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GESCHKE, K. (2001)

Veterinärmedizinische Aspekte der Zucht des Großen Tümmlers (Tursiops truncatus) in Menschenhand.

Veterinary aspects of the breeding of bottlenose dolphins (Tursiops truncatus) under human care.

Dr. med. vet. Dissertation

151 Seiten.

Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians–Universität München
Leitung: Prof. Dr. Wilfried Kraft
Zoo Duisburg

Zusammenfassung:

Die Reproduktionsergebnisse von Großen Tümmlern in fünf europäischen Delphinarien seit dem Zeitpunkt ihres Bestehens wurden aus einem veterinärmedizinischen Blickwinkel untersucht. Alle Aufzeichnungen über Jungtiere und deren Aufzucht bis zu einem Alter von einem Jahr wurden ausgewertet. Das Verhalten der Tiere und ihre Haltungsbedingungen prä- und postpartal wurden - vor allem in Hinblick auf einen potentiellen Indikator für den Gesundheitszustand des Kalbes - untersucht. Die Daten von drei Geburten mitsamt ihrer Geburtsvorbereitungen in einem Delphinarium und zwei weitere Geburten in einem anderen Delphinarium wurden von der Autorin persönlich mit aufgenommen und vor allem auf die Gestationsdiagnostik, eine genaue Geburtsterminierung, Geburtshilfe, sowie Untersuchung-•und Behandlungsmethoden der Neugeborenen hin analysiert. Wegen der Schwierigkeiten, den Gesundheitszustand eines Delphinkalbes adspektorisch objektiv zu erfassen, dienen Verhaltensbeobachtungen des Mutter- und Jungtierpaares - mit der Dokumentation von physiologischen Daten der Jungtiere - als Grundlage für diese Arbeit.
Die Gestationsdiagnose konnte bei den letzten Geburten von vier der untersuchten Delphinarien mit Hilfe von gepaarten Serumprogesteronanalysen gestellt werden. Bei drei der Delphinarien wurden zusätzliche Ultraschalluntersuchungen im Verlauf der Trächtigkeit durchgeführt. ln vier der Delphinarien folgten auf die Feststellung einer Gestation diverse Vorbereitungen wie die Trennung des Muttertieres von der Gruppe. Schutznetze und Matten vor den Beckenwänden des Aufzuchtbeckens, erhöhte Hygienemaßnahmen und die Einrichtung einer 24-Stunden-Observation zur Erfassung der Verhaltensweisen und der physiologischen Daten des Kalbes.

Weder die Atem- noch die Saugwerte der Kälber zeigten signifikante Unterschiede zwischen den überlebenden und gestorbenen Tieren. Keiner der physiologischen Parameter konnte als objektiv für die Beurteilung des Gesundheitsstatus der Jungtiere herangezogen werden. Vermutlich sind die Muttertiere in der Lage, den Zustand eines geschwächten und erkrankten Kalbes soweit zu verschleiern, daß seine Atem- und Saugparameter nicht seinem gesundheitlichen Zustand entsprechen. Allerdings zeigten zwei Kälber beim 'Anrüsten' an die Milchdrüsen ihrer Muttertiere deutliche Unterschiede, und das Saugverhalten der überlebenden Jungtiere zeigte ähnliche Verlaufsmuster, im Gegensatz zu dem Tier, das während der Beobachtung starb.

Diagnostik und Therapie bei den Kälbern unter einem Jahr wurden nur in zwei Delphinarien durchgeführt. 

Nach der Auswertung der Ergebnisse dieser Arbeit und der eingesehenen Literatur, kann der Zugriff auf Mutter• und Jungtier und die Untersuchung und Behandlung des Neugeborenen schon bei den ersten Anzeichen von abweichendem Verhalten empfohlen werden.

Abstract:

The breeding results of bottlenose dolphins in five European dolphinaria have been analysed from a veterinary point of view since the time of their existence. The records of all neonates and their rearing to one year of age were evaluated. Behaviour, management and handling before and after partus were investigated, mainly in search of useful prognostic indicators for the health status of the neonates. Parallel to the dolphinaria's own data collection, the data of three births together with the birth preparations in one dolphinarium and two more births in another dolphinarium have been documented by the author, with special attention to the pregnancy diagnoses, prediction of the time of birth, veterinary interventions before, during and after the partus and the methods used for diagnosis and treatment in the neonates.
Because of the difficulties to objectively evaluate the health status of a dolphin calf, behaviour observations of the mother and calf pair and the documentation of physiological data of the neonate served as a basis for this work.

Pregnancy diagnoses could be safely established for the more recent births with the help of paired serum progesteron analyses in four of the dolphinaria and could be improved through additional ultrasound examinations in the course of the gestation in three of the dolphinaria. After the confirmation of the pregnancy, four dolphinaria started with multiple preparations like the separation of the mother from the group, covering of the walls with protective nets and foam mats for the safety of the calf in the breeding pool, intensified hygiene measures and the establishment of a 24-hour-observation for the documentation of the behaviour and the collection of physiological data of the calves.

Neither the breathing nor the suckling data of the calves showed significant differences between the surviving and dying animals. None of the physiological parameters could be used as an objective indicator for the assessment of the health status of the neonates. It seems that the mother can disguise the weakening conditions of a sick calf to the point that its physiological data do not correlate with his medical state. However, two calves showed clear differences in their percentages of stimulating the mammary glands (called 'bumping') followed by suckling, and the surviving neonates had similar patterns in their suckling patterns, in contrast to the animal that died during the observation.

Diagnoses and therapies of calves under one year of age were only conducted in two dolphinaria. But after the analysis of the results of this study and the literature, it can be recommended to capture the calf and start the examination and therapy as soon as behaviour changes are observed.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx