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LIMPINSEL, A. (2007)

Aspekte des Verhaltens Afrikanischer Elefanten (Loxodonta africana) im Zoo – Nachtverhalten und das Verhalten eines jungen Elefantenbullen in der Kuhgruppe.

Diplomarbeit

90 Seiten.

Fakultät Biologie und Geographie, Universität Duisburg-Essen
Leitung: Prof. Dr. Hynek Burda
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Die Untersuchung des nächtlichen Verhaltens dreier Elefantenkühe lieferte eine mittlere Gesamtliegendauer zwischen 92,08 min und 256,25 min, die sich auf ein bis fünf Schlafintervalle verteilte.
Die durchschnittliche Länge der Schlafintervalle schwankte zwischen 23,89 min und 80,51 min. Zwei Nächte lang legte sich DAISY gar nicht ab.
Die Mehrheit der Verhaltensweisen ließ im Laufe der Nacht ein klares Muster erkennen, wobei dieses Muster je nach Tier verschieden war. Für die Tiere DAISY und ETOSHA ergaben sich sehr ähnliche Aktivitätsbudgets und Schlafmuster, welche mit Berichten aus Wildbahn und Haltung übereinstimmen. Ein Peak für das Liegen existierte bei den beiden genannten Tieren zwischen 03.00 Uhr und 05.00 Uhr. SAIWAs Nachtverhalten wich von diesen Ergebnissen stark ab. Ihre Aktivität ließ erst am frühen Morgen nach, wenn die der anderen Kühe wieder zunahm. Ihre Hauptschlafzeit begann vermutlich erst nach 06.00 Uhr.
Während DAISY, die tagsüber viel webte, nachts wenig stereotypierte, verbrachte SAIWA durchschnittlich mehr als 15% der Nacht mit Weben und stereotypen Laufen, obwohl sie sich tagsüber unauffällig verhielt. Möglicherweise werden ihre Stereotypen durch die Haltung der Tiere in Einzelboxen begünstigt, da die Kuh den Kontakt zum Nachbartier ETOSHA zu suchen schien. Auf Grund der Erkenntnisse über das stereotype Verhalten SAIWAs und der positiven Erfahrungen, die bereits in anderen Zoos mit der Haltung von Elefanten in Freilaufstallungen gemacht wurden, wird die Empfehlung für einen beaufsichtigten Testlauf einer solchen Haltungsform für drei Elefantenkühe im Zoo Duisburg ausgesprochen.
Die Verhaltensbeobachtung des Elefantenbullen SHAKA zeigte, dass die Einteilung der Verhaltensweisen von Elefanten in Kategorien ein verfälschtes Bild des Verhaltens erzeugen kann. Dies ist damit zu erklären, dass verschiedene Verhaltensweisen mit mehreren unterschiedlichen Bedeutungen belegt sein können, deren Grenzen teils fließend sind. Im Verhalten des jungen Elefantenbullen stellten soziale Interaktionen eine bedeutende Komponente dar, wobei zwischen ihm und der Kuh DAISY eine soziale Inkompatibilität zu herrschen schien.
Zu einer erfolgreichen Nachzucht wird es am ehesten mit der Elefantenkuh ETOSHA kommen, da der Bulle sie beim Reproduktionsverhalten signifikant bevorzugte. Obwohl ETOSHA und SHAKA Verhaltensweisen zeigten, die auf eine Kopulation zusteuerten, kam es nicht dazu, da es dem Bullen vermutlich an Erfahrung mangelte. Dies könnte auf seine Herkunft aus einer Culling-Aktion und der damit verbundenen frühen Auflösung des Familienverbandes zurück zu führen sein.
Obwohl der Bulle bislang noch nicht nachgezüchtet hat, ist dieses Verhalten nicht verfrüht als abnormal zu bezeichnen, denn in der Wildbahn kommen Elefantenbullen teils erst mit einem Alter von mehr als 30 Jahren zu Paarung. DA er Verhaltenszüge eines noch von der Mutter geführten Tieres zeigte, hat er möglicherweise die soziale Reife für eine ernsthafte Paarung noch nicht erreicht. Der Vergleich der Hormonwerte der Kühe mit den Verhaltensbeobachtungen des Bullen lieferte Hinweise darauf, dass man an dem Verhalten des Bullen den reproduktiven Status der Kühe ablesen kann.
Das erlangte Wissen um die Zusammenhänge des Sozial- und Reproduktionsverhaltens des Bullen mit der hormonellen Kondition der Kühe könnte möglicherweise für tiergärtnerische Zwecke genutzt werden. Es wird angeregt, ein gezieltes Training mit dem Bullen zu beginnen, bei dem dieser unter der Aufsicht der Tierpfleger Genitalchecks bei den Kühen durchführt. Aus der Frequenz dieser Verhaltensweise könnten direkt Hinweise auf den reproduktiven Status der Kühe ablesbar sein.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx