Zungenlose, Scheibenzüngler, Krötenfrösche

Rotbauchunke

Rotbauchunke (Bombina bombina) Rotbauchunke (Bombina bombina)
Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Urfrösche (Archaeobatrachia)
Familie: Unken (Bombinatoridae)

D LC 650

Rotbauchunke

Bombina bombina • The Fire-bellied Toad • Le sonneur à ventre de feu

beginn

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Rotbauchunke (Bombina bombina), rufendes Männchen © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Approximative Verbreitung der Rotbauchunke (Bombina bombina). Dunkelblau: autochthones Vorkommen; rot: Wiederansiedlungs- und Ansiedlungsgebiete

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina), Auge © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina) im Museum Alexander Koenig, Bonn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina) im Museum Alexander Koenig, Bonn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina), rufendes Männchen © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Rotbauchunke (Bombina bombina), Bauchansicht © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Junge Rotbauchunke (Bombina bombina) in Posthornschnecke (Limnaea stagnalis) © Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

 

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Als im Terrarium gut zu beobachtende einheimische Art ist die regional gefährdete Rotbauchunke eine gute Botschafterart für Amphibienschutz vor der Haustür. Sie wird daher öfter im Zoo gezeigt, allerdings nicht so häufig wie ihre sehr ähnliche Verwandte aus China.

Körperbau und Körperfunktionen

Rotbauchunken erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 45-55 mm. Männchen und Weibchen sind etwa gleich groß. Mitteleuropäische Tiere bleiben meist etwas kleiner. Kopf und Körper sind abgeflacht, der Körper etwas schlanker als bei der Gelbbauchunke. Die nahe beisammenstehenden Augen haben herzförmige Pupillen mit nach unten gerichteter Spitze. Das Trommelfell ist nicht sichtbar, Parotoiddrüsen fehlen, dagegen befindet sich im Nacken ein paarig angeordneter, bogenförmiger Drüsenkomplex. Die Haut ist mit vielen flachen Warzen mit kleinen schwarzen Hornstacheln besetzt. Die Oberseite ist hell- bis dunkelgrau gefärbt oder bräunlich mit dunklen Flecken, teilweise kommen auch grüne Individuen vor. Die Unterseite weist rote bis orange Flecken auf schwarzem bis dunkelgrauem, mit kleinen weißen Pünktchen durchsetztem Grund auf [4; 6]. Im Gegensatz zur Gelbbauchunke haben männliche Rotbauchunken Schallblasen, und ihr Ruf ist deshalb lauter. Während der Paarungszeit weisen sie dunkle Brunstschwielen an den Unterarmen und den  ersten beiden Fingern auf [5].

Verbreitung

Europa: Weit verbreitet in den tieferen Lagen Mittel- und Ost-/Südosteuropas: Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Kasachstan, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldawien, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Wiederangesiedelt in Südschweden, angesiedelt in Großbritannien (Surrey) [1; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Im Gegensatz zur Gelbbauchunke bevorzugen Rotbauchunken Gewässer mit reicher Unterwasservegetation. Der Wasserstand der Laichgewässer schwankt saisonal stark. Für eine erfolgreiche Aufzucht ist wichtig, dass sie gut besonnt und fischfrei sind und ausgedehnte Flachwasserzonen aufweisen. Der Landlebensraum kann bis zu 100 m vom Laichgewässer entfernt sein. Benötigt werden genügend Bodenfeuchtigkeit und Versteckmöglichkeiten unter Steinen, Totholz oder im Wurzelbereich von Bäumen oder Sträuchern [3; 4; 5].

Lebensräume: Rotbauchunken leben in offenen, Landschaften wie Steppen, Weiden, Wiesen, Ackerland, Überschwemmungsbereichen in Flussauen, lockeren Wäldern und warmen Waldrändern [3; 4; 5].

Biologie: Rotbauchunken ernähren sich von Regenwürmern, Nacktschnecken und Insekten. Bei Gefahr nehmen sie eine Warnstellung ein, bei der die Extremitäten über den Rücken genommen und der Rücken nach innen gekrümmt wird, sodass die bunte Unterseite sichtbar wird. Während der langen Fortpflanzungszeit von Ende April bis Juli und bisweilen bis August, legen die Weibchen bis zu 300 Eier, die in mehreren Laichbällchen im Gewässer verteilt an Wasserpflanzen geheftet werden. Die Larven schlüpfen nach 2-5 Tagen, die Metamorphose in 11-15 mm große Jungunken erfolgt nach 8-12 Wochen, je nach Wassertemperatur und Nahrungsangebot. Gelegentlich können die spät geschlüpften Larven auch überwintern [3; 4; 5; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weltweit nicht gefährdet. In Deutschland ist sie in neun Bundesländern heimisch und gilt insgesamt als stark gefährdet, in Hamburg und Thüringen ist sie ausgestorben und in Berlin und Niedersachsen vom Aussterben bedroht. In Österreich gilt sie als gefährdet, sie kommt nur vor in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark sowie marginal in Oberösterreich. In der Schweiz ist die Art nicht heimisch [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Rotbauchunke fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen neuer Gewässer, Vernetzung der Lebensräume.

Zoogestützte Schutzprojekte:

Rotbauchunken profitieren von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Verängstigte Unken können ein nach Lauch riechendes Gift ausscheiden, das auch ohne direkte Berührung die Schleimhäute stark reizt, sodass einem z.B. die Augen tränen [5].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich über 40% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Carl von LINNÉ nannte die Art 1761 "Rana bombina". Der österreichische Arzt und Naturforscher Josephus Nicolaus LAURENTI stellte sie 1768 als "Bufo igneus" zu den Kröten. 1820 wurde die Gattungsbezeichnung Bombinator eingeführt, durchgesetzt hat sich aber bis heute der vom Nürnberger Naturforscher und Kupferstecher Jacob STURM 1828 verliehene Gattungsname Bombina [2].

Literatur und Internetquellen

  1. AGASYAN, A. et al. (2009). Bombina bombina. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T2865A9489517. http://www.iucnredlist.org/details/2865/0. Downloaded on 12 December 2017.
  2. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  3. AMPHIBIAWEB
  4. FROSCHNETZ
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. NIETZKE, G. (1969)

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Gelesen 23279 mal Letzte Änderung am Dienstag, 01 März 2022 07:16
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx