Amazonen-Verwandte

Blaukappenamazone

Blaukappenamazone (Amazona finschi) im Welt-Vogelpark Walsrode Blaukappenamazone (Amazona finschi) im Welt-Vogelpark Walsrode
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Papageienvögel (Psittaciformes)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Eigentliche Papageien (Psittacinae)
Tribus: Neuweltpapageien (Arini)

D EN 650

Blaukappenamazone

Amazona finschi • The Lilac-crowned Amazon • L'amazone à couronne lilas

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Blaukappenamazone (Amazona finschi) im Loro Parque, Teneriffa © Loro Parque (Pressefoto)

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Blaukappenamazone (Amazona finschi)

 

 

 

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Blaukappenamazone (Amazona finschi) im Welt-Vogelpark Walsrode © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Die in ihrem Ursprungsland stark gefährdete Blaukappenamazone ist nicht häufig im internationalen Handel, der sich weitgehend auf Nachzuchtvögel verlagert hat, seit die Art unter CITES-Anhang I fällt. Sie ist auch nur in wenigen in europäischen Zoos anzutreffen

Körperbau und Körperfunktionen

Die Blaukappenamazone weist eine Gesamtlänge von 31-34 cm und ein Gewicht von 282-312 Gramm auf. Der Schnabel ist hornfarben, die Iris orange und die Füße grünlichgrau. Stirn und Zügel sind braunrot, die grünen Federn an Scheitel, Nacken und Halsseiten mit blauen Spitzen [2; 4; 7].

Verbreitung

Mittelamerika: Entlang der Pazifikküste in Mexiko [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Blaukappenamazone besiedelt Berghänge zwischen 500 und 1’800 m, gelegentlich bis zu einer Höhe von etwa 2'200 m. Sie bevorzugt waldreiche Gebiete. Saisonal ist sie auch im Tiefland anzutreffen, brütet dort aber nicht. Außerhalb der Brutzeit tritt sie stets in Schwärmen auf. Die Vögel ernähren sich von Beeren, Früchten, namentlich wilden Feigen, Blüten, Samen und Nüssen. Zudem besuchen sie zum Leidwesen der Pflanzer auch Bananenplantagen und Getreidefelder. In der Trockenzeit, von November bis Juni, kann man sie zu Hunderten auf ihren Nachtruheplätzen beobachten. Genistet wird in natürlichen Baumhöhlen oder Spechthöhlen. Die Gelege bestehen vermutlich meist aus zwei Eiern, die während 28-29 Tagen bebrütet werden. Die Jungen bleiben etwa 60 Tage im Nest [7].

Gefährdung und Schutz

Der illegale Handel mit wilden Blaukappenamazonen ist weitverbreitet und häufig, da die Tiere relativ einfach zu fangen sind. Diese Art gehört auch zu den am häufigsten konfiszierten Papageien in Mexiko. Der Lebensraumverlust bedroht die Bestände zusätzlich. Diese Gründe führten zu einem starken und schnellen Rückgang der Bestände. Diese Amazone wurde deshalb 2006 als gefährdet beurteilt und gilt seit 2014 als stark gefährdet, was zuletzt 2020 bestätigt wurde (Rote Liste: ENDANGERED) [1].

Der internationale Handel ist seit 2005 nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Von 2001-2004 meldete Mexiko die Ausfuhr von 369 Wildfängen, von 2005-2018 waren es unter dem Regime von CITES-Anhang I noch 10. Von 2001-2018 wurden weltweit Exporte von 458 Nachzuchtvögeln registriert, wovon 179 aus Südafrika kamen [3].

Haltung

Die Welterstzucht gelang 1948 in Privathand in den USA, die erste Zoo-Nachzucht 1951 im San Diego Zoo [7]. Das Höchstalter wird mit 30 Jahren und 9 Monaten angegeben [8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund einem Dutzend Zoos gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung von eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 2 m² und einer Höhe von 1 m erforderlich, der in mindestens 80 cm Höhe aufzustellen ist, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2022) sind Amazonen mindestens paarweise zu halten. Für ein Paar ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.7 m² und einer Höhe von 120 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.1 m² zu erweitern. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2022) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 6 m² und einer Höhe von 2 m sowie einen Schutzraum von 1 m² / 2 m Höhe mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Blaukappenamazone wurde 1864 vom englischen Juristen und Naturforscher Philip SCLATER als "Chrysotis finschi" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Amazona wurde 1830 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON eingeführt. Sie bildet eine Superspezies mit Amazona autumnalis. Es wurde eine Unterart A. f. woodi beschrieben, die aber gegenwärtig nicht anerkannt wird [5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Amazona finschi. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22686268A179290500. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22686268A179290500.en . Downloaded on 18 December 2020.
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE GRAHL, W. (1979/82)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  7. LANTERMANN, W. (2007)
  8. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012)

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Gelesen 15659 mal Letzte Änderung am Freitag, 25 März 2022 16:53
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx