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ZEITRÄG, C. (2014)

Vergleich des Sozialverhaltens von Jungtieren der Lemurenarten Lemur catta und Varecia rubra im Tierpark Hellabrunn.

Bachelor's Thesis

43 Seiten

Ganzer Text

Technische Universität München
Leitung: Prof. Dr. Gerstmeier
Tierpark Hellabrunn

Zusammenfassung:

Zwischen 10. August und 12. September wurden vergleichende Beobachtungen zwischen den Lemurenarten Lemur catta und Varecia rubra im Tierpark Hellabrunn durchgeführt. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf das Sozialverhalten der Zwillinge beider Arten und den relativen Abstand der verschiedenen Gruppenmitglieder zu diesen Jungtieren gelegt. Das gesunde Jungtier der Roten Varis Orlando verbrachte 37% weniger Zeit mit sozialen Verhaltensweisen, als die beiden Katta-Zwillinge. Diese tauschten die meiste soziale Interaktion untereinander aus, während Orlando den größten Anteil dieser Verhaltensweisen mit seiner Mutter verbrachte. Zu anderen Gruppenmitgliedern außer der Mutter und dem jeweiligen Zwilling war keine Präferenz erkennbar. Die Jungtiere beider Lemurenarten folgten ihrer Mutter. Orlando zeigte diese Verhaltensweise
ebenfalls mit seinem Vater Cooper, die Katta-Zwillinge beide mit dem jüngsten adulten Männchen und Bruder XL. Das Jungtier B folgte darüber hinaus auch Ludwina und Nick. Bei der Bestimmung der relativen Abstände der Gruppenmitglieder zu den Jungtieren stellte sich heraus, dass sich immer die Mutter und der jeweilige Zwilling in nächster Nähe zu dem Fokustier aufhielten. Bei den Roten Varis war dieser Abstand durchschnittlich etwa einen Meter größer, als bei den Kattas. Die anderen Gruppenmitglieder hielten sich bei beiden Lemurenarten stets über vier Meter von den Fokustieren entfernt auf. Das entwicklungsgestörte Jungtier der Roten Varis Otello verbrachte 5% weniger Zeit mit sozialen Verhaltensweisen, als sein Zwilling und innerhalb seines Sozialkontakts fast 25% weniger Zeit mit seiner Mutter und etwa halb so viel Zeit mit seinem Vater, als Orlando. Bei der sozialen Interaktion mit seiner Mutter machte das „Allogrooming“ 35% mehr aus, als bei seinem Bruder. Mit Cooper trat kein Spielverhalten auf, dafür aber „Allogrooming“ und „Sitzen mit Körperkontakt“, was beides zwischen Orlando und Cooper nicht beobachtet wurde. Bei den relativen Abständen der Gruppenmitglieder zu diesem Jungtier zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zu seinem Bruder.
Abschließend lässt sich sagen, dass die beiden Vertreter der Lemuridae zwar von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen, ihr Sozialverhalten sich jedoch im Laufe der Evolution auf Grund der Anpassung der beiden Arten an verschiedene ökologische Nischen stark abgewandelt hat.

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Gelesen 8869 mal Letzte Änderung am Dienstag, 26 Juni 2018 21:37
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx