Alligatoren und Kaimane

Krokodilkaiman

Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Krokodile (CROCODYLIA)
Familie: Alligatoren und Kaimane (Alligatoridae)

D LC 650

Krokodilkaiman, Nördlicher Brillenkaiman

Caiman crocodilus • The Common Caiman • Le caïman commun

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Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) im Zoologischen Garten Hof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung von Krokodilkaiman (Caiman crocodilus; dunkelblau) und Südlichem Krokodilkaiman (Caiman yacare; rot)

 

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Kopfansicht und -aufsicht des Krokodilkaimans (Caiman crocodilus). Zeichnung Gerhard Richter, Berlin, für CITES ID-Manual

 

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Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) im Zoo Schmiding © Peter Dollinger, Zoo Office Bern Bern

 

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Junger Krokodilkaiman im Zoo-Aquarium Berlin © Bröseke, Zoo Berlin

 

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Krokodilkaimane (Caiman crocodilus) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Jüngerer Krokodilkaiman (Caiman crocodilus) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Krokodilkaimane (Caiman crocodilus fuscus) freilebend in der Hotelanlage "La Quinta", Costa Rica. Die Tiere benützen gerne die für Hotelgäste gedachten Stege im Bereich der Weiher © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Krokodilkaiman (Caiman crocodilus fuscus) freilebend an Weiher in der Hotelanlage "La Quinta", Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Krokodilkaiman (Caiman crocodilus fuscus) auf Fels im Río Sarapiquí, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Krokodilkaiman (Caiman crocodilus fuscus) auf Sandbank am Río Sarapiquí, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Krokodilkaiman (Caiman crocodilus fuscus) auf Steilufer am Río Sarapiquí, Costa Rica © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der Krokodilkaiman ist ein mittelgroßer Vertreter der Alligatoridae. Er ist mit Abstand die am häufigsten gehaltene Art dieser Familie in europäischen Zoos.

Körperbau und Körperfunktionen

Als maximale Länge des Krokodilkaimans werden 2.70 Meter angegeben. Die Tiere werden aber meist aber nur 1.70 bis 2 Meter lang. Er hat eine relativ lange, nicht besonders breite Schnauze mit oben 5 (im Zwischenkiefer) und 14-15 (im Oberkiefer), unten mit 18-20 Zähnen in jeder Kieferhälfte. Am stärksten und längsten ist der 4. Oberkieferzahn entwickelt. Der 4. Unterkieferzahn passt in eine seitlich geschlossene Grube des Oberkiefers. Die Bezeichnung "Brillenkaiman" kommt daher, dass sich zwischen den vorderen Augenwinkeln eine Querleiste befindet, die dem Steg einer Brille gleicht. Auf dem Hinterkopf 2 Reihen kleiner Höcker, 4 Paare Nackenhöcker. Die Rückenschilder sind in 18-19 Quer- und 8-10 Längsreihen angeordnet. Die beiden mittleren Reihen der Schwanzschuppen sind gekielt, nach hinten vereinigen sich die Kiele zu einem einzigen. Die beiden Hälften der seitlichen Schuppenkämme kommen auf der Höhe der 12.-16. Schuppe zu einem einzigen Schuppenkamm zusammen. Oberseits sind Erwachsene braun-olive gefärbt, unterseits hell ohne dunkle Flecken. Je nach Unterart kann die Färbung etwas variieren, z.B. mehr oder weniger deutlich ausgebildete Querbänder am Schwanz. Jungtiere haben eine hellere Grundfarbe und dunkle Querstreifen und Flecken an den Seiten und auf dem Schwanz [2;7].

Verbreitung

Zentral- und nördliches Südamerika: von Mexiko bis Peru, Bolivien und Brasilien [4].

Lebensraum und Lebensweise

Der Krokodilkaiman ist dämmerungs- und nachtaktiv. Er ist sehr anpassungsfähig und besiedelt die unterschiedlichsten Typen von Still- und Fließgewässern. Er ist auch hinsichtlich seines Nahrungsspektrums nicht wählerisch. Weibliche Tiere werden mit ca. 120 cm Länge geschlechtsreif und legen, meist während der Regenzeit, 28-33 Eier in einen Nesthügel [9].

Wie im Zoo Berlin festgestellt wurde, sind die Eier des Krokodilkaimans 58-65 mm lang und haben einen Durchmesser von 34-36 cm. Bei einer Bebrütungstemperatur von 29.5ºC schlüpften die Jungen nach 87 Tagen. Der Dotter war beim Schlupf schon vollständig resorbiert, die Jungtiere hatten eine Länge von 20 bzw. 23 cm und ein Gewicht von 30 bzw. 35 g. Im Alter von zehn Tagen begannen sie, Heimchen und Fische zu jagen [10].

Gefährdung und Schutz

Obwohl die Bestände in einigen Gebieten stark abgenommen haben oder sogar ausgelöscht wurden, ist die Gesamtpopulation mkt ca. 1 Million erwachsenen Tieren noch immer sehr groß und der Krokodilkaiman an sich noch weit verbreitet. Er wird deshalb seit 1996, letztmals überprüft 2016 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft [4].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Der internationale Handel mit der Unterart Caiman crocodilus apaporiensis (Rio-Apaporis-Brillenkaiman, Kolumbien) wird nach CITES Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Krokodilkaimane werden hauptsächlich zur Gewinnung ihrer Häute gejagt, wobei zur Lederherstellung in erster Linie die nicht verknöcherten Flanken geeignet sind. Allein in den Jahren 2008-2015 rapportierten lateinamerikanische Staaten die Ausfuhr von rund 1.2 Millionen Flanken, was 600'000 Tieren entspricht. Während vier Jahrzehnten wurden weltweit rund 13'000 lebende Tiere pro Jahr gehandelt, über die ganze Periode exportierte Venezuela rund 180'000, Guyana 152'000, Panama 53'000, Kolumbien 45'000 und El Salvador 32'000 Stück [3].

Haltung

Es wird empfohlen, einem verträglichen Paar durchschnittlich großer Adulttiere mindestens einen Landteil von 5 m² und einen Wasserteil von 15 m² anzubieten (N.B. Diese Werte können unter den gesetzlichen bzw. behördlichen Mindestanforderungen liegen!). Die Wassertiefe soll von 0.5-2 m variieren. Für jedes zusätzliche Tier sollen 1 m² Land- und 3 m² Wasserfläche mehr zur Verfügung stehen. Die Temperatur soll zwischen 25-30°C liegen (für Jungtiere etwas höher) und es sind punktuell wärmere Bereiche zu schaffen, zu denen die Tiere ungehindert Zugang haben. Bei warmem Wetter ist Freilandhaltung während des Sommerhalbjahrs möglich [7; 8].

Kaimane gehören zu den "Gefahrtieren", deren Haltung in manchen deutschen Bundesländern unter sicherheitspolizeilichen Aspekten eingeschränkt oder geregelt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und der Verband Deutscher Verein für Aquarien- und Terrarienkunde (DVA) haben zu dieser Thematik einen Leitfaden herausgegeben [12].

Höchstalter im Zoo: Der älteste bekannte Krokodilkaiman in Menschenobhut, ein Weibchen, starb nach einer Haltungsdauer von 38 Jahren und 10 Monaten in der St. Augustine Alligator Farm in Florida [10].

Haltung in europäischen Zoos: Krokodilkaimane werden in rund 160 europäischen Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Zahntel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. In jüngerer Zeit wurde die Art z.B. in der Wilhelma Stuttgart und im Zoo Berlin nachgezogen.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll eine Anlage für ein Paar einen Landteil beinhalten, dessen Fläche mindestens 4x so lang und 3x so breit sein soll wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Der Wasserteil soll das 5x4-fache und der Wasserstand 30% der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen beim Wasserteil 20% und beim Landteil 10% zur Basisfläche dazu.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege mit einem Land- und einem Wasserteil vor, die je das 4x2-fache der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommen je 50% der Basisflächen dazu. Die Wassertiefe muss 50% der Kopf-Rumpflänge betragen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-2 erwachsene Tiere ein Landteil von 12 und ein Wasserteil von 15 m²anzubieten, für jedes weitere Tier braucht es je 3 m² mehr. Die Wassertiefe muss 100 cm betragen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Krokodilkaiman wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Lacerta crocodilus" beschrieben. 1801 nannte ihn der sächsischen Naturforscher vor Johann Gottlob Theaenus SCHNEIDER Crocodilus sclerops. Die Artbezeichnung "sclerops" hielt sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, dann wurde der Linné'sche Name "crocodilus" wieder ausgegraben [8]. Im 19. Jahrhundert wurde zwischen Caiman crocodilus und Caiman latirostris oft nicht unterschieden, wie BREHM feststellen musste [1].

Es werden 3-4 Unterarten anerkannt:

  • C. crocodilus crocodilus im tropischen Südamerika
  • C. crocodilus apaporiensis am Rio-Apaporis (Kolumbien)
  • C. crocodilus fuscus / chiapasius in Mittelamerika und im nördlichsten Südamerika

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. BALAGUERA-REINA, S.A. & VELASCO, A. 2019. Caiman crocodilus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T46584A3009688. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T46584A3009688.en. Accessed on 12 July 2023..
  5. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009)
  6. JENSCH, B., BAUR, M., BRANDSTÄTTER, F., FRIZ, T., KÖLPIN, T., SCHMIDT, F., SOMMERLAD, R. & VOIGT, K.-H. (2009A)
  7. NIETZKE, G. (1969)
  8. THE REPTILE DATA BASE
  9. VELASCO, A. & AYARZAGÜENA, J. (2010)
  10. WARKENTIN, T. & KESSNER, R. (2011)
  11. WEIGL, R. (2014)
  12. DGHT/DVA (Hrsg. 2014)

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