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ETZDORF, K. (2006)

Behavioural-Enrichment beim Rothund (Cuon alpinus)

Großpraktikumsbericht

59 Seiten

Universität Osnabrück, Prof. Dr. Günter Purschke
Zoo Osnabrück

Zusammenfassung:

Aufgrund der Tatsache, dass die Zooumwelt das natürliche Habitat einer Tierart zum teil ersetzten kann, ist zu erwarten, dass die betreffende Art nur ein eingeschränktes Verhaltensrepertoire zeigen kann. Behavioural Enrichment sollte adäquate Reize bieten, so dass unnatürliche Verhaltensweisen in stärkerem Masse ausgelöscht werden können. Auf diese Weise kann Behavioural Enrichment dazu genutzt werden, das Verhaltensbudget zu erweitern und somit auch zu bereichern. Besonders das Ethogramm von in Menschenobhut gehaltenen Carnivoren leidet unter der Abwesenheit von Reizen, die unter natürlichen Bedingungen Jagdverhalten auslösen würden.

In der vorliegenden Arbeit wure die Wirkung von Behavioural Enrichmentobjekten auf vier unterschiedlich alten Rothunden (0,4) im Zoo Osnabrück während eines ca. sechswöchigen Beobachtungszeitraumes untersucht.

Wie ist das Verhaltensrepertoire der Rothunde im Zoo Osnabrück zusammengesetzt und ist es möglich, durch Behavioural Enrichment aktive Verhaltensweisen zu steigern?

Wie bei vielen in Menschenobhut gehaltenen Wildtieren ist auch das Verhaltensbudget der Rothunde durch ein hohes Mass an Inaktivität gekennzeichnet. So wurden in zahlreichen Ernichmentstudien bei Carnivoren nachgewiesen, dass Behavioural Enrichment die Inaktivität durch Förderung aktiver Verhaltensweisen erniedrigt, was auch bei den Rothunden gelungen ist.

Ist das Enrichmentprogramm in der Lage, möglicherweise auftretende Verhaltensstörungen zugunsten von Lokomotion und Exploration zu reduzieren?

Die bei der Rothündin Rote auftretende Stereotypie konnte durch Obekte mit Beutevalenz teilweise so stark reduziert werden, dass während der Beobachtungszeit keine Verhaltensstörung beobachtet werden konnte. Aber trotz geringer Steigung aktiver Verhaltensweisen, wie Lokomotion und Exploration, gelang es im Rahmen dieses Programms die Stereotypie der Rothündin nicht signifikant zu minimieren.

Können artspezifische Verhaltensweisen durch die neuen Reize ausgelöst werden, so dass eine Annäherung an das Verhalten im Freiland erfolgt?

Eine qualitative Änderung des Verhaltensrepertoires erfolgte bei den Rothunden in nur sehr geringem Maße. Die Angebote des Enrichmentprogramms bewirkten vielmehr eine quantitative Veränderung, die sich besonders in den Häufigkeitsanteilen des Ruhens, der Lokomotion und des Pracings niederschlug.

Wie ist die Reaktion auf Enrichment mit olfaktorischer Basis und auf Spielobjekte im Vergleich zu Objekten mit Futtervalenz?

Das Schaffell und Kanninchen hängend, welche ein großes Maß an Beutefangverhalten auslösten und somit für die Tiere den größten Energieaufwand bedeuteten, erreichten die höchsten Beschäftigung und erzielten eine starke Minimierung des stereotypen Verhaltens. Keines der Angebote aus den anderen Kategorien konnte so erfolgreich eingesetzt werden. Dazu kommt, dass Objekte mit olfaktorischen Reizen und Spielobjekte nur in einem geringen Maß angeboten wurden.

Obwohl es keine Studien mit einem Behavioural Enrichment Programm bei anderen Rothunden gibt, und somit kein Vergleich, war die Durchführung doch soweit erfolgreich, als dass es die Verhaltensstereotypie der Rothündin Rote teilweise eindämmte und eine Steigung der aktiven Verhaltensweisen bei allen Rothunden hervorbrachte. Eine Weiterführung und Ausarbeitung des Programms wäre wünschenswert, da so die Chance bestünde, die Stereotypie langfristig zu eliminieren. Adäquatere Objekte könnten eventuell das Maß der Aktivität noch steigern.

 

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx