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Trut-, Raufuß-, Perlhühner

Auerhuhn

Auerhahn (Capercaillie, male; Tetrao urogallus) im Alpenzoo Innsbruck Auerhahn (Capercaillie, male; Tetrao urogallus) im Alpenzoo Innsbruck
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Raufußhühner (Tetraonidae)

D LC 650 

EEP Auerhuhn

Tetrao urogallus • The Capercaillie • Le grand tétras

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Auerhahn (Tetrao urogallus) im Weltvogelpark Walsrode © Elias Neideck

 

 

 

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Verbreitung des Auerhuhns (Tetrao urogallus) in der Schweiz. Nach Schweiz. Vogelwarte Sempach

 

 

 

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Rückgang des Auerwildareals (Tetrao urogallus) in Österreich (REIMOSER & REIMOSER, 1996). Dunkelgrün: > 0.1-0.5; hellgrun: > 0.01-0.1; gelbgrün < 0.01 Abschüsse / 100 ha und Jahr

 

 

 

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Auerhahn (Tetrao urogallus) im Weltvogelpark Walsrode © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

 

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Auerhenne (Tatrao urogallus) in Skånes Djurpark, Höör © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Ei des Auerhuhns (Tatrao urogallus) © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

 

 

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Auerhahn mit Henne - Robert Hainard (1906-1999, Bild ca.1954)

 

 

 

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Auerhahn (Tetrao urogallus) - Aquarell von Johann Friedrich Naumann. Gemeinfrei.

 

 

 

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Auerhahn auf Pro Juventute-Sonderbriefmarke 1968, 10+10 Rp., Schweiz

 

 

 

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Das in Mitteleuropa gefährdete Auerhuhn ist der größte und imposanteste Vertreter der Hühnervögel in Europa. Sein Balzverhalten und seine kulturelle Bedeutung machen es zu einem interessanten Objekt für den Zooschulunterreicht. In europäischen Zoos wird es relativ häufig gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Auerhuhn besteht ein ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus. Die Hähne erreichen eine Gesamtlänge von etwa 100 (90-120) cm, wovon 32-36 cm auf den Schwanz entfallen, eine Flügelspannweite von 90 (-125) cm und ein Gewicht von etwa 5 (3.3-6.5) kg, die Hennen eine Gesamtlänge von rund 70 cm und ein Gewicht von etwa 1.4-2.5 kg. Das Gefieder des Hahns ist überwiegend schiefergrau mit metallisch grün glänzendem Brustband. Die Flügel sind dunkelbraun mit weißem Bugfleck, der Schwanz weist weiße Flecken auf. Über dem Auge hat er einen großen, unbefiederten, mit Warzen besetzten roten Fleck. Die Henne ist auf braunem Grund dunkel und hell gebändert, im Kropfbereich einfarbig braun. Von anderen Raufußhühnern unterscheiden sich Auerhühner durch ihre verlängerten Kehlfedern und ihren abgerundeten, aus achtzehn Federn bestehenden Schwanz [2; 3; 5; 8; 9; 12].

Verbreitung

Paläarktis: Albanien, Andorra, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, China, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kasachstan, Kosovo, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Mongolei, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Schweiz, Tschechische Republik, Ukraine, Weißrussland
Ausgestorben in Irland, Eingeführt in Großbritannien [1].

Lebensraum und Lebensweise

Das Auerhuhn besiedelt Nadel- und Mischwälder mit alten Bäumen. Es ist abhängig vom Vorkommen von Pinus-, Picea- und Abiesarten, deren Nadeln im Winter seine Hauptnahrung bilden sowie von Heidel- (Vaccinium) oder Krähenbeeren (Empetrum), die im Sommer seinen Speisezettel dominieren. Das Nahrungsspektrum besteht aus Baumknospen, Blättern oder Nadeln, Klee- und Grasblättern, Waldbeeren, Sämereien und Wirbellosen. Der Hahn nimmt mit gröberer Nahrung vorlieb als die Henne, z.B. mit Tannen- oder Fichten- oder Kiefernadeln [2; 3; 5; 8].

Im Frühjahr besetzen Auerhähne eine Balzarena von 0.5 - 10 ha, wo sie mit gefächertem Schwanz, gesenkten Flügeln, Gesträubten Bartfedern und hoch gestrecktem Hals umherstolzieren und ihren charakteristischen, aus dem "Knappen", dem "Hauptschlag" und dem "Wetzen" bestehenden Balzgesang ertönen lassen. Die Hennen suchen den ihnen passenden Hahn zur Paarung aus. Sie legen meist 7-9 (4-12) gelblich-rostbraune, gefleckte, 57x41 mm große Eier, die 26-28 Tage bebrütet werden. Die Jungvögel sind nach zwei Wochen flugfähig. Der Familienverband löst sich im September auf [2; 7; 8; 9].

Gefährdung und Schutz

Trotz Abnahme des auf 3 bis 5.5 Millionen Adultvögel geschätzten Bestands gilt das Auerhuhn weder weltweit noch gesamteuropäisch als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, die Unterart cantabricus unter Anhang 2. In der Vogelschutz-Richtlinie der EU ist die Art in den Anhängen I und II(B) aufgeführt.

Situation in Mitteleuropa: In der Schweiz wird das Auerhuhn als stark gefährdet (ENDANGERED) eingestuft. Es kommt nur noch in einigen Gebieten des Juras und der Nordalpen sowie in den Ostalpen in einer Population von vielleicht 1'000 Vögeln vor. Es ist seit 1971 geschützt [8].  

In Österreich ist die Art im Alpenraum weit verbreitet, außerdem gibt es ein außeralpines Teilareal im Mühl- und Waldviertel. Diese Tieflagenvorkommen sind aber in den letzten Jahrzehnten fast gänzlich verschwunden und auch in den Alpen ist das Areal stark geschrumpft. Die Art gilt daher heute als gefährdet (VULNERABLE). Sie ist jagdbar, die Jahresstrecke hat aber langfristig deutlich abgenommen - etwa parallel zu jener des Haselhuhns - und liegt gegenwärtig unter 400 Hähnen (2019/20: 362; 2020/21: 183). In Vorarlberg, Burgenland und Wien ist die Art ganzjährig geschont. In Niederösterreich darf sie nur jedes zweite Jahr bejagt werden [1; 13].

In Deutschland gilt das Auerwild als unmittelbar vom Aussterben bedrohte Art (CRITICALLY ENDANGERED) in der Roten Liste aufgeführt. Es ist jagdbar, jedoch ganzjährig geschont.

Im Fürstentum Lichtenstein ist das Auerwild jagdbar, der kleine Bestand wird aber ganzjährig geschont.

In der autonomen Provinz Südtirol ist die Art geschützt [4].

Bedeutung für den Menschen

Auerhühner werden laut IUCN als Sport oder zur Fleischgewinnung gejagt und für den internationalen Tierhandel gefangen [1], wobei Letzteres ziemlich irrelevant sein dürfte.

Kulturelle Bedeutung: Die Balz des Auerhahns ist ein beliebtes Thema in Dichtung und Malerei. Franz von Kobell geht in seinem "Wildanger" darauf ein und liefert gleich noch ein Gedicht dazu. Auch vom schwedischen Lyriker Esaias Tegnér gibt es ein Gedicht über die heute umstrittene Balzjagd auf den Auerhahn.

Haltung

Auerwild wurde früher nur selten gehalten und noch seltener gezüchtet. Von 1783-1936 sind nur 8 verbürgte Fälle erfolgreicher Aufzucht bekannt [10]. Das Höchstalter wird mit 18 Jahren angegeben [6]. Das Verhalten der Hähne während der Balz schließt eine Präsentation in für das Publikum begehbaren Volieren aus. BREHM [3] schreibt dazu: "Die ungewöhnliche Aufregung, in welcher sich der Vogel während der Balze befindet, läßt es einigermaßen erklärlich erscheinen, daß er zuweilen die unglaublichsten Tollheiten begeht. So berichtet Wildungen von einem Auerhahne, welcher sich plötzlich auf sägende Holzmacher stürzte, sie mit den Flügeln schlug, nach ihnen biß und sich kaum vertreiben ließ. Ein anderer flog, nach Angabe desselben Schriftstellers, sogar auf das Feld heraus, stellte sich den Pferden eines Ackersmannes in den Weg und machte diese scheu; ein dritter nahm jedermann an, welcher sich seinem Standorte näherte, versuchte sogar mit den Pferden der Forstleute anzubinden. nach der Balzzeit hielt er sich in der Nähe eines ziemlich besuchten Weges auf und zeigte da, daß er alle Furcht vor den Menschen gänzlich abgelegt hatte. Anstatt vor ihnen zu fliehen, näherte er sich ihnen, lief neben ihnen her, biß sie in die Beine, schlug mit den Flügeln und war schwer zu entfernen."

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 50 Zoos gezeigt, von denen sich überdie Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Seit 2023 gibt es ein New Style-EEP, das vom Parc animalier de Sainte-Croix koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Hühnervögel.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind Hühnervögel ihren sozialen Bedürfnissen entsprechend paarweise, in Gruppen oder außerhalb der Brutzeit einzeln zu halten. Die Volieren müssen für ein Paar eine Mindestfläche von 18 m², eine Höhe von 3 m und einen Schutzraum oder überdachtem Bereich aufweisen. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Fläche um 8 m² zu erweitern

Taxonomie und Nomenklatur

Der Auerhahn wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es werden 12 Unterarten anerkannt [5].

Öfter kommt es in der Wildbahn zu Verpaarungen zwischen Auer- und Birkwild. Die daraus entstandenen Bastarde werden Rackel- oder Mittelhühner genannt [3].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Tetrao urogallus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679487A85942729. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679487A85942729.en und (2015). Tetrao urogallus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22679487A59946103 Downloaded on 05 October 2019.
  2. BOBACK, A. W. (1966)
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. CARMIGNOLA, G. (2007) 
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. MAUMARY, L. , VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  9. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  10. RAETHEL, H. S. (1988)
  11. REIMOSER, S. & REIMOSER, F. (2006)
  12. WISSEL, C. von, STEFANI, M. & RAETHEL, H.-S. (1966)
  13. STATISTIK AUSTRIA

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Gelesen 34631 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 09 November 2023 14:28