Diese Seite drucken

Alt- und Neuwelt-Sumpfschildkröten

Rettung der Batagur-Schildkröte

Nördliche Batagurschildkröte (Batagur baska) im Khao Kheow Open Zoo, Thailand Nördliche Batagurschildkröte (Batagur baska) im Khao Kheow Open Zoo, Thailand
© Peter Praschag, Turtle Island, Graz

Schutz der Batagur-Schildkröte im Ursprungsgebiet und im Zoo

11 6 56 2 batagur maksudurRahman
Die Mutter des Besitzers verabschiedet sich von ihrer Schildkröte, bevor diese in ein Schutzzentrum verbracht wird © Maksudur Rahman

 

 

11 6 56 4 batagur norbertPotensky
MERKUR-Vorstand Kerstin Neumayer, Zoologischer Abteilungsleiter und Projektkoordinator Anton Weissenbacher und Tiergartendirektorin Dagmar Schratter bei der symbolischen Scheckübergabe

 

 

301 007 002 001 batagur baska vienna vienna
Besendertes Batagurschildkrötenmännchen (Batagur baska) vor der Freisetzung © Tiergarten Schönbrunn

 

 

301 007 002 001 batagur baska viena rupertKrainradl 2
2020 drehte der ORF einen Dokumentarfilm über das Projekt © Tiergarten Schönbrunn / Rupert Krainradl

Die Batagur-Flussschildkröte ist heute beinahe ausgerottet und gilt nach der Jangtse-Riesenweichschildkröte als die zweitseltenste Schildkrötenart der Welt. Im vorigen Jahrhundert war sie noch in den Flüssen Südostindiens, Bangladeschs und Myanmars verbreitet. Ein konsequentes Überfischen und Absammeln der Eier brachte sie an den Rande der Ausrottung. Weltweit waren 2010 nur noch etwa 20 (!) Individuen. Sie lebten in Dorfteichen in Bangladesch und werden dort als Talisman gehalten oder gegebenenfalls verzehrt. Wildlebende Populationen sind aktuell keine mehr bekannt.

Der Tiergarten Schönbrunn und die Österreichische Zoo-Organisation OZO engagieren sich in der Projektförderung durch andere Organisationen wie der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) und dem Turtle Conservation Fund. Sie bemühen sich, eine breite Öffentlichkeit für die Unterstützung des Projekts zu gewinnen und stellten das Projekt bereits bei den Artenschutztagen 2010 vor. Vom Tiergarten Schönbrunn kommen regelmäßig fianzielle Zuwendungen.

In Kooperation mit den beiden Grazer Forschern und Schildkrötenexperten Rainer und Peter Praschag und der Turtle Survival Alliance initiierte der Tiergarten eine Rettungsaktion der Batagur Flussschildkröte in ihrer Heimat. Die bis zu 60 Zentimeter großen Schildkröten werden in Dorfteichen gesucht, freigekauft und damit vor dem Kochtopf gerettet. Mittlerweile ist es gelungen, 14 Männchen und sieben Weibchen aufzukaufen.

Im April 2010 wurden im Rahmen dieser Kooperation im Tiergarten Schönbrunn zwei adulte Pärchen und ein weiteres Weibchen eingestellt. Im Mai 2010 schlüpften zwei Jungtiere ‐ die weltweit erste Nachzucht dieser Tierart in menschlicher Obhut – eine Sensation. Die kontrollierte Nachzucht in menschlicher Obhut ist als Sofortmaßnahme für das Überleben dieser Art erforderlich und das nationale und selbst internationale Medienecho über die Nachzucht im Tiergarten Schönbrunn übertraf alle Erwartungen. Die große Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit ermöglichte es dem Tiergarten, sich an langfristigen Schutzaktionen maßgeblich zu beteiligen und Schutzbemühungen inner- und außerhalb von Bangladesch durch logistische, fachliche und finanzielle Hilfe voranzubringen.

Im Herbst 2014 konnte die Projektmitarbeiter Maksudur Rahman und Rupali Gosh im Süden von Bangladesch wiederum ein Weibchen ausfindig machen, das in einem Fischteich gehalten wurde. Auch dieses Tier konnte den Besitzern abgekauft und in ein Schutzzentrum gebracht werden, wo es in Sicherheit leben und zum Erhalt der Art beitragen kann. Das Foto zeigt die Mutter des Besitzers, die sich von der Schildkröte unter Tränen verabschiedet. Die Menschen haben eine große Zuneigung zu den Schildkröten, allerdings landen diese raren Tiere zu einem ganz besonderen Anlass dann leider oft im Kochtopf. Im Panzer der Schildkröte ist das Loch zu sehen, durch das ein Seil gefädelt war, um die Schildkröte vor dem Fliehen zu hindern.

2015 wurde an der Universität Graz eine Masterarbeit über Grundlagen für ein Erhaltungszucht-Programm für die nördliche Batagur-Schildkröte baska angenommen

Im Mai 2016 spendete die MERKUR-Handelskette 60'000 € für das Projekt. Dies war das Ergebnis der MERKUR-Aktion „Wilde Familienbande“, in deren Rahmen die Firma ein Sammelalbum mit Informationen über Tierfamilien und Auskünften zu Tiergärten der Österreichischen Zooorganisation und deren Engagement für bedrohte Tierarten in aller Welt ageboten hatte. Pro verkauftem Album ging 1 Euro an das OZO-Artenschutzprojekt „Batagur baska“.

Im Dezember 2019 wurden fünf erwachsene Männchen, ausgestattet mit Satellitensendern, in die Wildbahn entlassen.

Bis 2021 sind nach Inkubationszeiten von 59-77 Tagen insgesamt schon 421 Jungtiere geschlüpft. Die Population der Schildkröte konnte so vervielfacht werden. In weiterer Folge sollen sie in geeigneten Gebieten mit Hilfe der lokalen Bevölkerung wieder freigesetzt werden.

Literatur und Internetquellen:

  1. PLETZER, A. (2015)
  2. WEISSENBACHER, A., PREININGER, D., GHOSH, R., MORSHED, A.G.J. & PRASCHAG, P. (2015)
  3. TURTLE ISLAND
  4. Pressemitteilungen des Tiergartens Schönbrunn vom 15.06.2010,  04.11.2014, 23.05.2016, 15.11.2020
  5. ZGAP-Mitteilungen 2-2022

Zurück zu Übersicht Schildkröten

Zurück zu Nördliche Batagur-Schildkröte (Batagur baska)

Weiter zu Callagur-Flussschildkröte (Batagur borneoensis)

Gelesen 6707 mal Letzte Änderung am Freitag, 28 Juli 2023 16:45