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SCHÜTTE, B. (2008)

Zur Nosologie von im Leipziger Zoo gehaltenen Meerkatzen (Gattungen Cercopithecus, Erythrocebus, Miopithecus) - Eine Analyse des Krankheitsgeschehens von 1955 bis 2006 unter Berücksichtigung von Immobilisation und Narkose

On  Nosology of guenons (Genera Cercopithecus, Erythrocebus, Miopithecus) kept in the Zoological Garden Leipzig. An analysis of diseases from 1955 to 2006 in consideration of immobilisation and anaesthesia

Dr. med. vet. Dissertation

97 Seiten, 2 Abbildungen, 27 Tabellen, 305 Literaturangaben, Anhang mit 5 Tabellen

Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig
Betreuer: Prof. Dr. med. vet. habil. K. Eulenberger
Zoo Leipzig

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Um Meerkatzen in zoologischen Gärten erfolgreich halten und nachzüchten zu können und um Menschen, die Kontakt zu den Tieren haben, vor Zoonosen zu schützen, ist es wichtig, einen guten Kenntnisstand über die bei diesen Tieren potenziell vorkommenden Krankheiten zu besitzen. In dieser Arbeit wird eine Übersicht über die in der Fachliteratur bei Meerkatzen beschriebenen Infektionen und Krankheiten gegeben und durch die veterinärmedizinischen Erfahrungen aus 51 Jahren Meerkatzenhaltung im Zoologischen Garten Leipzig ergänzt. Als Grundlage für die Analyse des Krankheitsgeschehens bei Meerkatzen im Zoologischen Garten Leipzig dienten Krankenblätter, Einträge in Visitebücher, Obduktionsprotokolle, Befunde von weiterführenden Untersuchungen und Narkoseprotokolle. Es wurden medizinische Daten von rund 150 Meerkatzen aus 17 verschiedenen Arten zusammengetragen und in Form von 387 Fallberichten ausgewertet und dargestellt. Dabei handelte es sich um 333 Krankheitsfälle und 54 Fälle des Zucht und Haltungsmanagements. Überdies wurden bakteriologische, virologische, mykologische und parasitologische Untersuchungen wie auch Angaben zu Narkosen nochmals gesondert erfasst und ausgewertet. Des Weiteren wurden im Rahmen der Arbeit hämatologische und klinisch-chemische Referenzwerte für Meerkatzen im Zoologischen Garten Leipzig erstellt. Am häufigsten kamen mit 37,2 % in der untersuchten Population Krankheiten der Verdauungsorgane vor, wobei es sich in den meisten Fällen um relativ harmlose Durchfallerkrankungen handelte. Weniger häufig traten traumatisch bedingte Krankheiten (13,2 %) auf, von denen mehr als die Hälfte der Fälle Bissverletzungen waren. Krankheiten der Atmungsorgane betrafen 12,9 % der Krankheitsfälle und Störungen der Fortpflanzungsfunktionen, zu denen auch neonatale Krankheiten gerechnet wurden, 10,2 %. 9,9 % der Krankheitsfälle wurden der Gruppe der unspezifischen Krankheiten zugeordnet, da es sich um Fälle mit unspezifischer Symptomatik handelte. Andere Krankheiten, wie solche der Haut und des Haarkleides (6,6 %), des Nervensystems (3 %), des Herz-Kreislauf-Systems (2,4 %), der Bewegungsorgane (2,1 %), des Harnapparates (0,9 %), der Sinnesorgane (0,6 %) sowie von Leber, Pankreas und Endokrinium (je 0,3 %), waren eher selten. Es wurden 69 Todesfälle gezählt. Die höchsten Tierverluste (15) waren im Zusammenhang mit Krankheiten der Atmungsorgane zu verzeichnen, wobei der Tuberkulose (8 Todesfälle) hier eine entscheidende Bedeutung zukam. In der Literatur bisher nicht beschriebene Infektionen und Krankheiten werden entsprechend ihrer Bedeutung herausgestellt. Es werden Empfehlungen zu verschiedenen, in der Analyse besonders aufgefallenen Aspekten der medizinischen Betreuung von Meerkatzen gegeben. Hierzu zählen z.B. das Management von Tuberkulose und Hepatitis A, die Vermeidung gehäuft auftretender Bissverletzungen durch Optimierung von Gruppenzusammensetzung und Haltungsbedingungen, eine mögliche Prophylaxe epileptiformer Anfälle bei Jungtieren durch Vitamin D3-Substitution und Uterusleiomyome als Ursache für Menstruationsbeschwerden. Außerdem werden Empfehlungen zur Immobilisation gegeben. Der praktizierende Tierarzt erhält somit einen Überblick über Infektionen und Krankheiten, die bei Meerkatzen vorkommen können, sowie deren Bedeutung.

Summary:

To hold and breed guenons in Zoological Gardens, it is necessary to have good knowledge about diseases that also could potentially infect humans who come into contact with them. This dissertation contains a synopsis of the infections and diseases of guenons found in specialized literature with additional veterinary medical knowledge gathered over 51 years experience in holding guenons in the Zoological Garden Leipzig. The analysis of diseases of guenons in the Zoological Garden Leipzig is based on medical records, autopsy reports, results of continued studies and anaesthesia records. Medical facts on ca. 150 guenons of 17 different species were collected, of which 387 case descriptions were evaluated. From these cases 333 were of illness and 54 of breeding and keeping management. Parallel, bacteriological, virological, mycological and parasitological studies and information about anaesthesia were separately listed and analysed. Also included in this study are haematological and serum biochemistry references for guenons in the Zoological Garden Leipzig. With 37,2 %, an infection of the digestive system was the most common illness under the examined population, mostly harmless cases of diarrhoea. Less common were traumatically induced illnesses (13,2 %), of which more than half were bite injuries. Other illnesses were respiratory diseases (12,9 %) and reproduction disorder including neonatal diseases (10,2 %). Because of non specific symptoms, 9,9 % of illnesses were classed as non specific diseases. Illnesses of skin and coat (6,6 %), nervous system (3 %), cardiovascular system (2,4 %), locomotor organs (2,1 %), urinary tract (0,9 %), sense organs (0,6 %) and liver, pancreas and endocrine system (0,3 % each) were quite uncommon. In 69 cases the guenons died. The highest cause of death (15) was due to respiratory diseases, of which tuberculosis (8 cases) played an important role. Infections and diseases that have not been described in literature before are emphasized due to their significance. Advice is also given on different aspects of medical treatment of guenons that were of particular notice in the analysis. Included are e.g. management of tuberculosis and hepatitis A, the avoidance of bite injuries through group optimizing and caging quality, prevention of seizures of young animals through Vitamin D3 substitution and uterine leiomyoma as cause of menstrual problems. Advice is also given on immobilisation. The practicing vet will get the general idea of infections and diseases which can be found under guenons, and their importance.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx