Giraffen und Gabelböcke

Okapischutz im Kongo

Rosmarie Ruf und Okapi in der Station von Epulu Rosmarie Ruf und Okapi in der Station von Epulu
Screenshot aus SRG-Doc-Video

Support für die Okapi-Schutzstation in Epulu

Zoo Basel, Zoo Berlin, Zoo Frankfurt, Kölner Zoo, Zoo Leipzig, Wilhelma Stuttgart, Zoo Wuppertal und weitere

 

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Okapi (Okapia johnstoni) in der Station von Epulu © Okapi Conservation Project / Zoo Basel

 

 

 

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Lage der 13846.74 km² großen Réserve de faune à Okapis

 

 

 

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Der Ituri-Regenwald aus der Vogelperspektive © Okapi Conservation Project / Zoo Basel

 

 

 

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Frauen bei der Pflege eines experimentellen Erdnussfeldes @ Okapi Conservation Project / Zoo Berlin

In der Wildbahn nimmt der Okapibestand seit mindestens 1995 laufend ab und es ist davon auszugehen, dass er weiterhin sinkt. Gründe dafür sind der zunehmende Siedlungsdruck, die lokale Nachfrage nach Wildfleisch und Fellen, die unzureichende Durchsetzung des gesetzlichen Schutzes und die im Verbreitungsgebiet herrschenden Kriegshandlungen. Verlässliche Bestandeszahlen für den Ostkongo gibt es nicht, in Uganda ist die Art ausgestorben. Seit 2013 wird sie auf der Roten Liste als „stark gefährdet“ (ENDANGERED) geführt.

Zum Schutz der Okapis wurde auf Initiative von Karl RUF, einem ehemaligen Tierpflger des Basler Zoos, von der Gilmann International Conservation Foundation im Jahre 1987 das Okapi Conservation Project ins Leben gerufen. 1992 wurde das 13’700 km2 große Okapi Wildlife Reserve gegründet, welches 1996 zum United Nation’s World Heritage Site erklärt wurde. Vor einigen Jahren erhielt das Projekt mit dem Epulu Conservation and Research Center eine eigene Forschungs- und Zuchtstation, die wichtige Forschungs- und Naturschutzarbeit leistet. Daneben bemüht sich das Projekt auch, die allgemeinen Lebensbedingzungen, die medizinische Versorgung und die Bildung der lokalen Bevölkerung zu verbessern. 2002 kam der Stationsleiter Karl RUF bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Seitdem wird die Station von seiner Witwe, Rosemarie RUF geleitet.

Grundgedanke im Jahr 1987 war es, dass alle Zoos, welche Okapis halten, durch finanzielle Unterstützung den Schutz der Okapis in ihrem natürlichen Lebensraum fördern. Dies ist bis heute so geblieben. Alle Okapihalter in Europa, Asien und Nordamerika, gut 50 Zoos, leisten jährlich einen finanziellen Beitrag von in der Regel 5'000 USD pro Zoo.

Doch so dringend nötig der Schutz Tiere in ihrem ursprünglichen Lebensraum auch ist, so wichtig ist es auch, dass in Anbetracht der wenig stabilen politischen Lage die Zoos, welche Okapis halten, diese ex situ  züchten und möglichst viel über sie lernen. Die Erfahrungen der Zoos helfen den Menschen im Okapi Wildlife Project, selber Okapis zu halten, zu pflegen und zu züchten, um sie, wenn vielleicht eines Tages die Voraussetzungen gegeben sind, wieder auszuwildern.

Im Juni 2012 wurde die Okapizuchtstation von mit AK 47-Schnellfeuergewehren bewaffneten Kriminelle, die sich selbst als "Rebellen" bezeichen, überfallen und verwüstet. Dabei starben sechs Menschen und sämtliche 14 Okapis. zooschweiz und der Zoo Basel leisteten Nothilfe und der Zoo Basel verdoppelte darauf seinen Jahresbeitrag, um die Zuchtstation wieder aufzubauen.

2015 schrieb der Präsident der Stiftung, John LUKAS, den unterstützenden Zoos, dass er wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken kann. Die kriegerischen Auseinandersetzungen in dem Gebiet sind beendet, die Rebellenarmee hat sich nach dem Tod ihres Anführers 2014 aufgelöst. Jetzt geht es vor allem darum die entstandenen Schäden zu reparieren. Überall im Schutzgebiet sind illegale Goldminen entstanden.

Nach langen Verhandlungen konnte ein Weg gefunden werden, wie nach einer Übergangszeit die Minen unter Wahrung der Menschenrechte friedlich  geräumt werden konnten. Über 70 illegale Minen konnten so stillgelegt werden. Die Straße zur Schutzstation wurde wieder Instand gesetzt und kann nun nachts verschlossen werden, um so Wilderern keinen schnellen Zutritt zum Reservat mehr zu ermöglichen. Die Bestandsaufnahme der Tierwelt hat wieder begonnen. Das zerstörte Krankenhaus wurde ebenfalls wieder aufgebaut und ist jetzt wieder in der Lage jährlich 20.000 Patienten zu versorgen. Es handelt sich hierbei um das einzige Krankenhaus in der gesamten Gegend. Besonderes Augenmerk wird auf die Zusammenarbeit mit Frauengruppen gelegt. Das Projekt unterstützt die Bildung solcher Gruppen. Traditionell wird der Ackerbau im Kongo hauptsächlich von Frauen betrieben. Mitarbeiter des Okapi Conservation Projects statten die Frauen mit effektiven Sämereien aus und erklären ihnen wie sie Felder über viele Jahre Ertrag bringend nutzen können, so dass nicht immer wieder neue Flächen gerodet werden müssen.

Im Juli 2017 kam es erneut zu einem Angriff auf das Okapi-Reservat. Unbekannte griffen ein Camp von Rangern an, die mit zwei niederländischen und einem amerikanischen Journalisten im Schutzgebiet unterwegs waren. Mit Hilfe der örtlichen Wildhüter wollten die Journalisten für einen Beitrag recherchieren, der von der Bedrohung des Okapi-Reservats und von den Rangern berichten sollte, die täglich ihr Leben auf Spiel setzen, um die seltenen Waldgiraffen vor Wilderern zu schützen. Bei diesem Angriff wurden fünf der Ranger getötet, acht Mitarbeiter des Okapi Projekts konnten gemeinsam mit den drei Journalisten fliehen. Trotz der wiederholten Tiefschläge haben sich die Mitarbeiter des Projekts und die Menschen vor Ort dazu entschlossen, die Station nicht aufzugeben, um den Schutz der Okapis weiter voranzutreiben. Die Okapi Wildlife Reserve ist nach wie vor das sicherste Schutzgebiet für Okapis im Kongo.

Literatur und Internetquellen:

Tierart-Datenblatt: Okapi (Okapia johnstoni)

Lebensraum: Zentralafrikanischer Regenwald

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Gelesen 13213 mal Letzte Änderung am Samstag, 25 Februar 2023 17:47
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx