Chamäleons

Nguru-Zwergchamäleon

Junges Nguru-Zwergchamäleon (Rhampholeon acuminatus) im Tiergarten Schönbrunn Junges Nguru-Zwergchamäleon (Rhampholeon acuminatus) im Tiergarten Schönbrunn
© Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Leguanartige (Iguania)
Familie: Chamäleons (Chamaeleonidae)

D CR 650

Nguru-Zwergchamäleon

Rhampholeon acuminatus • The Nguru Spiny Pygmy Chameleon • Le caméléon nain de Nguru

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Junges Nguru-Zwergchamäleon (Rhampholeon acuminatus) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

 

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Vorkommen des Nguru-Zwergchamäleons (Rhampholeon acuminatus)

 

 

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Nguru-Zwergchamäleons (Rhampholeon acuminatus) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

 

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Junges Nguru-Zwergchamäleon (Rhampholeon acuminatus) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

 

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Konfisziertes Nguru-Zwergchamäleon (Rhampholeon acuminatus) im Tiergarten Schönbrunn © Daniel Zupanc / TG Schönbrunn (Pressefoto)

 

 

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Nguru-Zwergchamäleon (Rhampholeon acuminatus) im Pagnton Zoo © Paignton Zoo (https://www.paigntonzoo.org.uk/)

 

 

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Kopf des Holotyps von Rhampholeon acuminatus (MHNG 284.001) im Naturhistorischen Museum Genf. Aus MARIAUX & TILBURY (2006).

 

 

 

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Das Nguru-Zwergchamäleon wurde erst 2006 in den Bergwäldern Ostafrikas  für die Wissenschaft entdeckt. Es gilt als vom Austerben bedroht, nicht zuletzt als Folge des Fangs für den internationalen Reptilienhandel. Die noch jungen Bestände der Zoos gehen teilweise auf Tiere zurück, die bei Grenzkontrollen durch die Behörden konfisziert wurden.

Körperbau und Körperfunktionen

Männliche Tiere erreichen eine Gesamtlänge von 63-82(-94) mm und ein  Gewicht von 3 g, Weibchen von 67-69(-74) und ein Gewicht von 2.5 g, bei Trächtigkeit natürlich mehr. 47-57 mm entfallen auf Kopf- und Rumpf. Die Beschuppung weist über Körper, Gliedmaßen, Kehle und Kopf verstreute, auffällig spitze  Tuberkelschuppen auf. Einige besonders große dieser Schuppen sitzen oberhalb der Augen auf den Kanten des flachen, lang ausgezogenen Helms, der keine Parietalleiste aufweist, und beidseits unten am Schwanz. Außerdem  bilden sie einen unterbrochenen Rückenkamm und einen niedrigeren Kamm auf dem Schwanz. Es ist ein flexibler, vertikal abgeflachter Nasenfortsatz vorhanden, der bei den Männchen in einer Scheibe, bei den Weibchen in einer abgerundeten Spitze endet. Die Färbung variiert je nach Stimmung [4; 5; 6].

Verbreitung

Ostafrika: Beschränkt auf den Kokore-Wald in den Nguru-Bergen Tansanias [3; 4; 5; 10].

Lebensraum und Lebensweise

Das Nguru-Zwergchamäleon besiedelt afro-montane Regenwälder in Höhenlagen von 1'500-1'600 m. Es wird überwiegend zwischen 0.5 und 2 m über dem Boden auf Farnen und Büschen angetroffen, hält sich aber auch im Falllaub auf und geht im Geäst bis zu 4 m hinauf. Es ernährt sich von kleineren Insekten und anderen Arthropoden. Nach einer Trächtigkeitsdauer von ca. einem Monat legen die Weibchen durchschnittlich 3-5, maximal bis zu 8 ca. 11x6 mm große Eier unter einer Moosschicht ab oder vergraben sie 2-5 cm tief im Bodengrund. Bei Temperaturen von 20-22ºC tagsüber und 16-19ºC während der Nacht schlüpfen die Jungtiere nach 3-5 Monaten [4; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

2014 wurde die Art als unmittelbar vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENANGERD) in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. Dies, weil das Areal sehr klein und fragmentiert ist (laut Begründung 45 km³, wovon das größte Fragment 28 km² umfasst), der Lebensraum laufend abnimmt und Tiere für den internationalen Tierhandel illegal gesammelt werden [10].

2016 wurden alle Zwergchamäleon-Arten der Gattungen Rhampholeon and Rieppeleon in CITES-Anhang II aufgenommen [1].

Bedeutung für den Menschen

Es ist nicht bekannt, ob das Nguru-Zwergchamäleon von der lokalen Bevölkerung für die Zwecke der traditionellen Medizin gesammelt wird, wie dies bei den großen Chamäleons der Fall ist. Die Art ist von terraristischem Interesse. Seit ihrer Erstbeschreibung wurden bis 2020 keine lebenden Wildfänge legal aus Tansania ausgeführt. Im selben Zeitraum wurde weltweit auch kein legaler internationaler Handel mit Nachzuchttieren registriert [2; 10].

Haltung

Die mittlere Lebenserwartung im Terrarium wird mit 3 Jahren angegeben, wobei sie bei Weibchen wegen der Belastung durch die Trächtigkeit nicht ganz so hoch ist [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur ganz wenigen Institutionen gezeigt, darunter der Tiergartens Schönbrunn, wo es wiederholt zur Fortpflanzung gekommen ist. Für Details siehe Zootierliste.

Der Paignton Zoo erhielt 2019 siebzehn Stück und war 2020 vermutlich der erste Zoo, dem die Zucht gelang (in Privathand geschah dies schon eher). Im Januar 2021 übergab der Zoll dem Tiergarten Schönbrunn über 70 Chamäleons, die einem Schmuggler am Wiener Flughafen abgenommen wurden. Die Tiere waren in Socken versteckt, dehydriert und voller Parasiten. Im Tiergarten erholten sie sich gut, und die meisten der 10 Arten begannen, Eier abzulegen. Vom Nguru-Zwergchamäleon sind im Juni 2021 gleich 12 Jungtiere geschlüpft, bis Ende Jahr über 80 [6; 9].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terarium für ein Tier mindestens 4x so lang und 2.5x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge. Die Höhe soll das Vierfache der Kopf-Rumpflänge betragen. Bei Paarhaltung ist die Grundfläche um 20% zu erhöhen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Tier ein Gehege vor, dessen Grundfläche das 6x4-fache der Kopf-Rumpflänge und dessen Höhe das Dreifache der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Basisflächen dazu. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt. Im Fall einer anderen Art aus derselben Gattung werden für Tiere bis 5 cm Länge eine Grundfläche von 500 cm² bei einer Höhe von 30 cm, für Tiere bis 7 cm Länge eine Grundfläche von 1'000 cm² bei einer Höhe von 40 cm gefordert.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Nguru-Zwergchamäleon wurde erst 2006, nachdem es bereits einige Jahre in Terrarianerkreisen bekannt war, formell von Jean MARIAUX vom Genfer Naturhistorischen Museum und Colin TILBURY von der Universität Stellenbosch als Rhampholeon acuminatus beschrieben und der Untergattung Rhinodigitum zugeordnet. Das Artepitheton "acuminatus" bezieht sich auf die vielen spitzen, scharfkantigen Tuberkelschuppen auf Kopf und Körper der Tiere [4; 5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES (2016). CoP17 Proposal 27
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. EDGE OF EXISTENCE
  4. MARIAUX, J. & TILBURY, C. R. (2006)
  5. MÜLLER, R. & WALBRÖL, U. (2008)
  6. PAIGNTON ZOO
  7. TERRA-PETS (2015). Haltungsbericht Rhampholeon acuminatus.
  8. THE REPTILE DATA BASE
  9. TIERGARTEN SCHÖNBRUNN - Pressemitteilung von 01.07.2021 und vom 17.02.2022
  10. TOLLEY, K., MENEGON, M. & PLUMPTRE, A. (2014). Rhampholeon acuminatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T172524A1344202. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2014-3.RLTS.T172524A1344202.en. Downloaded on 06 August 2021.

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