Agamen

Siedleragame

Siedleragame (Agama agama), Weibchen, im Zoo Halle Siedleragame (Agama agama), Weibchen, im Zoo Halle
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Leguanartige (Iguania)
Familie: Agamen (Agamidae)
Unterfamilie:  Agaminae

D LC 650

Siedleragame

Agama agama • The Common Agama • Le margouillat ou agame des colons

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Siedleragame (Agama agama), Männchen, im Zoo Vivarium Darmstadt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung der Siedleragame (Agama agama). Da verschiedene Unterarten zu vollen Arten aufgewertet wurden, reicht das Artareal nach REPTILE DATA BASE im Osten nicht so weit, sondern endet im Tschad

 

 

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Siedleragame (Agama agama), Weibchen, im Zoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Siedleragame (Agama agama), Weibchen, im Zoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Siedleragame (Agama agama) im Zoo-Vivarium Darmstadt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Siedleragame (Agama agama), im Zoo Vivarium Darmstadt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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"Siedleragame (Agama colonorum)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

 

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Als Kulturfolger und wegen ihres ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus ist die Siedleragame von zoopädagogischen Interesse, zudem sind die Männchen ausgesprochen attraktiv gefärbt. Trotzdem wird sie nicht sehr häufig in Zoos gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Vertreter der Gattung Agama kennzeichnen sich durch kurzen, dreieckigen, hinten aufgetriebenen, nach vorn stark abschüssigen, an der Schnauzenspitze gerundeten Kopf, kräftigen, etwas abgeplatteten Leib, lange und schlanke Beine und mehr oder minder langen, rundlichen Schwanz. Die Nasenlöcher stehen nahe bei einander, die Ohröffnungen sind deutlich. Die Kehle zeigt selten, der Hals dagegen gewöhnlich eine oder zwei sehr ausgebildete Querfalten [2]. Die Schuppen sind gekielt und schindelartig angeordnet, stellenweise, etwa hinter den Ohren oder auf dem Nacken, zu Dornen umgebildet. Nachts, bei geringer Sonneneinstrahlung oder bei reduziertem Wohlbefinden ist die bis 40 cm lange Siedleragame unauffällig graubraun gefärbt. Beim Aufwärmen an der Sonne werden beim Männchen der Kopf rot oder orange und die Beine und Flanken blau oder purpur mit gelben Punkten oder Flecken, während sich die Weibchen grünlich verfärben. Abgesehen von den farblichen Unterschieden unterscheiden sich die etwas größeren Männchen durch die Hemipenistaschen, die als lang gestreckte Verdickungen entlang des Schwanzansatzes erscheinen, und die größeren und deutlicher ausgebildeten Femoralporen [1; 5].

Verbreitung

Afrika: Savannengürtel südlich der Sahara von Senegal bis Sudan, jedoch wegen der Aufsplittung von agama in mehrere Arten nicht ganz klar. Eingeführt auf den Kapverden, den Komoren, Madagaskar, Madeira und in den USA (Florida) [4; 5; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Die Siedleragame ist ein Kulturfolger, bewohnt aber auch felsiges Gelände und klettert zum Jagen und Sonnenbaden auf Bäume und Sträucher. Am Morgen stellen sich die Tiere oft quer zur Sonneneinstrahlung, um möglichst viel Wärme auszunehmen, mittags machen sie sich schmal und stehen hochbeinig in Richtung Sonne. Die Männchen sind sehr territorial. Sie drohen einander durch Kopfnicken bevor sie handgemein werden [4]. Insekten und sonstige Arthropoden stellen den Hauptteil der Nahrung, es werden aber auch Pflanzenteile und nestjunge Kleinsäuger und Vögel gefressen.  Das Gelege besteht aus 3-8 Eiern, die von den Weibchen vergraben oder unter Steinen, bzw. in Felsspalten abgelegt werden [1; 6].

Gefährdung und Schutz

Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2018 wurde die Art erst 2021 in die Rote Liste der IUCN aufgenommen. In Anbetracht ihrer weiten Verbreitung, ihres mutmaßlich großen Bestands und des Fehlens wesentlicher Risiken wurde sie als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) eingestuft [8].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt

Bedeutung für den Menschen

Der Name "Siedleragame" weist darauf hin, dass diese Echse häufig in der Nähe menschlicher Siedlungen angetroffen wird, wo man sie als Insektenvertilgerin schätzt [4]. BREHM bemerkt dazu: "Wie der Hausspatz sind diese Kriechthiere an die Behausung, an das Thun und Treiben der Menschen gebunden... In den Ortschaften treten die Agamen ungemein zahlreich auf. Ueberall sieht man sie hier an den Lehmwänden der Hütten, auf dem Stroh- und Mattendache, auf und an den weißen Mauern, welche die Gebäude der Europäer umgeben." [2]

Haltung

Für Kleingruppen werden Trockenterrarien von mindestens 180x80x90cm (LxBxH) empfohlen. Diese sollten mit Wärme- und UV-Strahlern ausgestattet und mit vielen kontrollierbaren Versteckmöglichkeiten in Felsformationen, Steinaufbauten, Wurzeln oder Trockengräsern, ferner kräftigen Kletterästen eingerichtet sein. Als Bodensubstrat eignet sich grober Sand in einer Dicke von 8-10 cm mit größeren Steinen. Die Lufttemperatur soll tagsüber um 34ºC liegen und nachts abkühlen. Am Boden sollen lokal bis 40ºC< erreicht werden [1; 5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15 Institutionen gezeigt, von denen sich einige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 5x so lang und 4x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere(= ca. 60-70 x 45-55 cm. Die Höhe soll das Dreifache der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Siedleragame wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Lacerta agama" beschrieben. 1802 ersetzte DAUDIN diese Bezeichnung durch "Agama colonorum". In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte sich die heutige Namenskombination durch. In jüngerer Zeit wurden ehemalige Unterarten als vollwertige Arten abgespaltet, so z.B. die ostafrikanische A. lionotus [3; 7].

Literatur und Internetquellen

  1. AGAMIDAE-IG
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DAUDIN, F. M. (1802-05)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. NIETZKE, G. (1969)
  6. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  7. THE REPTILE DATA BASE  
  8. WILMS, T., WAGNER, P., RÖDEL, M.-O. et al. 2021. (Agama agama). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T172799A1374221. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T172799A1374221.en. Accessed on 02 August 2023.

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