: In der Region von Menabe nahe der Westküste [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schmalstreifenmungo besiedelt laubabwerfende Trockenwälder vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 125 m. Er ist teils baum-, teils bodenlebend und überwiegend tagaktiv. Er ernährt sich überwiegend von Insekten, nimmt aber auch Kleinsäuger, Vögel und Reptilien, einschließlich großer Boas, sowie Honigwaben [4].

Die Tiere leben meist in Elternfamilien von 6-8 Tieren. Nch einer Tragzeit, die zwischen 74 und 106 Tagen liegen dürfte, wird jeweils nur ein Junges geboren. Dieses wiegt bei der Geburt etwa 50 g und ist vollständig behaart. Der Gehörgang und die Augen sind offen, am vierten Tag stoßen die ersten Schneidezähne durch. Mit 2  Monaten wird das Junge entwöhnt, das bereits mit 2 Wochen begonnen hatte, feste Nahrung zu sich zu nehmen [2; 4].

Gefährdung und Schutz

Das Verbreitungsgebiet des Schmalstreifenmungos ist isoliert und stark fragmentiert. Die restlichen Waldflächen seines Lebensraums werden weiterhin zugunsten von landwirtschaftlichen Flächen gerodet. Hunde machen außerdem Jagd auf diese Art. Da der Lebensraum seit 2009 verstärkt abgenommen hat, wird eine massive Bestandsabnahme prognostiziert, weshalb die Art 2015 als stark gefährdeteingestuft wurde (Rote Liste: ENDANGERED) [2].

Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Seit 2020 unterstützen Zoo und Tierpark Berlin die in Göttingen basierte Organisation "Chances for Nature" bei hren Bemühungen zum Schutz des Kirindywaldes in West-Madagaskar. Die Organisation arbeitet eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen, unterhält im Gebiet eine Forschungsstation, betreibt Umweltbildung und ist an einem Wiederaufforstungsprogramm beteiligt. Der Kirindy-Wald hat eine Fläche von 125 km². Er liegt im Menabe-Antimena-Schutzgebiet. Er gehört zu den Hotspots der Artenvielfalt und ist der bedeutendste verbliebene Trockenwald Madagaskars. Zu den zahlreichen Arten, die vom Schutz profitieren gehört der Schmalstreifenmungo die Fossa die Madagassische Riesenratte der Mähnenibis. mehr ...
  • Der Berliner Zoo unterzeichnete 1995 einen Partnerschaftsvertrag mit dem Zoo Tsimbazaza in Antanarivo, der Hauptstadt Madagaskars. In gemeinsamer wissenschaftlicher Arbeit wird versucht, die Biologie von Schleichkatzen und anderen kleinen Säugetieren zu erforschen und die Haltungs- und Pflegebedingungen zu optimieren. 1997 wurde ein erstes Paar Schmalstreifenmungos importiert. Seitdem ist es mehrfach zur Zucht gekommen. 1999 reiste der erste in Berlin geborene Schmalstreifenmungo zurück nach Madagaskar. Im Jahr 2002 erhielt der Durrell Wildlife Conservation Trust auf Jersey drei Schmalstreifenmungos vom Berliner Zoo. Nach drei Jahren kam es auch dort erstmals zu einer Nachzucht.

Bedeutung für den Menschen

Keine Angaben. Wohl in etwa gleich wie Ringelschwanzmungo.

Haltung

Die Welterstzucht gelang im Jahr 1998 dem Zoo Berlin. Im Zoo können Schmalstreifenmungos ein Alter von 11-12 Jahren erreichen [5].

Haltung in europäischen Zoos:
 Die Art wird in weniger als 10 Zoos gehalten, hauptsächlich im Vereinigten Königreich. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB) für diese Art, das am Zoo Berlin geführt wird.

Zoogestützte Forschung: Im Rahmen einer Bachelorarbeit an der Georg-August-Universität Göttingen wurde 2020 anhand der Tiere im Zoo Berlin erstmalig ein Lautrepertoire dieser Art erstellt. Die Studie bildet die Grundlage für weitere Untersuchungen zur akustischen Kommunikation bei Nördlichen Schmalstreifenmungos auf Madagaskar.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 liegt der Flächenbedarf für 2 verträgliche Tiere bei 12 m². Dieser Raum ist in zwei verbindbare Einzelgehege zu unterteilen. Bei dauernder Einzelhaltung sollen mindestens 10 m² angeboten werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere Innengehege mit einer Grundfläche von 20 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 3 m² dazu. In der Vorgänger-Verordnung waren nur 12 m² für 1-2 Tiere und zusätzlich 4 m² für jedes weitere vorgeschrieben. Für die Erhöhung gab es weder eine Begründung noch einen Anlass. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind Madagaskarmungos nicht explizit genannt. Es dürften die gleichen Anforderungen gelten, wie für den Fleckenmusang.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Geschichte der Erstbeschreibung dieser Art ist recht verwirrlich und ist hier möglicherweise nicht 100% richtig wiedergegeben: 1848 erschien in den Proceedings of the Zoological Society of London die Abbildung eines als Galidictis vittata GRAY bezeichneten Tiers, bei dem es sich, wie die Illustration von Benjamin Waterhouse HAWKINS zeigt, unzweifelhaft um einen Schmalstreifenmungo handelte. Dieser wurde aber erst 1867 vom französischen Naturforscher Alfred GRANDIDIER als Galidia decemlineata beschrieben. 1915 transferierte Reginald Innes POCOCK vom Londoner Naturhistorischen Museum Galidictis vittata in die neue Gattung Mungotictis, wobei ihm die Beschreibung von GRANDIDIER offenbar entgangen war. Nachdem die Artbezeichnung vittatus bereits anderweitig belegt war, heißt der Schmalstreifenmungo heute Mungotictis decemlineata (A. GRANDIDIER, 1867). Mungotictis ist eine monospezifische Gattung von der zwei Unterarten beschrieben sind [2; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  2. HAWKINS, F. (2015). Mungotictis decemlineata. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T13923A45199764. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-4.RLTS.T13923A45199764.en. Accessed on 12 February 2023.
  3. WEIGL, R. (2005)
  4. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 14705 mal Letzte Änderung am Freitag, 24 November 2023 16:19