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BECKER, S. (2014)

Entwicklung und Evaluation von didaktischen Modellen zur Eule im Rahmen einer Rallye im Heidelberger Zoo.

Wissenschaftliche Hausarbeit

136 Seiten

Pädagogische Hochschule Heidelberg
Referent und Korreferent: Prof. Dr. Christoph Randler, AR Peter Wüst-Ackermann
Zoo Heidelberg

Ganze Arbeit

Zusammenfassung:

Handlungsorientierter Unterricht muss ein fester Bestandteil des Unterrichtsalltages werden. Schüler lernen dabei viel nachhaltiger und praxisorientierter, was stets einen hohen Wissenszuwachs mit sich bringt.
Die vorliegende Arbeit ist genau dieser These nachgegangen: Es wurde die Beeinflussung von handlungsorientiertem Lernen beim Einsatz von Modellen auf den Behaltenswert der Schüler untersucht.
Dieses Kapitel soll die Ergebnisse zusammenfassen, um daraus ein Fazit zu ziehen und einen Ausblick zu geben.
Der Einsatz von Modellen im Unterricht bietet viele Möglichkeiten: So lassen sich Modelle zu fast allen biologischen, aber auch anderen naturwissenschaftlichen Unterrichtsinhalten finden bzw. selbst entwickeln. Sie dienen den Schülern, einen neuen Sachverhalt besser zu verstehen und zu durchdringen. Dadurch nehmen sie motiviert am Unterricht teil, da ihnen Möglichkeiten geboten werden, mit vollem Engagement die Sache zu bearbeiten. Sie lernen mit den Modellen, können sie in die Hand nehmen, genauer betrachten, sie oftmals auch auseinanderbauen. Dies ist bei vielen Originalen, wie z. B. Pflanzen, Tieren und dem menschlichen Körper, nicht gegeben. Diese lassen sich oft nur im Ganzen bestaunen, nicht aber in den Einzelheiten. Hier bietet sich also ein erster großer Vorteil des Einsatzes von Modellen im Unterricht an: Schüler lernen durch aktives Tun und Handeln mit dem Modell spezifische Eigenschaften des Originals, ohne dass dabei eine Verfälschung der Wirklichkeit eintritt. Dabei können sie außerdem eine Modellkompetenz entwickeln, die für das spätere Leben nützlich sein wird, denn heutzutage begegnen uns überall Modelle. Ob diese falsch oder richtig sind, gilt es allerdings immer zu überprüfen. So sollten auch Schüler im naturwissenschaftlichen Unterricht zu einer kritischen Modellkompetenz angeleitet werden, damit sie ihr Wissen in Alltagssituationen anwenden können.
Im handlungsorientierten Unterricht erhalten die Schüler die Möglichkeit, sich aktiv einen neuen Sachverhalt anzueignen bzw. ihn zu vertiefen. In Kapitel 3 wurde bereits dargelegt, wie positiv sich aktives Handeln auf Schülerleistungen auswirkt. Dabei können alle Schüler einer Klasse auf individuelle Weise gefördert werden – die Starken sowie auch die Schwachen. Somit kann die gesamte Klasse einen Wissenszuwachs erreichen. Dieses Wissen ist sehr wertvoll, da es handlungsorientiert erworben wurde. Folge daraus ist ein nachhaltiges Lernen: Die Schüler können sich Sachverhalte viel besser merken, neu Gelerntes wird nicht so schnell vergessen und träges Wissen hat keine Chance, sich in den Köpfen der Schüler anzusiedeln.
Verbindet man das handlungsorientierte Lernen letztendlich noch mit dem Besuch eines außerschulischen Lernortes, wird die Motivation der Schüler für die Teilnahme am Unterricht besonders gestärkt. Außerschulische Lernorte bieten die Möglichkeit, den Schülern Informationen aus erster Hand zu vermitteln und Expertenbefragungen zuzulassen. Die Schüler begegnen Originalphänomenen, wie etwa einem Wald oder einer Wiese, die nicht verändert wurden und somit viele Entdeckungsmöglichkeiten bieten. Aber auch im Zoo werden den Schülern Originalerfahrungen ermöglicht, indem sie seltene Tierarten bestaunen und Neues über sie lernen können.
All diese Möglichkeiten, Unterricht schülerorientiert zu gestalten, lassen sich, wie in den Kapiteln 5-8 dieser Arbeit bereits vorgestellt, verbinden. So kann man die Schüler in den Zoo einladen, um sich hier mittels bereitgestellter Modelle einen neuen Sachverhalt handlungsorientiert anzueignen. Dabei ist es sinnvoll, sich bei den Modellen nur auf ein Tier zu beschränken, was eine tiefergehende Bearbeitung zulässt. Diese Maßnahme wurde auch von mir umgesetzt und in der Unterrichtsdokumentation beschrieben. Somit waren für die Schüler Voraussetzungen geschaffen, selbstständig Besonderheiten der Eule zu bearbeiten.
Schon nach den Zoobesuchen zeichnete sich ein erfolgreiches Lernen mit Hilfe der verschiedenen Eulenmodelle ab. Allerdings bleib noch der abschließende Fragebogen, den die Schüler drei Wochen nach dem Zoobesuch ausfüllten, abzuwarten. Bei der Auswertung bestätigten sich jedoch die ersten Eindrücke: Der Behaltenswert der Schüler, die mit den Modellen gelernt haben, war größer als der der Kontrollgruppe. Dies lässt sich auf den Einsatz der Modelle und das handlungsorientierte Lernen zurückführen und wurde im vorausgehenden Kapitel bereits ausführlich dargestellt. Die Schüler konnten sich im Schnitt viel mehr Eigenschaften und Besonderheiten der Eule merken als diejenigen, die ohne Modelle gelernt haben. Das neue Wissen konnte sich besser in ihren Köpfen verankern, da es aktiv und durch eigenes Tun angeeignet wurde. Sie haben mit den Modellen gearbeitet, Hypothesen aufgestellt, diese untereinander diskutiert, um abschließend zu einem Ergebnis zu kommen. Hierbei wurden auch ihre sozialen Fähigkeiten sowie das Diskutieren und Argumentieren innerhalb einer Gruppe eingeübt.
Es ist die Vermutung anzustellen, dass das Lernen beim Einsatz der Modelle konsistenter ist, da mehr Schüler eine vergleichbare Leistung erbracht haben. So war bei der Auswertung der Fragebögen festzustellen, dass nahezu jeder Schüler, dessen Gruppe die Zoorallye mit den Modellen bearbeitet hat, einen höheren Wissenszuwachs aufweist als die Kontrollgruppen. Um dieser Hypothese weiter nachzugehen, bietet es sich an, neue Tests mit größeren Stichproben (150 - 200 Schüler) durchzuführen. Das Design der Studie sollte allerdings ähnlich bis unverändert bleiben. Desweiteren kann der Einsatz von Modellen in höheren Klassenstufen untersucht werden. Ist hier der Wissenszuwachs ähnlich hoch wie bei 5. Klassen?
Bei meiner Untersuchung spielte es keine Rolle, ob Mädchen oder Jungen mit den Modellen gelernt haben. Es wurde nachgewiesen, dass die Interaktion von Geschlecht und Modell nicht signifikant ist. Auch dieses Merkmal könnte an größeren Stichproben untersucht werden.
Abschließend bleibt zu sagen, dass ein Unterricht mit selbst entwickelten Modellen zwar ein hoher Aufwand für die durchführende Lehrkraft ist, da die Modelle sowie passende Arbeitsmaterialien erstellt werden müssen – der Gewinn für die Schüler ist allerdings sehr beachtlich. Sie werden mit Freude bei der Sache sein, neue Phänomene entdecken, dises in sich aufnehmen und immer wieder abrufen können. Der Unterricht ist damit nicht mehr lehrer- sondern schülerzentriert, was der sich wandelnden Unterrichtskultur immer mehr entspricht.

 

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Gelesen 1247 mal Letzte Änderung am Sonntag, 24 Juni 2018 06:43
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx