Fliegenschnäpper bis Drongos

Kleiber

Kleiber (Sitta europaea) im Zoo Augsburg Kleiber (Sitta europaea) im Zoo Augsburg
Zoo Augsburg

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Kleiber (Sittidae)

D LC 650

Kleiber

Sitta europaea • The Eurasian Nuthatch • La sittelle torchepot

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Kleiber (Sitta europaea) im Naturschutzgebiet Elfenau, Muri bei Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Approximative Verbreitung des Kleibers (Sitta europaea)

 

 

 

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Kleiber (Sitta europaea) im Naturschutzgebiet Elfenau, Muri bei Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

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Kleiber (Sitta europaea). Illustration aus NAUMANN, J. F. (1897) Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, Band II, Tafel 23. Gemeinfrei

 

 

 

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Briefmarken mit Kleiber-Motiv (Sitta europaea). Links: Bulgarien; rechts Schweden

 

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Stimme auf XENO-CANTO

Zu der wegen ihres Verhaltens interessanten Gattung Sitta zählen 24 Arten. Eine Art (S. europaea) ist bei uns heimisch und nur diese wird, allerdings selten, in europäischen Zoos gehalten. In vielen Zoos kommen Kleiber wildlebend vor.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Kleiber erreicht eine Gesamtlänge von 14 cm, eine Flügelspannweite von 22.5-27 cm und ein Gewicht von 16-28 g. Der lange, spitze Schnabel ist grau, die Iris schwarz und die Beine sind gelborange. Das Gefieder der Oberseite ist blaugrau, es ist ein schwarzer Augenstreif vorhanden, die untere Gesichtshälfte ist weiß, Unterhals und Bauch sind in Mitteleuropa hellbraun und variieren bei anderen Unterarten von weißlich bis rostfarben. Die Schwingen sind schwarz und die äußeren Schwanzfederpaare haben subterminale weiße Flecken [2; 3; 4; 6].

Verbreitung

Paläarktis: Von Großbritannien bis Japan [1]:

Europa: Albanien, Andorra, Armenien, Aserbeidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kosovo, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
Asien: China, Irak, Iran, Japan, Kasachstan, Korea PDR, Korea Rep., Mongolei, Russland, Syrien
Nordafrika: Marokko.

Lebensraum und Lebensweise

Der Kleiber besiedelt lichte Laub-, Misch- und Nadelwälder, Obstgärten, Alleen, Parkanlagen und Gärten. Erwachsene sind Standvögel, Subadulte sind Kurzstreckenzieher, die oft zusammen mit Meisen nach Oberitalien oder Südfrankreich ziehen. Der Kleiber verdankt seinen Namen seinem angeborenen Verhalten, den Eingang seiner Nisthöhle bis auf die passende Größe mit Lehm zu verkleben und dadurch die Höhle für größere Nistplatzkonkurrenten, wie den Star, unzugänglich zu machen. Die Art wird auch Spechtmeise genannt, weil die Vögel Bucheckern, Haselnüsse etc. in der Baumrinde einklemmen, sie mit ihrem langen, spitzen Schnabel aufhacken und dabei ein Geräusch erzeugen, das an das Trommeln eines Spechts erinnert. Im Gegensatz zu den Spechten stützt sich der Kleiber beim Hochklettern an Baumstämmen nicht auf seinen Schwanz. Auch zimmert er seine Nisthöhlen nicht selbst, sondern übernimmt alte Spechthöhlen oder baut Fäulnishöhlen aus, indem er Spalten und Unebenheiten im Höhleninneren mit Lehm zumauert [6].

Die Nahrung besteht aus größeren Insekten, etwa Borkenkäfern und deren Larven, sowie Spinnentieren. Außerhalb der Brutzeit werden vom Boden aufgenommene fetthaltige Sämereien und Nüsse verzehrt. Gebrütet wird von Mitte April-Anfang Juni. Es gibt eine, eventuell zwei Jahresbruten. Das Gelege besteht aus 6-8 (5-12) weißen, fein rötlich oder bräunlich gefleckten, ca. 20x15 mm großen Eiern, die an dem Vollgelege allein von Weibchen während 14-17 Tagen ausgebrütet werden. Die Küken entwickeln sich sehr langsam. Sie verlassen das Nest erst mit 22-25 Tagen das Nest. Sie werden von beiden Eltern versorgt.

Gefährdung und Schutz

Der Kleiber ist in Europa und Asien weit verbreitet. Der Gesamtbestand liegt in Europa irgendwo zwischen 10 und 22 Millionen Paaren, die Gesamtzahl ist ein Vielfaches davon. Die Bestände scheinen aber zu fluktuieren. Aufgrund dieser großen globalen Population und des großen Verbreitungsgebiets wird die Art nicht als gefährdet betrachtet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nicht nach CITES geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Situation in Mitteleuropa: Der Kleiber ist weitverbreitet und häufig. Als Anzahl der Brutpaare werden angegeben für Deutschland 930-1'550'000, für Österreich 200-300'000, für die Schweiz 110-170'000, für Luxemburg 5-10'000 und für Liechtenstein 250-400 [1; 5].

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird laut IUCN für den internationalen Tierhandel gefangen [1].

Haltung

Als Höchstalter in menschlicher Obhut werden 9 Jahre und 6 Monate angegeben [3].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur ganz wenigen Zoos gezeigt, hauptsächlich im deutschsprachigen Raum. In vielen Zoos mit altem Baumbestand kommen Kleiber aber freilebend vor. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Kleiber.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kleiber wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es werden 22 Unterarten anerkannt. In Mitteleuropa kommt die Unterart S. e. caesia vor, in der Schweiz südlich der Alpen S. e. cisalpina [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Sitta europaea. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T103879804A132199203. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T103879804A132199203.en und (2015). Sitta europaea. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T103879804A60216041. Downloaded on 16 January 2020.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  6. MAUMARY, L. et al. (2007)
  7. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx