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WEISS, M. (2010)

Environmental Enrichment als Beitrag zu einer artgerechtenTierhaltung – Entwicklung und Erprobung eines Programms und neuer Objekte für eine Orang-Utan-Gruppe (Pongo abelii)  in der ZOOMErlebniswelt Gelsenkirchen.

Environmental enrichment as a part of species appropriate animal husbandry – Developement and Investigation of a programme and new devicesfor a group of orang-utans (Pongo abelii) in the ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen.

Bachelorarbeit

75 Seiten

Ganzer Text

Fakultät für Biologie und Biotechnologie, Ruhr-Universität Bochum
Betreuer: Prof. Dr. Wolfgang H. Kirchner
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen

Zusammenfassung:

Die artgerechte Haltung von Zootieren wird gleichermasen von Tierschutzern und Zoobesuchern gefordert. Sie ist in den Leitbildern der zoologischen Garten und Tierparks verankert und stellt einen Grund fur die standige Modernisierung der Anlagen dar. Jedoch reicht die Konstruktion eines grosen Geheges, diverser Ruckzugsmoglichkeiten und ggf. geraumiger Innenanlagen nicht aus, um dieses Ziel zu erreichen: Besonders bei der Menschenaffenhaltung ist zusatzlich ein vielseitiges und anspruchsvolles Environmental Enrichment unentbehrlich.

Ziel dieser Arbeit war daher die Entwicklung eines Enrichment-Programms sowie neuer Enrichment-Objekte fur die Orang-Utan-Gruppe (1,4) der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen. Orang-Utans zeigen in der Natur ein deutlich hoheres Aktivitatsausmas als in Gefangenschaft, wobei ein Grosteil ihrer Aktivitat auf die Nahrungssuche entfallt. Als grostes und schwerstes baumlebendes Saugetier stellen sich den Orang-Utans dabei vor allem bei der Fortbewegung, der Nahrungssuche und dem Nahrungserwerb grose korperliche und kognitive Anforderungen. Da diese in Gefangenschaft meist fehlen bzw. deutlich geringer sind, zeigen die Tiere dort haufig nur einen geringen Anteil aktiver Verhaltensweisen. Bei kognitiv anspruchslosen Beschaftigungsmoglichkeiten kommt es schnell zu einer Gewohnung (Habituation), wodurch die Beschaftigungsdauer mit diesen Methoden abnimmt. Daher sollten Orang-Utans im Rahmen dieser Studie uber einen moglichst grosen Anteil des Tages beschaftigt werden, ohne dass ihre Futtermenge entschieden erhoht wurde. Besonders die Dauer des Nahrungserwerbs sollte dadurch erhoht und die Affen zusatzlich kognitiv gefordert werden. Um die Effektivitat dieses Programms zu uberprufen, wurden die Auswirkungen auf das Verhalten der Gruppe systematisch untersucht. Zusatzlich wurde die Effektivitat der einzelnen Futterungsmethoden und der neu entwickelten Objekte untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine zeitliche Annaherung des Aktivitatsprofils der Gruppe an das Freilandverhalten sowie eine signifikante Erhohung des Nahrungserwerbsverhaltens erreicht werden konnte. Alle Gruppenmitglieder liesen sich mit den im Programm eingesetzten Methoden beschaftigen, ohne dass eine Habituation oder die Zunahme antagonistischer Verhaltensweisen beobachtet wurden. Es wurden jedoch grose individuelle Unterschiede im Interesse und den angewandten Techniken deutlich, sodass festzuhalten ist, dass eine artgerechte Beschaftigung aller Tiere den Einsatz verschiedener Objekte bzw. Methoden erfordert.

Ein differenziertes, systematisches Environmental Enrichment, das auf die individuellen Anspruche der Tiere angepasst wurde und kreative, kognitive und korperliche Herausforderungen kombiniert, ist damit ein wichtiger Bestandteil der artgerechten Haltung von Menschenaffen speziell Orang-Utans in Zoos.

Abstract:

The species appropriate keeping of animals in zoos is demanded equally by animal welfarists and zoo visitors. It is established in the general principles of zoological gardens and therefore a reason for ongoing remodeling of the animals’ enclosures. The construction of a large enclosure with various possibilities to retreat is often not enough to achieve this aim: Especially for a species appropriate great ape husbandry it is essential to have a variable and challenging environmental enrichment.

The objective of this survey was the development of an enrichment programme and new enrichtment devices for the orang-utans (1,4) of the ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen. In the wild, Orang-utans show a distinctly higher activity extend – which mostly constists of foraging – than in captivity. As largest and most heaviest arboreal mammal they have to solve various physical and cognitive challenges during the locomotion and foraging. In captivity these are missing in most cases so that the amount of active behaviours is detectably smaller. Lowbrow enrichment leads quickly to a habituation that verifiably reduces the tenure.

Hence, in this study the orang-utans should be engaged most of the day without increasing the amount of food. Particulary the amount of time needed for foraging should be enhanced and the apes’ cognitive abilities should be encouraged. To investigate the effectivity of this programme the influence on the behaviour was systematically examined. This was complemented by investigation of the effectivity of several feeding methods and new enrichment devices.

The results show a temporal approximation of the group’s activity to the behaviour of free-living animals and a significant increase of the amount of foraging. All group members could be engaged by the feeding methods without signs of habituation or an increase of antagonistic behaviours.

However big individual differences in the interest for the different methods occurred. Therefore, it is important for a species appropriate engagement of all animals to use various objects or methods in an enrichment programme. Thus, a various and systematically environmental enrichment which respects the individual demands and combines creative, cognitive and physical challenges is an important part of species appropriate great ape husbandry (especially orangutans) in zoos.

 

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