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K

KRAUS, N. (2013)

Stereotypien und Enrichment bei in Zoos gehaltenen Brillenbären.

Diplomarbeit

128 Seiten

Universität Wien. Fakultät für Lebenswissenschaften
Betreuer: Ao. Univ. Prof. Dr. Helmut Kratochvil
Tiergarten Schönbrunn, Wien und Tierpark Herberstein

Voller Text

Zusammenfassung:

Im Zuge dieser Diplomarbeit werden die Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten von vier, in österreichischen Zoos gehaltenen, Brillenbären beobachtet, sowie die Auswirkungen auf deren Verhalten nach der Einführung eines Rüttelbaums. Es handelt sich hierbei um jeweils ein männliches und ein weibliches Tier aus dem Tiergarten Schönbrunn und dem Tierpark Herberstein. In Schönbrunn leben ein 19-jähriges Männchen und ein 18-jähriges Weibchen, bei denen in Praktikumsarbeiten bereits Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten in Form von Pacing und Penissaugen beim Männchen und Self Stimulation (Belecken der rechten Brustwarze) beim Weibchen festgestellt werden konnten. In Herberstein leben ein 4-jähriges Männchen und ein 18- jähriges Weibchen. Bei dem Weibchen konnten ebenfalls, als es noch im Tiergarten Schönbrunn lebte, in Praktikumsarbeiten Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten in Form von Pacing und Head Tossing (charakteristisches Kopfdrehen, wobei der Kopf zuerst leicht nach unten bewegt und dann seitlich nach hinten oben geschwungen wird) aufgezeichnet werden. Bei dem jungen Männchen waren bislang noch keinerlei Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten bekannt.
Das Schönbrunner Männchen weist insgesamt 3 Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten in Form von Masturbationsverhalten (Penissaugen), Kopfschwenken und Pacing auf. Das Schönbrunner Weibchen zeigt die wenigsten Auffälligkeiten und beleckt lediglich ihre rechte Zitze (bei Freudmann et. al. 2010 als Self Stimulation bezeichnet). Das Herbersteiner Männchen weist seinerseits ebenfalls Masturbationsverhalten (Penislecken) und Pacing auf, wobei sich das Masturbationsverhalten von dem des Schönbrunner Tieres in seiner exakten Ausprägung unterscheidet. Das Herbersteiner Weibchen zeigt von allen Tieren die meisten Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten. Es weist insgesamt vier verschiedene Formen des Head Tossings auf, sowie Drehverhalten, aber auch Wasserpaddeln und Zaungreifen. Pacing konnte in dieser Studie keines festgestellt werden, allerdings weist das Weibchen generell eine enorm hohe Lokomotionsrate auf.
Die Tiere zeigen ihre Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten bevorzugt an bestimmten Orten innerhalb des jeweiligen Geheges.
Einige der Stereotypien/Verhaltensauffälligkeiten der einzelnen Tiere weisen Tages-, beziehungsweise Temperaturabhängigkeiten auf.
Die Etablierung des Rüttelbaumes in das jeweilige Gehege scheint zumindest bei einigen Stereotypien/Verhaltensweisen sowohl kurz-, mittelfristig, sowie auch langfristig positive Effekte zu haben. Weiters scheint das Enrichment-Element auch positiv auf Verhaltensweisen wie Nahrungsaufnahme und Wachsamkeitsverhalten zu wirken.
Nur das Explorationsverhalten des Schönbrunner Weibchens ist wie erwartet und kommt an Tagen mit Rüttelbaum-Fütterungen am häufigsten vor. Bei den drei anderen Tieren sinkt das Explorationsverhalten in Phase 2 ab.
In Schönbrunn und bei dem Herbersteiner Männchen zeigen sich positive Veränderungen durch die Rüttelbaum-Fütterungen. Hierbei wirkt sich die Rüttelbaum- Fütterung vor allem positiv auf das Stereotypieverhalten/Verhaltensauffälligkeiten innerhalb der ersten 15 Minuten nach der Fütterung aus. Das Herbersteiner Weibchen spricht von allen am schlechtesten auf die Rüttelbaum-Fütterungen an.
Die meisten Kontakte mit dem Rüttelbaum hat das Schönbrunner Weibchen, gefolgt vom Herbersteiner Männchen. Das Schönbrunner Männchen zeigt auch noch Interesse am Enrichment-Element, jedoch wesentlich weniger, als die beiden eben erwähnten Tiere. Das Herbersteiner Weibchen hat so gut wie gar keinen Kontakt mit dem Rüttelbaum.

Abstract

This Diploma thesis is about the stereotypies/ARBs (abnormal repetitive behaviours) of four Spectacled Bears and the influence of an enrichment element (wobble tree) on these stereotypies/ARBs and on general behaviour. The subjects are two males (19- and 4-years old) and two females (both 18-years old) living in zoo Vienna (Schönbrunn) and in Herberstein. The male and female of Schönbrunn and the female of Herberstein have already been documented of showing stereotypies/ARBs. Back then the older male showed pacing, masturbation and head swinging behaviour. One female showed Self stimulation (licking) in form of licking the right teat, the other female showed stereotypies/ARBs in form of pacing and Head Tossing. The male of Herberstein has not been documented to show any stereotypy/ARB yet.
The older male still shows the three stereotypies/ARBs that he had already shown before. The female living in Vienna zoo shows her old behaviour too, but in this study it is called licking. The younger male shows masturbation behaviour and pacing, but the masturbation behaviour differs from the one of the other male in the exact way it is performed. The young male is licking his penis, rather than sucking it, like the old male is doing. The female living in Herberstein shows the most stereotypies/ARBs. The Head Tossing is split up into 4 different forms, furthermore it performs spinning behaviour, water paddling and it grabs to the electric fence. The former pacing behaviour could not be detected anymore, but the female still shows a very high rate of locomotion.
The animals seem to like to perform their stereotypies/ARBs in certain places of their enclosures.
All three stereotypies/ARBs of the older male show a typical pattern over the day, just like the spinning behaviour and Head Tossing 1 of the female of Herberstein.
Some stereotypies/ARBs also show a typical pattern at different temperatures, like the licking, of the female and the pacing of the younger male, but also Head Tossing 1-4 and grabbing to the fence.
The wobble tree seems to have positive short-term effect on head swinging and pacing of the older male, but also on masturbation behaviour of the younger male. The enrichment element also seems to have positive short-term effect on Head Tossing 1-4 and grabbing to the fence. The wobble tree also works on non-enrichment days for head swinging and pacing of the older male, but also on masturbation behaviour of the younger male. Even Head Tossing 1, 2 and 4 and the fence-grabbing are positively influenced by the wobble tree on non-enrichment days. This enrichment-element even seems to have positive longterm effect on head swinging and pacing of the older male and on Head Tossing 2 and Head Tossing 4, just like on grabbing to the fence.
The wobble tree also has positive short-, middle- and long-term effect on general behaviours like foraging and vigilance.
Only one female’s exploration behaviour changed like expected and occurred more often on days with wobble tree feeding.
Wobble tree feeding has a positive effect on the animals of Vienna zoo and the young male in Herberstein. Within the first 15 minutes after feeding the stereotypy/ARB-rate lowers after an enrichment feeding. The female in Herberstein does not really seem to benefit of the enrichment within the first 60 minutes after feeding.
The female living in Schönbrunn has most contact with the wobble tree, followed by the young male. The older male still shows interest in the enrichment element, but the other female barely has any contact with the wobble tree.

 

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