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DÖRLER, D. (2010)

Vergleichende Studie der Rufe von freilebenden und im Tiergarten gehaltenen Europäischen Bienenfressern (Merops apiaster).

Diplomarbeit

43 Seiten

Ganzer Text

Universität Wien, Institut für Zoologie
Leitung: Ao. Univ. Prof. Dr. Helmut Kratochvil
Tiergarten Schönbrunn

Zusammenfassung:

Der europäische Bienenfresser (Merops apiaster) war schon oft Gegenstand von Untersuchungen, da er in Kolonien brütet und daher leicht zu beobachten ist. Besonders sein Sozialleben, allen voran das  Helfertum, seine besondere Nistweise und seine facettenreiche Kommunikation waren Themen von Studien an diesen Vögeln. Merops apiaster ist ein auch in Österreich vorkommender Vogel. Eine Brutkolonie im nördlichen Burgenland und eine im Tiergarten Schönbrunn gehaltene Kolonie waren Studienobjekt meiner Arbeit, bei der ich Unterschiede zwischen Zoo bzw. Volierenhaltung und freilebenden Vögeln in ihrer  Vokalisation untersucht habe. Um einen Vergleich mit anderen in Volieren gehaltenen Vögeln machen zu können, habe ich die Weißstirnspintgruppe, die ebenfalls im Tiergarten Schönbrunn gehalten wird, in die Untersuchung miteinbezogen. Besonderes Augenmerk legte ich auf Minimalfrequenz, Maximalfrequenz, Frequenzmodulation, Dauer der Rufe und der Zeit bis zum Erreichen der Maximalfrequenz, sowie die Anzahl der einzelnen Rufe. Am auffälligsten war, dass bei Merops apiaster im Freiland zahlreiche Bettelrufe festgestellt werden konnten, bei den Tieren im Zoo dagegen keine. Die Vögel im Tiergarten gaben auch  signifikant weniger Rufe von sich als die Tiere aus dem Burgenland. Selbst Merops bullockoides in der anderen Voliere vokalisierte signifikant öfter als Merops apiaster in Schönbrunn. Ein wesentlicher Grund hierfür dürfte in der Störungsanfälligkeit des europäischen Bienenfressers liegen. Im Freiland war die Kolonie vor dem Eindringen durch Menschen geschützt. Störungen gab es lediglich durch andere Tiere (z.B. Falken oder Krähen) oder durch laute landwirtschaftliche Maschinen in der Nähe der Kolonie. Im Tiergarten waren der vorbeifahrende Besucherzug, eine Baustelle in direkter Nachbarschaft zur Voliere, sowie die Besucher selbst Störungsfaktoren. Eine Erklärung für den Unterschied zu Merops bullockoides dürfte durch die großzügigere Gestaltung der Weißstirnspint-Voliere begründet sein. Die Vögel haben mehr Raum nach oben, um sich verstecken zu können. Die Voliere bietet zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten und mehr Platz zum Fliegen. Auch die Vergesellschaftung der Bienenfresser in ihrem Gehege mit anderen Tieren könnte ein Grund für die Verschiedenheit der Rufe sein, da eine der Vogelarten im 42 selben Frequenzbereich ruft und Merops apiaster ausweichen muss, um nicht von den Artgenossen überhört zu werden.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx