Aras und Keilschwanz-Sittiche

Lear-Ara

Lear-Ara (Anodorhynchus leari) im Loro Parque, Tenerife Lear-Ara (Anodorhynchus leari) im Loro Parque, Tenerife
Loro Parque

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Eigentliche Papageien (Psittacinae)
Tribus: Neuweltpapageien (Arini)

D EN 650

Lear-Ara

Anodorhynchus leari • The Lear's Macaw • L'ara de Lear ou ara cobalt

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Lear-Aras (Anodorhynchus leari) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Lear-Aras (Anodorhynchus leari)

 

 

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Drei Wochen alter Lear-Ara (Anodorhynchus leari) im Loro Parque, Tenerife © Loro Parque (Pressefoto)

 

 

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Lear-Ara-Nachzuchten (Anodorhynchus leari) im Loro Parque, Tenerife © Loro Parque (Pressefoto)

 

 

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Wild lebende Lear-Aras (Anodorhynchus leari) in Brasilien © Matthias Reinschmidt, Zoo Karlsruhe

 

 

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Lear-Aras (Anodorhynchus leari)im Loro Parque, Tenerife © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Lear-Ara (Anodorhynchus leari) im Loro Parque, Tenerife © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Lear-Ara (Anodorhynchus leari) im Loro Parque, Tenerife © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der stark gefährdete Lear-Ara war in Europa stets seltener anzutreffen als der größere und attraktiver gefärbte Hyazinthara. Gegenwärtig ist er nur noch in sehr wenigen Zoos zu sehen, die sich zum Teil auch um die Erhaltung der Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bemühen.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Gesamtlänge von 75 cm und einem Körpergewicht von 940 Gramm ist der Lear-Ara deutlich kleiner als der Hyazinthara und in Gegensatz zu diesem ist sein Gefieder nicht kobaltblau, sondern grünlich- oder gräulichblau, und die federlose Partie an der Basis des Unterschnabels ist blasser gelb. Der Schnabel ist grau-schwarz, die Iris dunkelbraun und die Füße sind dunkelgrau [2; 4; 6; 7; 10; 11]. 

Verbreitung

Südamerika: Brasilien, im Nordosten des Bundesstaates Bahia. [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Lear-Ara lebt in der trockenen Caatinga mit Sandsteinfelsen, in denen geschlafen und genistet wird, und Licuri-Palmhainen, die seine Hauptnahrung produzieren: Pro Tag frisst ein Vogel bis zu 350 Palmnüsse. Daneben werden Früchte, Agavenblüten etc. aufgenommen und gelegentlich Maisfelder heimgesucht. Es werden in der Regel vermutlich 2 Eier gelegt, die etwa 28 Tage bebrütet werden. Die Nestlingszeit beträgt rund 90 Tage und mit 8-12 Monaten werden die Jungvögel selbständig. [1; 5; 11] 

Gefährdung und Schutz

Der Lear-Ara hatte wahrscheinlich schon natürlicherweise ein sehr kleines Verbreitungsgebiet und auch eine kleine Gesamtpopulation. Die ohnehin schon kleinen Bestände wurden durch den Fang für den Tierhandel weiter dezimiert. Bis 2008 galt die Art als unmittelbar von Aussterben bedroht. Dank intensiven Schutzprogrammen stiegen der Bestand aber wieder an. Seit 2009 wird der Lear-Ara nur noch als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). 2018 lebten im Freiland wieder 1'694 Vögel [1; 12].

Die Bestandsgröße ist stark abhängig von der Hauptnahrungsquelle, der Vögel, den Nüssen der Licuripalme (Syagrus coronata). Ein großer Teil dieser Palmbestände wurde in Viehweiden umgewandelt und viele andere Palmbestände sind durch Feuer bedroht [1; 12].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

Bedeutung für den Menschen

Die Art wurde früher zur Gewinnung von Fleisch bejagt und für den internationalen Tierhandel gefangen. Von 2001-2018 registrierte Brasilien die legale Ausfuhr von 7 Wildfängen. Ferner gab es gelegentlich in geringem Umfang illegale Exporte. Im selben Zeitraum wurden weltweit Ausfuhren von 77 Nachzuchtvögeln registriert. Davon kamen 51 aus Katar [1; 3].

Haltung

Als Höchstalter in menschlicher Obhut werden 43 Jahre und 6 Monate angegeben [13]. Ab 2019 gab es ein  Internationales Zuchtbuch , das am Zoo von São Paulo geführt, aber nach kurzer Zeit wieder aufgegeben und archiviert wurde.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur noch ganz wenigen Zoos gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Nach Deutschland gelangten Lear-Aras erstmals 1883 in den Berliner und 1893 in den alten Hamburger Zoo. Gezüchtet wurde die Art erstmals in den Vereinigten Staaten (wohl 1982 im Tampa Bush Garden). Die europäische Erstzucht gelang am 14. Mai 2007 im Loro Parque [7; 10].

Am 4. Februar 1944 evakuierte der Berliner Zoo - nebst vielen anderen Papageien - seine zwei Lear-Aras in den Zoologisch-Botanischen Garten Mülhausen im Elsass [10]. Nach dem Krieg tauschte der Zoo Mülhausen einen Teil dieser Kollektion gegen ein paar Zwergziegen mit dem Zoo Basel, weil ihm die Fütterung zu teuer wurde. So gelangten die Lear-Aras in den Basler "Zolli", wo sie zunächst weiterhin auf Bügeln gehalten wurden. Später kamen sie in den neuen Papageien-Pavillon, wo sie bei gutem Wetter tagsüber draußen auf einem Kletterbaum gehalten wurden. Der eine der beiden Vögel angekettet, sein Partner freifliegend.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Fläche von 4 x 2 m und einer Höhe von 2 m erforderlich, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 2 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.1.2022) sind Aras mindestens paarweise zu halten. Für ein Paar ist eine bei Bedarf unterteilbare Innenvoliere mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 10 m² und einem Volumen von 30 m³ vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 1 m² zu erweitern. Ein Aussengehege ist fakultativ. Ist dieses vorhanden und permanent zugänglich, so können dessen Maße ans Innengehege angerechnet werden, wobei maximal ein Drittel des Innengeheges durch das Außengehege ersetzt werden kann. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 1.1.2022) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 4 x 2 m Fläche und einer Höhe von 3 m sowie einen Schutzraum von 2 m² / 2 m Höhe mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern. 

Taxonomie und Nomenklatur

Der Lear-Ara wurde 1856 von Prinz Charles Lucien Jules Laurent BONAPARTE unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es gibt keine Unterarten. Möglicherweise bilden A. leari und A. glaucus eine Superspezies [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Anodorhynchus leari (amended version of 2019 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22685521A176030480. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22685521A176030480.en . Downloaded on 18 December 2020.
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE GRAHL, W. (1979/82)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  8. HAMMER, S. & WATSON, R. (2011)
  9. KLÖS, H. G. (1969)
  10. LANTERMANN, W. (1984)
  11. LEPPERHOFF, R. (2004)
  12. WAUGH, D. (2014) in GF 61, 4: 15.
  13. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012)

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Gelesen 15534 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 30 August 2023 08:04
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx