K

KRÜMMEL, E. (1998)

Taktile Unterscheidungsempfindlichkeiten des Rüssels eines afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana).

Diplomarbeit

58 Seiten

Math.-Nat. Fakultät, Universität zu Köln
Leitung: Dr. G. Dehnhardt
Zoo Köln

Zusammenfassung:

Das Ziel dieser Arbeit war, für den Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) das Tastvermögen mit dem Rüssel (haptisches Auflösungsvermögen) zu untersuchen und mit dem Bereits bekannten des Asiatischen Elefanten (Elephas maximus) sowie dem Fingertastvermögen des Menschen zu vergleichen. Der weibliche Afrikanische Elefant ("Tanga") im Kölner Zoo wurde darauf konditioniert, in einer simultanen Zweifachwahl durch Tasten mit seinem Rüssel zwei unterschiedlich grosse Kunststoffscheiben (Standardreiz 40 mm Durchschnitt, Vergleichsreiz 30 - 50 mm Durchschnitt) zu unterscheiden. Messungen des beim Betasten der Reize aufgewendeten Drucks gaben Aufschluss über Ausmass und Richtung der Krafteinwirkung und erlaubten eine quantitative Beschreibung des Tastvorgangs.
Vergleichende Messungen von den Rüsselenden verschiedener Afrikanischer und Asiatischer Elefanten protokollierten die Vielseitigkeit des Tastorgans "Elefantenrüssel" und verdeutlichten Unterschiede der beiden Gattungen.

Mit einem Wert von DeltaE= 0.023 für die relative Unterschiedsschwelle (Weber-Regel) übertrifft das haptische Auflösungsvermögen des Afrikanischen Elefanten das von seinem asiatischen Artgenossen (mittlere relative Unterschiedsschwelle DeltaE = 0.15, Dehnhardt und Dücker 1993, unveröffentlichte Daten) und sogar das vom Menschen (mittlere relative Unterschiedsschwelle DeltaE = 0.04; Gaydos 1958, Stevens und Stone 1959, Dietze 1961). Die Taststrategie des Afrikanischen Elefanten mit seinem oberen und unteren Rüsselfinger ist dem menschlichen Präzisionsgriff mit Daumen und Zeigefinger vergleichbar. Vermutlich griff der Elefant die Scheiben so, dass der aufgewendete Druck für beide zu vergleichende Scheiben derselbe war. Bei einem unterschiedlichen Durchmesser der Scheiben musste dies eine unterschiedliche Stellung der beiden Rüsselfinger ergeben, und die nachgewiesene Diskrimination beruhte sehr wahrscheinlich auf kinäshetischer Information.
Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse, dass der Afrikanischen Elefant durch Entwicklungen wie eines zweiten, ventralen Rüsselfingers zu einer besseren Tastleistung befähigt ist als sein asiatischer Artenosse. Die Tatsache, dass sich das haptische Auflösungsvermögen des Afrikanischen Elefanten im Bereich des für Menschen ermittelten befindet, spricht dafür, dass Muskelspindeln als Rezeptoren für die Messung der Fingerstellung ausreichen

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx