Klasse: Säugetiere (MAMMALIA)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (EUTHERIA)
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung:
Fledertiere
Chiroptera • The Bats • Les chiroptères
- Artenspektrum und innere Systematik
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Fledertiere sind die einzigen Säugetiere, die nicht nur in der Luft gleiten, sondern aktiv fliegen können. Sie verfügen über zu Flügeln umgestaltete Vorderextremitäten und über Flugmembranen, die sich von den Schultern über die Flügel und Flanken bis zu den Fußgelenken und zum Schwanz erstrecken. Artenspektrum und innere SystematikDie Fledertiere sind nach den Nagetieren die artenreichste Ordnung der Säugetiere. 2005 hatte die Ordnung einen Bestand von 199 Gattungen mit zusammen 1035 Arten [8]. Durch Neubeschreibungen und Neubeurteilungen ist die Zahl der noch lebenden Arten seitdem auf mindestens 1153 gestiegen. Von diesen sind 80 potenziell gefährdet, 102 gefährdet, 47 stark gefährdet und 24 unmittelbar von der Ausrottung bedroht oder vielleicht in jüngster Zeit ausgestorben [3]. Es wurden zwei Unterordnungen unterschieden: die Flughunde (Megachiroptera) mit einer einzigen Familie, den Pteropodidae mit 42 Gattungen und 187 Arten. Ferner die Fledermäuse (Microchiroptera) mit 17 Familien, 157 Gattungen und allen übrigen Arten. Die beiden größten Fledermausfamilien sind die Glattnasen (Vespertilionidae) mit über 400 Arten und die Blattnasen (Phyllostomidae) mit 160 Arten [1; 3]. Heute unterscheiden die Systematiker zumeist nicht mehr zwischen den beiden Unterordnungen [2], tiergärtnerisch gesehen macht die Trennung aber immer noch Sinn, weil sich die Anforderungen an die Haltung von Flughunden von jenen der übrigen Fledertiere doch deutlich unterscheiden. Körperbau und KörperfunktionenFledertiere haben ein gut entwickeltes Riechhirn. Das Großhirn ist wenig entwickelt und überdeckt das Kleinhirn nicht [9]. „Chiroptera“ bedeutet Handflügler und besagt, dass sich die vorderen Extremitäten der Fledertiere zu Flügeln entwickelt haben. Zwischen Körper, Ober- und Unterarm, den stark verlängerten Mittelhandknochen und den Fingern spannt sich eine Plagiopatagium genannte Armflughaut aus. Die Beine und meist auch der Schwanz sind in das Uropatagium, die Schwanzflughaut einbezogen. Der Daumen ist frei und trägt eine Kralle, der zweite Finger kann ebenfalls eine Kralle tragen, an den Hinterfüßen, die mit je fünf Zehen versehen sind, sind die Krallen gut entwickelt. Mit ihnen können sich die Tiere zum Ruhen und Schlafen, was sie mit dem Kopf nach unten tun, an Ästen, Baumstämmen, Felsen, Hausmauern etc. aufhängen. Beim Fliegen können schmal- und langflüglige Arten eine Geschwindigkeit bis über 70 km/h erreichen. Breitflüglige Arten fliegen langsamer, können aber gut manövrieren und auch auf der Stelle Rütteln. In nahrungsarmen Zeiten halten manche Arten einen Winterschlaf, andere weichen der Nahrungsknappheit durch eine Migration aus, die über mehrere Tausend Kilometer führen kann [2]. Die wohl spektakulärste dieser Migrationen ist jene des Palmenflughunds (Eidolon helvum), aus den Wäldern Zentral- und Westafrikas zum Kasanka-Nationalpark in Sambia, die 5-10 Millionen Individuen umfasst [5]. Die Flughunde haben einen hundeähnlichen Kopf mit großen Augen und mittelgroßen Ohren ohne Ohrdeckel. Sie verfügen über 24-34 Zähne, ihre Backenzähne sind flachkronig mit niedrigen Randhöckern. Bei den größten Vertretern beträgt die Flügelspannweite etwa 150 cm. Der zweite Finger ist dreigliedrig und mit einer Kralle versehen, der Schwanz ist frei. Flughunde sind Dämmerungstiere, die sich vorab optisch orientieren. Sie ernähren sich von Früchten, Nektar und Blüten [9]. Bei den viel kleineren Fledermäusen ist der Gesichtsschädel kurz und am Kopf befinden sich oft Anhänge, etwa z.B. bei den Klaffmäulern (Megadermatidae), den Hufeisennasen (Hipposideridae) und den Blattnasen (Phyllostomatidae) ein Nasenaufsatz, oder eine blattartig umrandete Stirngrube bei den Hohlnasen (Nycteridae). Die Augen sind klein, die als Hauptsinnesorgan auch für Ultraschallwahrnehmung und Echopeilung dienenden Ohren sind sehr groß und haben einen Ohrdeckel (Tragus). Die Zahl der Zähne variiert von 20-38, die Backenzähne sind meist spitzhöckerig. Der zweite Finger zweigliedrig und hat keine Kralle, der Schwanz kann frei oder in die Flughaut einbezogen sein. Fledermäuse sind vorwiegend Nachttiere, die sich je nach Art von Insekten, Fischen und Krebsen, kleinen Landwirbeltieren, Blut von größeren Säugetieren oder von Nektar und Pollen ernähren [9]. VerbreitungMit Ausnahme der Polargebiete und einiger abgelegenen Inseln sind die Fledertiere weltweit verbreitet. In der westlichen Paläarktis ist das Artenspektrum mit 66 aus 8 Familien und 20 Gattungen [2] vergleichsweise bescheiden. Haltung im ZooÜber 150 europäische Zoos halten Flughunde, die etwa einem Dutzend verschiedener Arten angehören, zumeist in Nachttierhäusern oder Tropenhallen. Vereinzelt betätigen sich Zoos als Auffang- und Pflegestationen für einheimische Fledermäuse, wie etwa der Zoo Zürich, der diese hinter den Kulissen stattfindende Aktivität mit einer attraktiven Dauerausstellung kombinierte. Ansonsten wird von den Fledermäusen nur ungefähr 1% der für das Publikum nur in Nachttierhäusern attraktiven Arten in weniger als 20 europäischen Zoos gezeigt. Dabei handelt es sich in der Regel um Blattnasen-Arten, die nicht auf Insekten als Nahrung angewiesen sind [4; 10]. Taxonomie und NomenklaturCarl von LINNÉ stellte in seinem Systema Naturae die Fledertiere zu den Primaten. Die eigenständige Ordnung Chiroptera wurde 1779 von dem Göttinger Zoologen Johann Friedrich BLUMENBACH begründet. In seinem grundlegenden Werk über die Taxonomie der Säugetiere ordnete der amerikanische Palaeontologe und Zoologe George Gaylord SIMPSON die Fledertiere als frühe Abkömmlinge der Insektivoren-Verwandtschaft zwischen den Pelzflatterern (Dermoptera) und den Primaten ein [6; 8; 9]. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen werden sie heute, zusammen mit den Insektenfressern, den Unpaarzehern, den Paarzehern, den Walen, den Schuppentieren, den Landraubtieren und den Robben, der Überordnung Laurasiatheria zugerechnet [7], also jener Tiergruppe, die ihren Ursprung in Laurasia hat, dem nördlichen Gegenstück von Gondwana, das sich von jenem zu Ende der Jura bzw. zum Beginn der Kreidezeit vor etwa 180-150 Millionen Jahren getrennt hatte. Literatur und Internetquellen
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