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PFISTERER, A. (2012)

Der europäische Gänsegeier -
Auswertung von Positionsdaten besenderter
Gyps fulvus.

The Eurasian Griffon Vulture -
Analysis of Positiondata from tracked Griffon Vultures.

Bachelorarbeit

48 Seiten

Organismische Biologie, Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg
Leitung: Prof. Dr. phil. Gustav Bernroider
Zoo Salzburg

Zusammenfassung:

Der europäische Gänsegeier zählt zwar nicht zu einer akut vom Aussterben bedrohten Tierart – er wird auf der Roten Liste in die Kategorie „Least Concern“ eingestuft (Birdlife International, 2012) – jedoch kann man gerade an dieser Vogelart wichtige Grundlagenforschung zur Populationsdynamik, Verhalten und Ökologie von Großgreifvögeln im Allgemeinen und Geiern im Speziellen betreiben. Da Gänsegeier, genau so wie andere Großgreifvogel nur eine sehr geringe Reproduktionsrate besitzen ist es sehr wichtig, dass Probleme und Gefahren für die Bestände möglichst früh erkannt werden. Für Tierarten wie zum Beispiel den Bartgeier, dessen Abundanz von Natur aus geringer ist, als die von Gänsegeiern, und dessen Existenz deshalb noch mehr gefährdet ist, ist eine solche Grundlagenforschung ebenfalls sehr nützlich. Da gerade europäische Geierarten die gleiche ökologische Nische besetzen, kann man mit den selben Schutzmaßnahmen mehrere Geierarten gleichzeitig schützen.

Die in dieser Untersuchung durchgeführten Auswertungen zeigten, dass einzelne Tiere auf der Suche nach Nahrung saisonal weite Strecken zurücklegen. Wie in 2.2 erwähnt, trennt sich die Gänsegeierpopulation in Europa grob gesagt in zwei Teilpopulationen auf. Eine Westpopulation, in der 95 % des Gänsegeiervorkommens zu finden ist, steht einer Ostpopulation mit vergleichsweise wenigen Tieren gegenüber. In den bisher durchgeführten Untersuchungen mit Telemetrie und durch Beobachtung konnte noch nie eindeutig der Zug eines Gänsegeiers nachvollzogen werden, der die Ost- mit der Westpopulation verbindet. In der hier durchgeführten Untersuchung konnte ein solches Verhalten ansatzweise nachgewiesen werden. Da die tatsächliche Herkunft von „Tirol“ unbekannt ist, kann nicht gesagt werden, ob der Geier die Wanderung von Ost nach West erneut durchführt. Es könnte auch sein, dass „Tirol“ ursprünglich aus Spanien stammt und deshalb wieder zurück gezogen ist.

Es ist bekannt, dass Tiere sowohl aus den westlichen als auch aus den östlichen Verbreitungsgebieten in den Sommermonaten bis in die nördlichen Alpen vordringen. Zweifelhaft ist jedoch, ob Tiere, die beispielsweise aus Kroatien stammen, über den Winter nach Spanien ziehen. Mit den Wanderbewegungen „Tirol's“ kann jedoch vermutet werden, dass es durchaus einzelne Tiere gibt, die genau diese Verbindung zwischen Ost und West bilden. Für die weitere Entwicklung der Gesamtpopulation des Europaischen Gänsegeiers in Europa ist es daher nötig, sich geeignete Schutzmaßnahmen zu überlegen, die die schwächere und immer kleiner werdende östliche Population vor dem Verschwinden retten. Ein Ansatz, der in wenigen Ländern wie Spanien oder Italien bereits umgesetzt wird, sind so genannte „Geier-Restaurants“. Dies sind nichts anderes als Futterplatze für Geier. Da ,wie bereits erwähnt, der Nahrungsmangel eine große Gefährdung für alle Geierarten in Europa darstellt, kann man dies durch einfach angelegte Futterplätze kompensieren. Ein Netzwerk von Geier-Restaurants, könnte also helfen Tiere von  West nach Ost zu locken und dort die Population zu stärken.

Durch Forschungsprojekte wie sie von Dr. Fulvio Genero et al. meist durch Privatinitiative durchgeführt werden, können Wanderrouten und Rastplatze gefunden werden und gezielte Schutzmaßnahmen getroffen werden. Daher ist es wichtig, das Augenmerk der Forschungen nicht nur auf sehr seltene Tiere zu richten, sondern auch auf Tiere, die zwar in ihrer Zahl häufiger sein mögen, aber dennoch nicht weniger wichtig für einen effektiven Artenschutz sind. Aus diesem Grunde haben sich die Naturschutzorganisationen „BVCF“ (Mönchsgeierstiftung) und „FCBV“ (Stiftung zum Schutze des Bartgeiers), 2009 zu einer internationalen Naturschutzorganisation, der „VCF“ „Die Stiftung zum Schutze der Geier“, vereinigt (http://vulturefoundation.org/de/). Das Ziel dieser Organisation ist es die Populationen der vier europäischen Geierarten zu erhalten und zu stärken.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx