Kloaken- und Beuteltiere

Haarnasenwombat

Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) im Zoo Melbourne Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) im Zoo Melbourne
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Wombatartige (Vombatiformes)
Familie: Wombats oder Plumpbeutler (Vombatidae)

D NT 650

Südlicher Haarnasenwombat

Lasiorhinus latifrons • The Southern Hairy-nosed Wombat • Le wombat à nez poilu du sud

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Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) ehemals im Zoo Basel @ Zoo Basel

 

 

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Verbreitung des Südlichen Haarnasenwombats (Lasiorhinus latifrons)

 

 

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Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Haarnasenwombats (Lasiorhinus latifrons) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons) ehemals im Zoo Basel @ Zoo Basel

 

 

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Haarnasenwombat-Gehege im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons), Schädel im Zoologischen Museum Cambridge © Emőke Dénes. Übernommen aus Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz.

 

 

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Kinderbuch über den Haarnasenwombat (Lasiorhinus latifrons)

 

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Haarnasenwombats waren früher gelegentlich in europäischen Zoos zu sehen. Sie waren zum Teil recht ausdauernde Pfleglinge, es kam aber zu keiner Zucht, und sie werden seit über 40 Jahren nicht mehr gehalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit ihrem plumpen Körper, den kurzen Extremitäten und dem nur als Stummel ausgebildeten Schwanz ähneln Wombats einem Bären. Die Weibchen haben in ihrem nach hinten offenen Beutel ein Paar Zitzen.  Erwachsene Südliche Haarnasenwombats erreichen ein Gewicht von 17.5-36 kg, eine Kopf-Rumpflänge von 84-111 cm und eine Schwanzlänge von 2.5-6 cm. Sie unterscheiden sich vom Nacktnasenwombat durch das Fehlen eines nackten Nasenspiegels, die deutlich größeren, zugespitzten Ohren und das seidige, weiche Fell [1; 5].

Verbreitung

Australien: Im Süden der Bundesstaaten New South Wales, South Australia und Western Australia, besonders häufig in der Salzbuschsteppe der Nullarbor-Ebene [6].

Lebensraum und Lebensweise

Haarnasenwombats besiedeln halbtrockenes Grasland, offene Ebenen, Busch, Savanne und offenen Trockenwald. Sie sind sozialer als der Nacktnasenwombat und bilden Kolonien, die in ausgedehnten Bausystemen leben. Sie sind langlebig (über 15 Jahre im Freiland) und haben eine tiefe Fortpflanzungsrate, die auch von der Niederschlagsmenge abhängig ist. Nach der Paarung bildet sich aus dem Prostatatsekret des Männchens ein gelatinöser Zapfen, der den Muttermund verschließt und eine erneute Befruchtung verhindert. Nach einer Tragzeit von 21 Tagen wird aufs Mal ein Junges geboren, das 6-7 Monate im Beutel bleibt und mit etwa einem Jahr entwöhnt wird. Die Geschlechtsreife tritt mit etwa drei Jahren ein [TAGGART et al., 2008, cit. in 3;5].

Wombats können nicht schwitzen. Haarnasenwombats beginnen zu speicheln, wenn es ihnen zu warm wird, sodass Unterkiefer, Hals und Brust durchnässt und durch Verdunstung gekühlt werden [2].

Alfred BREHM [1] hielt von den geistigen Fähigkeiten der Wombats nicht eben viel. Er schreibt dazu: "Der Wombat sieht noch unbehülflicher aus, als er ist. Seine Bewegungen sind langsam, aber stätig und kräftig. Ein so stumpfsinniger und gleichgültiger Gesell, wie er ist, läßt sich nicht leicht aus seiner Ruhe bringen. Er geht seinen Weg gerade und unaufhaltsam fort, ohne vor irgend einem Hindernisse zurückzuschrecken. Die Eingebornen erzählen, daß er bei seinen nächtlichen Streifereien oft wie ein rollender Stein in Flüsse falle, an deren Ufern er trabt, dann aber, ohne sich beirren zu lassen, in der einmal genommenen Richtung auf dem Boden des Flußbettes fortlaufe, bis er irgendwo wieder freies Land gewinne, auf dem er dann mit einer Gleichgültigkeit seinen Weg fortsetze, als hätte es niemals ein Hindernis für ihn gegeben. Gefangene, welche ich beobachtete, lassen mir solche Erzählungen durchaus nicht so unglaublich erscheinen, als man meinen möchte.

Es hält wirklich schwer, einen Wombat irgendwie zu erregen, obgleich man ihn unter Umständen erzürnen kann. So viel ist sicher, daß man ihn einen Trotzkopf ohne gleichen nennen muß, falls man es nicht vorziehen will, seine Beharrlichkeit zu rühmen. Was er sich einmal vorgenommen hat, versucht er, aller Schwierigkeit ungeachtet, auszuführen. Eine Höhle, welche er einmal begonnen, gräbt er mit Ruhe eines Weltweisen hundertmal wieder aus, wenn man sie ihm verstopft. Die australischen Ansiedler sagen, daß er höchst friedlich wäre und sich, ohne Unruhe oder Aerger zu verrathen, vom Boden aufnehmen und wegtragen ließe, dagegen ein nicht zu unterschätzender Gegner würde, wenn ihm plötzlich einmal der Gedanke an Abwehr durch seinen Querkopf schösse, weil er dann wüthend und in gefährlicher Weise um sich beiße. Ich kann diese Angabe bestätigen. Gefangene, welche ich pflegte, benahmen sich nicht anders. Namentlich wenn man ihnen die Füße zusammenschnürte oder sie auch nur an den Füßen packte, zeigten sie sich sehr erbost und bissen,wenn ihnen die Sache zu arg wurde, sehr boshaft zu."

Gefährdung und Schutz

Der Südliche Haarnasenwombat ist relativ weit verbreitet und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Er galt daher nicht als gefährdet. Weil aber viele Populationen fragmentiert und möglicherweise längerfristig nicht überlebensfähig sind, wurde er 2016 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [6].

Der internationaler Handel ist nicht durch CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Der Haarnasenwombat wird gebietsweise als Schädling für die Landwirtschaft angesehen und seine Bestände werden reduziert [6]. Bei der städtischen Bevölkerung ist die Wahrnehmung eine positivere, wie man aus der Existenz von Kinderbüchern schließen kann.

Haltung

Gehege für Wombats müssen wegen deren Grabtätigkeit mit einem Untergrabschutz versehen sein und können nur minimalistisch gestaltet werden. Haarnasenwombats sind nicht so unverträglich wie Nacktnasenwombats und können paarweise oder in Kleingruppen gehalten werden. In Freianlagen ist auch die Gemeinschaftshaltung mit Kängurus, Emus und anderen Vögeln möglich [3].

Das älteste bekannte Individuum wurde 1975 im Brookfield-Zoo, Chicago, geboren und  erreichte ein Alter von 34.5 Jahren. Ein in Queensland gehalteners Tier wurde etwa 30 Jahre alt [4; AZA Regional Studbook].

Haltung in europäischen Zoos: Seit Ende der 1970er Jahre gab es in Europa keine Haarnasenwombats mehr. Erst 2018 konnte der Longleat Sarai Park wieder ein Paar importieren, von dem 2021 noch ein Tier lebte. Nach dem 2. Weltkrieg wurden im deutschsprachigen Raum drei Paare Haarnasenwombats gehalten: im Zoo Berlin (1963-79), in Duisburg (1967- mindestens 1970) (www.zootierliste.de) sowie im Zoo Basel. Letzterer erhielt seine Tiere 1956. Das Weibchen starb 1975 nach 19-jähriger, das Männchen 1976 nach 20-jähriger Haltungsdauer [JB Zoo Basel, Int.Zoo Yearb.].

Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Innengehege und ein fakultatives Außengehege eine Mindestfläche von 20 m² vor. Bei der Haltung mehrerer Tiere sollen ebenso viele, möglichst miteinander kombinerbare Gehege vorgesehen werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für ein Paar ein Innen- und ein Außengehege von je 20 m² vor. Für weitere Tiere sind zusätzliche Gehege zu stellen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist pro Tier ein Außengehege von 100 und ein Innengehege von 20 erforderlich.

Nach JACKSON soll für ein Paar Wombats eine Gehegefläche von 45 m² nicht unterschritten werden [6].

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1845 von Sir Richard OWEN, einem der hervorragendsten Naturforscher des viktorianischen Zeitalters, aufgrund eines einzelnen Schädels als "Phascolomys latifrons" beschrieben. Sie ist monotypisch. Die Umbenennung der Gattung zu Lasiorhinus erfolgte 1863 durch John Edward GRAY vom Britischen Museum [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. JACKSON, S. M. (2003)
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  6. WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. 2016. Lasiorhinus latifrons. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40555A21959203. http://www.iucnredlist.org/details/40555/0. Downloaded on 07 September 2016.

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Gelesen 18281 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:25
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