Kloaken- und Beuteltiere

Kloakentiere - Allgemeines

Ostaustralischer Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus aculeatus) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien Ostaustralischer Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus aculeatus) im Cleland Wildlife Park, Südaustralien
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Ursäuger (Prototheria)
Ordnung:

Kloakentiere

Monotremata • The Monotremes • Les monotrèmes

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„Geripp des Ameisenigels und des Schnabelthiers“ aus BREHMs Thierleben (1882-1887) (= Tachyglossus aculeatus und Ornithorhynchus anatinus)

 

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Schnabel, Schädel, Vorder- und Hinterfuß eines Schnabeltiers (Ornithorhynchus anatinus), Unterkieferzähne eines Jungtiers und Hornplatten erwachsener Tiere. Illustration aus CABRERA, A. (1919) Genera Mammalium - Monotremata - Marsupialia. Madrid. Gemeinfrei.

 

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"Schnabelthier (Ornithorhynchus paradoxus)" aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Briefmarke mit Schnabeltier-Motiv (Ornithorhynchus anatinus). Australien, 1937; 9 Pence

 

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Östlicher Langschnabeligel (Zaglossus bartoni) im Zoo London @ Klaus Rudloff, Berlin

 

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Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) im Zoo Frankfurt © Klaus Rudloff, Berlin

Die Kloakentiere sind primitive Säugetiere, die als einzige Eier legen. Ihr Ordnungsname weist darauf hin, dass Kot, Urin und Nachwuchs nicht wie bei anderen Säugetieren durch verschiedene Körperöffnungen nach außen gelangen, sondern dass es dafür, wie bei den Vögeln und Reptilien, nur eine gibt: die Kloake.

Artenspektrum und innere Systematik

Die Ordnung umfasst die Familie der Schnabeltiere (Ornithorhynchidae) mit nur einer Art sowie die Familie der Schnabeligel (Tachyglossidae) mit 2 Gattungen und 4 Arten [4]. Von diesen fünf Arten gelten zwei als vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED), eine als gefährdet (VULNERABLE) und eine als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED) [2].

Körperbau und Körperfunktionen

Das Skelett der Kloakentiere weist etliche Merkmale auf, die für Reptilien typisch sind, so z.B. ein großes selbständiges Rabenbein (Coracoid) und Nebenrabenbein (Epicoracoid) im Schultergürtel. Zwischen ihren Haaren bzw. Stacheln befinden sich Papillen, die den Schuppen der Reptilien entsprechen. Ihre Körpertemperatur beträgt rund 30°C. Ihr Großhirn ist nicht oder nur wenig gefurcht. Der Magen ist drüsenlos, bei den Nieren gibt es keine Mark- und Rindenzone. Statt ausgebildeter Zähne haben sie als Erwachsene einen Schnabel mit Hornplatten, mit denen sie ihre Nahrung zerkauen können. Die Harnwege und der Eileiter münden in eine Kloake, der Penis ist ausschließlich samenführend. Die Weibchen der Schnabeltiere haben in der Bauchgegend ein zitzenloses Milchdrüsenfeld, das etwa 120 Öffnungen aufweist. Die Schnabeligel haben einen Brutbeutel, in dem die Eier ausgebrütet und die Jungen mit Milch versorgt werden. Die Männchen haben am Hinterfuß einen hohlen Sporn, über den bei den Schnabeltieren Gift ausgeschieden werden kann. Die Eier haben eine Keratinschale. Die Jungen schlüpfen nach einer Brutdauer von 7-12 Tagen mit Hilfe eines Eizahns [1; 5; 7].

Verbreitung

Australien und Neuguinea.

Haltung im Zoo

Schnabeltiere (Ornithorhynchus anatinus) wurden, wenn überhaupt, in Europa nur bis zum Ersten Weltkrieg gehalten. Versuche des englischen Zoologen Edward Turner BENNETT in den Jahren 1832 und 1858, Schnabeltiere lebend nach Europa zu bringen, scheiterten jedenfalls [7]. London und Moskau hielten als einzige europäische Zoos nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1994 bzw. 2013 Langschnabeligel (Zaglossus spp.) Einzig Kurzschnabeligel (Tachyglossus aculeatus) werden mit einiger Regelmäßigkeit in europäischen Zoos gehalten und gelegentlich auch gezüchtet [6].

Taxonomie und Nomenklatur

Die systematische Einordnung des Schnabeltiers, welches als erste Monotremen-Art durch die Wissenschaft entdeckt wurde bereitete vorerst Mühe. Die ersten Bälge, welche nach England gelangten, wurden für Artefakte eines Schwindlers gehalten, der das Fell eines großen Maulwurfs mit den Freßwerkzeugen einer Ente kombiniert hatte. Dann wurde vermutet, dass es sich um eine eigenständige Tierklasse handeln könnte. Nachdem anatomische Untersuchungen das Vorhandensein von Milchdrüsen ergeben hatten, war klar, dass es sich um Säugetiere handelt, die bald den Beuteltieren, bald den Zahnarmen zugeordnet wurden. Heute werden die Kloakentiere als Unterklasse Ursäuger (Prototheria) den Beutelsäugern und Höheren Säugetieren gegenüber gestellt. Sie besteht aus nur einer Ordnung [1; 3; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. GRZIMEK, B. (1970). In GRZIMEKs TIERLEBEN.
  2. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2022-2. Downloaded on 6 January 2023.
  3. SIMPSON, G. G. (1945)
  4.  WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  5. ZISWILER, V. (1976)
  6. ZOOTIERLISTE 
  7. BREHM, A. E. (1882-1887)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx