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HOHNEDER, N. (2014)

Verhaltensbeobachtungen an zwei Asiatischen Elefanten-Jungbullengruppen (Elephas maximus) unter Zoohaltung und Vergleich der Cortisolwerte in Speichel und Kot.

Behavioral observations on two Asian elephant bachelor groups in zoological gardens and comparison of their cortisol concentrations in saliva and feces.

Dr. med. vet. Dissertation

138 Seiten

Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie, Tierärztliche Hochschule Hannover
Wissenschaftliche Betreuung: Prf. Dr. Dr. h. c. Jörg Hartung
Tiergarten Heidelberg

Voller Text

Zusammenfassung:

Es wurde das Sozialverhalten und die Stressantwort (anhand von Cortisol) von Asiatischen Elefanten in zwei Jungbullengruppen unter Zoohaltung mit dem Ziel untersucht, ob die Gruppenhaltung geeignet und in der Praxis durchführbar ist, die aus dem derzeit laufenden EEP Programm für Asiatische Elefanten hervorgehenden überzähligen männlichen Tiere zumindest bis zur Geschlechtsreife artgerecht unterzubringen. Dazu wurden sieben Elefantenbullen, im Alter von 6 bis 10 Jahren in der Haltungsform des „Geschützten Kontakts“ in einer Dreiergruppe im „Dierenrijk“ in den Niederlanden und eine Vierergruppe im Tiergarten Heidelberg gehalten.

Die Heidelberger Elefantengruppe wurde mit Hilfe des Focus-Animal-Samplings über einen Zeitraum von acht Wochen beobachtet und zusätzlich einer Nearest-Neighbor-Studie unterzogen. Von den Elefantenbullen in den Niederlanden wurden Verhaltensprofile durch die dortigen Pfleger erstellt. Bei allen sieben Elefantenbullen wurden acht Wochen lang pro Woche jeweils zwei Speichel- und zwei Kotproben entnommen und auf ihren Cortisolgehalt untersucht. Zu Beginn, nach vier Wochen und am Ende des Probenzeitraumes nach acht Wochen wurden bei den Elefanten im Zoo Heidelberg zusätzlich Cortisolkonzentrationen im Blutserum bestimmt. Die Nearest-Neighbor-Analyse liefert reproduzierbare Daten zum Beziehungsgefüge innerhalb der Heidelberger Jungbullengruppe und zeigt, wie viel Zeit die Elefantenbullen alleine oder in Gesellschaft anderer Elefanten der Gruppe verbringen. Das Focus-Animal-Sampling ergibt, dass die Elefanten jungbullentypische Verhaltensweisen zeigen und sowohl Unterordnung, als auch Dominanz innerhalb der Gruppenstruktur erfahren. Im Beobachtungszeitraum gab es keine ernsthaften oder violenten Auseinandersetzungen zwischen den Tieren einer Gruppe. Irritationen von rangniederen Gruppenmitgliedern bei Verhaltensänderungen des ranghöchsten Tieres, z.B. bei Einsetzen der Musth, führten zu Änderungen im Verhalten und im Cortisolspiegel der rangniederen Tiere.

Die gefundenen höheren Cortisolkonzentrationen des ranghöchsten Tieres der Heidelberger Elefantengruppe bestätigen frühere Literaturangaben. Diese traten besonders prominent während der Musth auf, verbunden mit Unruhe und Erregung, kehrten aber nach der Musth rasch auf Ursprungswerte zurück. Negative Auswirkungen auf die anderen Mitglieder der gut funktionierenden Gruppe wurden nicht beobachtet. Die Höhe der gemessenen Cortisolkonzentrationen in Kot- und Speichelproben zeigten einen signifikanten Zusammenhang. Die Korrelation der Cortisolwerte aus dem Speichel und Kot und dem Alter der Elefanten war gering bis mäßig. Die individuellen Schwankungen waren erheblich und bewegten sich in der Elefantenjungbullengruppe im Tiergarten Heidelberg zwischen 0,3 – 1,43 ng/ml Cortisol im Speichel und 89,7 – 649,8 ng/g Cortisol im Kot. Die Dreiergruppe in den Niederlanden wies Cortisolkonzentrationen im Speichel von 0,3 – 2,34 ng/ml und im Kot von 147,3 – 427,3 ng/g auf. Die Mittelwerte aller Elefanten betrugen im Speichel 0,63 ± 0,3 ng/ml, im Kot 266 ± 95 ng/g. Aufgrund der Cortisolkonzentrationen im Kot, ist davon auszugehen, dass Elefanten viel höhere Basalwerte aufweisen, als in der Literatur angenommen wurde.

Verhaltensbeobachtungen und Cortisolmessungen in dieser Studie deuten darauf hin, dass das Wohlbefinden der hier untersuchten Elefantenjungbullen in Gruppenhaltung zu keinem Zeitpunkt im Untersuchungszeitraum negativ beeinträchtigt war. Es wird deutlich, dass in einer solchen Jungbullengruppe die Gruppengröße, die Gehegestruktur und eine klare Altersstaffelung sowie die körperliche und geistige Verfassung des Einzeltieres einen erheblichen Einfluss auf das Zusammenwirken der Tiere, die Harmonie und das Stressgeschehen haben.

Die vorgestellten Untersuchungen zeigen, dass die Haltung von Elefantenbullen in Gruppen erfolgreich möglich ist und dass Gruppenhaltung in Jungbullengehegen eine vielversprechende Lösungsmöglichkeit darstellen kann, um die wachsende Zahl an männlichen Elefanten in europäischen Zoos – zumindest für den Altersabschnitt zwischen 6 und 10 Jahren – künftig artgerecht unterzubringen. Dies kann für das EEP Programm von großer Bedeutung sein. Es sollte, basierend auf den hier gemachten Erfahrungen, weiter geprüft werden, ob ähnliche Haltungsformen auch für ältere Bullen bei genügender sozialer Gewöhnung geeignet sind.

 Abstract:

We focused on social behavior and stress response (on the basis of cortisol) of Asian Elephants in two bachelor groups in zoological gardens and investigated if the keeping system in such bachelor groups is suitable for the supernumerous elephant bulls of the EEP Program to house them until their musth. Seven elephant bulls at the age of 6 to 10 are held in “Protected Contact” maintenance: One group with three elephants at Dierenrijk, NL and one group with four elephants at Heidelberg, Germany.

At Heidelberg zoo, a bachelor group has been observed for eight weeks using Focus-Animal- Sampling and also a nearest neighbor study. Behavioral observations of the Dutch elephants are replaced with behavior profiles from their keepers. Two samples of feces and two samples of saliva per week were collected from each elephant for about eight weeks to analyze the amount of cortisol. We additionally analyzed cortisol values in the blood of the elephants at Heidelberg zoo at baseline, after four and eight weeks.

The results of the nearest neighbor analysis at Heidelberg provide a first feature of young males´ relations and shows how much time they spend alone or in companionship with other elephants of the group. The elephants demonstrate behavioral attitudes typical for young elephant bulls and they learn about dominance and subordination within the group structure. Within the observation period, no serious or violent hostilities appeared between group members. An attitude change in the high-ranking elephants, for example caused by onset of musth, maintained that the low-ranking elephants showed changes in behavior and also in their cortisol concentrations. That did not conduct physical hostilities.

Cortisol values of high-ranking elephants were higher than in low-ranking elephants, which was also described in prior studies. High cortisol concentrations occurred especially within - 98 - musth, associated with disturbance and agitation. After the musth, cortisol values dropped down to baseline. There were no negative consequences for the rest of the group members. The amount of cortisol concentrations from saliva and fecal samples revealed a significant correlation. The correlation between the amount of cortisol in saliva and feces and the age of the elephants was minor to moderate. However, the individual values deviated significantly and ranged at the bulls at Heidelberg zoo from 0,3 – 1,43 ng/ml in saliva and 89,7 – 649,8 ng/g in feces. The three elephants of the other group in the Netherlands had cortisol values ranging from 0,3 – 2,34 ng/ml in saliva and 147,3 – 427,3 ng/g in feces. Mean cortisol concentration of all elephants was 0,63 ± 0,3 ng/ml in saliva and 266 ± 95 ng/g in feces. These cortisol concentrations at baseline are higher than those reported within prior studies about the Asian elephant.

Behavioral observations in combination with appointment of cortisol is a suitable method to evaluate elephant welfare of the examined elephant bulls in bachelor groups. There is no evidence that welfare was negatively affected within the observation period. Of note, group size, enclosure structure and age grading and also body and mental condition of the individual influence the coaction of the animals, harmony and stressful events substantially.

The present investigations show that keeping elephant bulls in bachelor groups is feasible and may be a promising option for the future to house the growing number of male elephants in European zoological gardens henceforth – at least for the age period from 6 to 10. That can be of great importance for the EEP Program. It should be under examination, based on the experience of this study, if similar keeping systems are also feasible for older bulls after enough social familiarization.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx