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DETSCH, S. (2011)

Der Bruterfolg des Balistars (Leucopsar rothschildi) im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP).

Diplomarbeit

110 Seiten

Math.-Nat. Fakultät, Rhein. Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Leitung: Dr. T. Ziegler
Zoo Köln

Zusammenfassung:

Der Balistar (Leucopsar rothschildi) ist die einzige endemische Vogelart der Insel Bali und akut vom Aussterben bedroht. Zoologische Gärten und Privathalter versuchen die Art durch Zuchtprogramme zu schützen. Um die Nachzucht in Europa zu koordinieren wurde 1992 das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für den Balistar gegründet. Es wird seitdem vom Kölner Zoo geführt.

Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit bestand darin den Bruterfolg des Balistars im EEP zu untersuchen. Hierfür wurden Zoologische Institutionen, die am Balistar-EEP teilnehmen, mittels der Versendung eines Fragebogens befragt. Weiterhin wurde die Entwicklung des EEP-Bestands mit Hilfe einer speziellen Software analysiert. Ausserdem wurden Verhaltensbeobachtungen im Kölner Zoo, Aquazoo Düsseldorf und Zoo Wuppertal durchgeführt, um mögliche Faktoren aufzudecken, die für den Bruterfolg von Bedeutung sein könnten.

Die Ergebnisse der demographischen Untersuchungen, die anhand der Daten im Europäischen Zuchtbuch durchgeführt wurden, deuten auf einen negativen Trend bei der Nachzucht hin. Dies wird deutlich in der gesunkenen Schlupfrate und besonders im Vergleich der tatsächlichen mit der vorhergesagten Bestandsentwicklung. Allerdings muss dieses Ergebnis kritisch betrachtet werden, da sich Fehler in der Datengrundlage offenbarten. In der Vergangenheit wiederkehrend fehlende und fehlerhafte Medungen der EEP-Teilnehmer haben vermutlich dazu geführt, dass die im Zuchtbuch aufgeführten Daten heute keine realistische Einschätzung mehr für die Situation des EEP-Bestands liefern können.

Die beantworteten Fragebögen und die Ergebnisse der ethologischen Untersuchungen geben Hinweise darauf welche Probleme bei der Brut von Balistaren in Menschenhand auftreten und welche Zusammenhäge eine Auswirkung auf den Bruterfolg haben könnten. Ein Hauptproblem bei der Brut scheint vor allem darin zu bestehen, dass die Vögel häufig gar nicht erst in Brutstimmung kommen und keine Eier legen. Gelegte Eier sind außerdem häufig nicht befruchtet. Auch bei der Aufzucht treten Probleme auf: Jungvögel verschwinden auf unerklärliche Weise, sie werden von den Eltern nicht gefüttert oder sogar von ihnen gerupft und verletzt. Bei den untersuchten Zuchtpaaren stellte das Alter der Balistare einen Haupteinflussfaktor für den Bruterfolg dar. Jüngere Männchen produzierten einen auffallend größeren Anteil infertiler Eier. Die Intensität der Paarbindung spielt vermutlich eine Rolle in der Hinsicht ob überhaupt eine Brut begonnen wird. Paare mit einer schwachen Bindung brüteten nicht zusammen. Bestimmte Haltungsbedingungen können den Bruterfolg beeinflussen. Störungen in Form von Sichtkontakt zu Artgenossen und in Form von Lärm hatten einen negativen Einfluss auf das Brutverhalten. Es zeigte sich, dass die ausgeprägte innerartliche Aggression von Balistaren dazu führen kann, dass sie ihr Brutgeschäft vernachlässigen oder ihre Jungvögel verletzen. Das Anbieten von Lebendfutter spielt eine wichtige Rolle bei der Aufzucht. Balistare füttern ihren Jungtieren ausschliesslich lebende Insekten und reagieren positiv auf ein vielfältiges Lebendfutterangebot. Auf die Vergesellschaftung mit anderen Vogelarten sollte in der Brutzeit möglichst verzichtet werden. Auch wenn bei den untersuchten Paaren diesbezüglich keine negativen Beobachtungen gemacht wurden, so zeigten die beantworteten Fragebögen, dass unter bestimmten Umständen Probleme auftreten. Die Wetterlage und schwankende Klimabedingungen hatten wider Erwarten keinen negativen Einfluss. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die Vögel ihr Brutverhalten an die Witterungsbedingungen anpassten. Die Anteile zu denen sich beide Geschlechter an der Brut beteiligten, waren ebenfalls nicht von Bedeutung. In einem Fall beteiligte sich das Männchen zwar weniger als üblich, doch das Weibchen übernahm seinen Anteil.

Abstract:

The Critically Endangered Bali starling (Leucopsar rothschildi) is the only endemic avian species on the island of Bali. Zoological gardens and private keepers try to protect this species in breeding programmes. For coordinating the offspring in Europe the European Endangered species Programme  (EEP) for the Bali starling was established in 1992. Since then the programme is conducted by Cologne Zoo.

The task of the current work was to investigate the breeding success of Bali starlings in the EEP. Therefore zoogical institutions, which are participating in the programme, were asked to complete a questionnaire. Furthermore the development of the EEP-population was analysed by the help of special software. Moreover ethological observations were made in Cologne Zoo, Aquazoo Düsseldorf and Zoo Wuppertal to reveal possible factors that could be of importance to the breeding success.

The results of the demographical investigations, which were conducted on the basis of the studbook data, point to a negative trend in offsping. This becomes apparent in a decreased birth rate and especially in comparison of the factual with the predicted development. However because of revealed faults in the data basis this result has to be regarded sceptically. Probably recurring missing or faulty reports of the EEP-participants in the past had caused the following problem: Today the data listed in the studbook are no longer able to offer a realistic estimate of the situation of the EEP-population.

The answered questionnaires and results of the ethological investigations indicate which breeding problems of captured Bali starlings can occur and which factors may have an effect on the breeding succss. The fact that birds are often not in breeding mood and do not lay eggs seems to be a main breeding problem. Furthermore laid eggs are unfertilized in many cases. Following problems occur with regard to rearing the offspring: Young birds disappear, adults do not feed them or do even pluck and hurt them. The age of the Bali starlings investigated in the current study constitutes a main influencing factor of breeding success. Younger males produced a remarkable bigger part of unfertilized eggs. Concerning the question if Bali starlings will start breeding the intensity of pair bond probably plays a role. Pairs which showed a weak bond did not breed together. Specific housing conditions may affect breeding success. Disturbances in terms of visual contact and noise had a negative influence on breeding behaviour. The ethological observations showed that the marked intraspecific aggression can tempt adults to neglect their brood or hurt their offsprings.

Providing live food plays an important role in rearing young Bali starlings. Adults exclusively feed living insects and react positively on a varied live food offer. In breeding time Bali starlings better should not be kept together with other avian species. Though during the ethological investigations no negative observations were made, the anwered questionnaires showed that under certain circumstances problems do occur. Contrary to expectations the weather situation and fluctuating climate conditions had no negative influence. A possible reason could be that the adults adapted their breeding behaviour to the weather conditions. The parts of which both sexes were involved in breeing also were not of concern. Indeed in one case the male took a lower part than usual, but the female took over his part.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx