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THIEMANN, H. (1991)

Zur Problematik der Haltung von Walen in menschlicher Obhut.

Staatsexamensarbeit

151 Seiten.

Fachbereich Biologie, Universität Köln
Leitung: Prof. Dr. Gunther Nogge
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Zur Beurteilung der Problematik der Walhaltung in menschlicher Obhut ist es notwendig, dass Begriffe, die sowohl von der Öffentlichkeit, den Tierschützern, den Haltern von Walen und Delphinen als auch der Wissenschaft verwendet werden, die gleiche Bedeutung haben. Gerade in diesem Bereich ist das nur bedingt der Fall, da grundlegende Begriffe bei allen beteiligten Gruppen verwendet werden.

Eine Ursache dieses Problems ist darin zu sehen, dass die Bewertungskriterien oft nicht messbar, weil nicht quantifizierbar sind. Das äußere Wohlbefinden eines Wals oder Delphins kann die Qualität eines Haltungssystems widerspiegeln. Eine Beurteilung der Qualität beschränkt sich vorrangig auf die Faktoren „Krankheiten“, „Reproduktion“ und „Mortalität“ der Tiere. In diesem Sinne wurden in den vergangenen Jahren in etlichen Bereichen die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen, deren Umsetzung sich darin äußert, dass seit den Anfängen der Walhaltung die anfangs sehr hohe Mortalität gesunken ist. So wurden die Fang- und Transportmethoden in den letzten Jahren deutlich verbessert, die Anforderungen an die Wasserqualität und die Beckenmaße sind bekannt. Das Wissen über die richtige Ernährung ist vorhanden – eine gesunde Ernährung wird wegen der weiterhin zunehmenden Umweltverschmutzung aber immer schwieriger. Die Prävention von Krankheiten ist besser geworden; wenn allerdings eine Krankheit auftritt, endet sie relativ häufig tödlich. Auch das Verhalten von Walen und Delphinen in menschlicher Obhut ist im Gegensatz zu freilebenden Tieren weitestgehend bekannt, wobei die Beschäftigung der Tiere und die Stabilität der Gruppe zwei wesentliche Faktoren für das Wohlergehen der Tiere sind. Gesetzliche Regelungen werden immer umfassender und detaillierter. Dies gilt besonders für Fangquoten und Haltungsbedingungen.

Aus den Erfahrungen der Vergangenheit hat sich ergeben, dass sich die Haltung von Walen und Delphinen heute immer stärker auf wenige, gut adaptierbare Arten beschränkt. In Nordamerika, Ozeanien und Europa zeichnet sich eine Tendenz zum großen und gut ausgebauten Delphinarium ab, das eine „adäquate Haltung“ so gut wie möglich gewährleistet. Dagegen nimmt die Zahl der Freizeitparks ständig ab.

Dennoch wird die Diskussion der Problematik der Walhaltung seit ihrem Beginn bis in die heutige Zeit leidenschaftlich geführt und wird auch in Zukunft weiterhin kontrovers bleiben.

 

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Gelesen 10828 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 27 Juni 2018 07:23
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx