Halbaffen

Rotbauchmaki

Rotbauchmakis (Eulemur rubriventer) im Zoo Heidelberg Rotbauchmakis (Eulemur rubriventer) im Zoo Heidelberg
© Thomas Bersch, Heidelberg

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Halbaffen (Prosimiae / Strepsirrhini)
Teilordnung: Maki-Verwandte (Lemuriformes)
Familie: Makis (Lemuridae)

D VU 650

EEPRotbauchmaki

Eulemur rubriventer • The Red-bellied Lemur • Le lémur à ventre rouge

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Männchen im Espace Animalier de la Haute-Touche, Obterre © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Rotbauchmakis (Eulemur rubriventer)

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Weibchen im Espace Animalier de la Haute-Touche, Obterre © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Weibchen in der Vallée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Männchen im Espace Animalier de la Haute-Touche, Obterre © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Weibchen im Espace Animalier de la Haute-Touche, Obterre © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Weibchen im Kölner Zoo © Rolf Schlosser, Kölner Zoo

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer) in begehbarem Gehege in der Ballée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern


 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Weibchen im Zoo Heidelberg © Thomas Bersch, Heidelberg

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Weibchen mit Jungtier im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Rotbauchmaki (Eulemur rubriventer), Männchen im Zoo Posen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der in seiner Heimat gefährdete Rotbauchmaki war früher in Zoos eine Seltenheit. Dank einem gut funktioierenden Zuchtprogramm ist er heute in Europa ziemlich häufig anzutreffen, hauptsächlich in Großbritannien und Frankreich.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Halsbandmaki ist ein mittelgroßer Lemur mit einer Kopf-Rumpflänge von 35-40 cm und einer Schwanzlänge von 43-53 cm. Als Gewicht werden 2 kg angegeben, bei wildlebenden Tieren dürfte es aber geringer sein. Das Fell ist lang und sehr dicht, damit der Regen daran abperlen kann. Es besteht ein deutlicher Geschlechtsdichromatismus: Bei den Männchen ist die Körperoberseite einheitlich kastanienbraun, die Unterseite kupferrot, was zur Namensbezeichnung geführt hat. Kopfoberseite und Schwanz sind dunkel- bis schwarzbraun. Über die Stirn zieht ein rotbraunes Band und um die Augen hat es weiße Abzeichen. Bei den Weibchen ist die Körperoberseite ebenfalls kastanienbraun, die Unterseite aber cremefarben. Das Gesicht ist dunkel, die weißen Abzeichen um die Augen fehlen oder sind nur rudimentär ausgebildet Die Iris ist bei beiden Geschlechtern rot-braun [3; 7].

Verbreitung

Nord- und Ostmadagaskar [1].

Lebensraum und Lebensweise

Rotbauchmakis leben hauptsächlich in feuchten Primärwäldern von der Hügelzone bis auf 2'400 m Höhe im Tsaratanana Massif. Sie kommen auch in Sekundärwäldern vor, tolerieren diese aber nicht, wenn sie zu stark beeinträchtigt sind. Die Tiere sind kathemeral, d.h. sie haben Aktivitätsphasen sowohl tagsüber als auch nachts, wobei sie nachtsüber vermutlich etwas aktiver sind. Gruppen bestehen in der Regel aus etwa zehn Individuen, einem Elternpaar und dessen Nachkommen. Sie haben ein Streifgebiet von 12-15 ha. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Früchten, hinzu kommen Blüten, Nektar und Wirbellose, hauptsächlich Tausendfüßer [1; 7].

Die Tragzeit beträgt (120-) 123-127 Tage. Die Geburten fallen im Ursprungsgebiet von September bis Oktober an (in Nordamerika von März bis Juni). In einer Gruppe wird meist nur ein Junges pro Jahr geboren und die Jugendsterblichkeit liegt bei rund 50%. Zwillinge sind selten. Das Geburtsgewicht beträgt 60-90 g. Mit 3-4, nach anderen Quellen 6-7 Monaten sind die Jungen entwöhnt. Mit 16 Monaten können Weibchen erstmals erfolgreich gedeckt werden [2; 7].

Gefährdung und Schutz

Lebensraumverlust und gebietsweise starker Jagddruck führten zu einer Bestandesabnahme von rund 30% innerhalb der letzten 24 Jahre. Die Art wird daher seit 1990, letztmals bestätigt 2018, als gefährdet beurteilt  (Rote Liste: VULNERABLE) [1].

Der Internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die 1989 von den Zoos von Köln, Mülhausen im Elsass und Saarbrücken sowie der Universität Straßburg gegründete Association Européenne pour l'Étude et la Conservation des Lémuriens (AEECL), der mittlerweile etwa 30 Zoos angehören, betreibt auf der Sahamalaza-Halbinsel in Nordwestmadagaskar ein langfristiges Schutz- und Forschungsprogramm. Dieses hat 2001 zur Einrichtung eines UNESCO-Biosphärenreservats und 2007 zur Schaffung des Nationalparks Sahamalaza-Iles Radama geführt. Neben der Forschung hat AEECL ein gemeindebasiertes Management der natürlicher Ressourcen in Sahamalaza initiiert und geholfen, lokale Verbände in den Dörfern der vier Gemeinden in der Peripherie des Schutzgebiets zu gründen. Die Verantwortung für die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen wird schrittweise an die lokalen Gemeinschaften abgegeben. Vom Programm profitiert nebst anderen Arten der Rotbauchmaki. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Rotbauchmakis werden auf Madagaskar wegen ihres Fleischs bejagt bzw. mit Fallen gefangen [1]. Von 1977-2017 meldete Madagaskar lediglich Ausfuhren von Wissenschaftsmaterial, nach 2009 gar nichts mehr. Im selben Zeitraum wurden weltweit nur 27 Nachzuchttiere international ausgetauscht [4].

Haltung

Als Altersrekord wird von WEIGL 20 Jahre angegeben, die ein in den USA gehaltener Wildfang erreicht hat [8].

Im Zoo Rheine wird die Art im "Lemurenwald" vergesellschaftet mit Kattas, Kronenmakis, Roten Varis und Schwarzweißen Varis gehalten, im Zoo Leipzig zusammen mit Strahlenschildkröten [Zootierliste].

Haltung in europäischen Zoos: Der Rotbauchmaki wird in über 50 Zoos gehalten, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Das Schwergewicht der Haltung liegt in Frankreich und England.  Für Details siehe Zootierliste.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) besteht seit 2007. Es wird vom Zoo Mülhausen im Elsass als "New Style"-EEP koordiniert. Es umfasste am 1.1.2014 152 Tiere in 41 europäischen Zoos.

Mindestanforderungen an Gehege: Für die Vorgabe des Säugetiergutachten 2014 des BMEL von 30 m²/ 90 m³ bzw. 30 m² bei 2.5 m Höhe für das Außengehege sowie 15 m²/ 45 m³ bzw. 15 m² bei 2.5 m Höhe  für das Innengehege (Kopfrechnen sollte man können!) für die Haltung eines Paars mit bis zu 2 Nachzuchten (was im Widerspruch zu Ziffer 1.6 der Allgemeinen Bestimmungen des Gutachtens steht) und 3 m²/ 9 m³ bzw. 2 m²/ 6 m³ für jedes weitere Tier liegt keine wissenschaftliche Begründung vor. Aufgrund tierhalterischer Erfahrung stellten die Tierschutzsachverständigen der Zoos fest, dass Dimensionen von 10 m²/ 25 m³ sowohl innen wie außen für eine Gruppe bis zu fünf Tieren und jeweils eine Erweiterung der Fläche für jedes weitere Adulttier um 1.5 m² ausreichend seien.

Das Gutachten gibt auch vor, dass allen Eigentlichen Lemuren ausreichend Nestmaterial zur Verfügung zu stellen sei. Leider können die meisten Makis mit diesem Nestmaterial nicht viel anfangen, denn mit Ausnahme der Varis bauen sie keine Nester!

Ferner stipuliert das Säugetiergutachten, dass Makis mindestens dreimal täglich zu füttern sind, wobei zusätzlich zu Obst und Gemüse u.a. auch Nüsse angeboten werden sollen. Dies sollte man besser nicht tun, denn sonst verfetten die Tiere. Summa summarum bietet das Säugetiergutachten keine vernünftige Orientierungshilfe für die Haltung von Lemuren.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 adulte Rotbauchmakis ein Innen- und ein Außengehege mit einer Fläche von je 10 m² und einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 2 m² zu erweitern.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 20232) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 15 m² und ein Außengehege von 40 m² bei einer Höhe von je 2.5 m erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Rotbauchmaki wurde wurde 1850 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als "Lemur rubriventer" erstmals beschrieben. 1989 wurde er in die neu aufgestellte Gattung Eulemur umgeteilt. Es gibt eine Variation der Fellfarbe je nach Ursprungsgebiet, aber keine Unterarten [5; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. IRWIN, M. et al. 2020. Eulemur rubriventer. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T8203A115561650. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T8203A115561650.en. Downloaded on 09 February 2021.
  2. AZA PROSIMIAN TAXON ADVISORY GROUP (2013)
  3. BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. MITTERMEIER R.A. et al. (2008)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 20389 mal Letzte Änderung am Dienstag, 04 April 2023 11:01
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx