Meerkatzen, Makaken, Mangaben, Paviane

Husarenaffe

Husarenaffe (Erythrocebus patas) im Tierpark Berlin Husarenaffe (Erythrocebus patas) im Tierpark Berlin
Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffe (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)

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EEPHusarenaffe

Erythrocebus patas • The Patas Monkey • Le patas

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) im ZooParc de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Husarenaffen (Erythrocebus patas)

 

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) im Zoologischen-Botanischen Garten Veszprém © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) im Zoo Leipzig © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Junger Husarenaffe (Erythrocebus patas) im Tierpark Gotha © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) im Tiergarten Staßfurt © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Husarenaffen (Erythrocebus patas) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) im ZooParc de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Husarenaffen (Erythrocebus patas), Mutter mit Jungtier im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Husarenaffen (Erythrocebus patas) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) im ZooParc de Beauval © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Husarenaffe (Erythrocebus patas) mit Jungtier im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Vergesellschaftung von Husarenaffen (Erythrocebus patas) mit Westlichem Flachlandgorilla (Gorilla g. gorilla) im Touroparc, Romanèche-Thorins © Peter Dollinger, Zoo Offcie Bern

 

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Vergesellschaftung von Husarenaffen (Erythrocebus patas) mit Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

 

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Der Husarenaffe ist als einzige an das Bodenleben angepasste Meerkatze von zoopädagogischem Interesse. Wie alle Affen kann er zwar klettern, tut dies aber selten, sondern flüchtet bei Gefahr im Galopp am Boden, wobei er Geschwindigkeiten von über 50 km erreicht. Es liegt also eine Konvergenz zum Geparden vor, der innerhalb der Katzen eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hat. Im Vergleich zu anderen Meerkatzen wird der Husar daher relativ häufig in Zoos gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von bis zu 87 cm, einer Schulterhöhe bis zu 60 cm, einer Schwanzlänge bis zu 75 cm und einem Gewicht von 7-13 (-24) kg bei den Männchen sind die Husarenaffen die größte Art der Meerkatzen-Tribus. Es besteht ein deutlicher Sexualdimorphismus: Weibchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von nur 48-52 cm, eine Schwanzlänge von 48-55 cm und ein Gewicht von 4-7 kg. Ferner sind bei den Männchen die Nacken- und Barthaare mähnenartig verlängert. Als Anpassung an die bei Bedarf schnelle Fortbewegung am Boden sind die Arme und Beine lang und schlank, die Finger und Zehen dagegen relativ kurz. Die Gesichtsfarbe ist individuell verschieden, grau, teilweise oder ganz schwarz, was Anlass zur Begründung von Unterarten bot. Ansonsten ist das Fell oberseits rötlich-braun, die Unterseite sowie der Backenbart sind weißlich bis grau [1; 2; 6].

Verbreitung

Sahel und nördlicher Savannengürtel Afrikas : Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo Dem., Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Sudan, Südsudan, nördliches Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [4].

Lebensraum und Lebensweise

Husarenaffen leben in Halbwüsten, Steppen, Savannen und Trockenwäldern. Sie sind tagaktiv und halten sich überwiegend am Boden auf. Sie sind schlechte Kletterer und meiden den Wald, selbst kleinere Bauminseln. Dagegen sind sie schnelle Läufer, die Geschwindigkeiten bis zu 55 km/h erreichen können. Geschlafen wird meist auf über eine größere Fläche verteilten Bäumen. Sie leben meist in Rudeln von 5-25 Tieren, in denen sich nur ein vollerwachsener Mann behaupten kann. Die Weibchen halten eine strikte Rangordnung ein und das dominierende α-Weibchen wird selbst vom Pascha respektiert. Überzählige Männer bilden Junggesellentrupps. Die Tiere sind Allesfresser, die Früchte, Samen, Gräser, Wurzelknollen und-zwiebeln, Blätter, Schösslinge, Pilze, Vogeleier, Echsen, Insekten und andere Wirbellose zu sich nehmen. Zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs benötigen sie große Streifgebiete [1; 4; 6].

Nach einer Tragzeit von rund 167 Tagen gebären die Weibchen in der Regel ein einzelnes, dunkel gefärbtes Junges, das sich rasch entwickelt. Die Geburtsabstände betragen daher nur etwa ein Jahr. Weibchen werden mit 3, Männchen mit 4.5 Jahren geschlechtsreif [6].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine weite Verbreitung und ist immer noch relativ häufig, auch wenn die Bestände gebietsweise abnehmen. Ein weiterer Bestandsverlust hat sich durch die Tätigkeit der Taxonomen ergeben, die E. baumstarki und E. poliophaeus als eigene Arten abgetrennt haben. E. patas wird auf der Grundlage einer Beurteilung aus dem Jahr 2020 neu als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED), E. (p.) baumstarki als unmittelbar vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) und E. poliophaeus kann aufgrund unzureichender Daten (DATA DEFICIENT) nicht eingestuft werden [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Der Chester Zoo ist seit 1994 der wichtigste Unterstützer des Gashaka Biodiversity Projects, das im 6'670 km² großen Gashaka-Gumpti-Nationalpark Nigerias artenschutzrelevante Studien unterschiedlichster Art durchführt. Dies hilft mehreren Primaten-Arten, u.a. dem Husarenaffen. mehr ...
  • Das seit 2013 bestehende ATO-Schutzzentrum in Benin bemüht sich um die Rehabilitation und allenfalls Auswilderung von vier einheimischen Primatenarten, darunter der Husarenaffe. Das Zentrum wird vom Zoo de la Barben (Provence) über die von ihm gegründete Assoiation Ecofaune unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Die Tiere werden gelegentlich zur Gewinnung von Fleisch ("bushmeat") gejagt. Sie spielen auch eine gewisse Rolle als Versuchstiere [4]. Von 1977 bis 2017 wurden nebst Teilen und Erzeugnissen über 6'500 lebende Wildfänge von den Ursprungsländern zur Ausfuhr genehmigt. Wichtigstes Ausfuhrland war Senegal. Im selben Zeitraum wurden weltweit bei der Ausfuhr 81 Nachzuchttiere registriert [2].

Haltung

Alfred BREHM scheint mit gehaltenen Husarenaffen, die er als die langweiligsten und unliebenswürdigsten Meerkatzen bezeichnet, nicht die besten Erfahrungen gemacht zu haben; "Sein Gesichtsausdruck ist der eines Staatshämorrhoidariers, ewig mürrisch und unfreundlich nämlich, und sein Handeln straft diesen Ausdruck in keiner Weise Lügen. So lange er noch jung ist, zeigt er sich wenigstens einigermaßen liebenswürdig; mit steigendem Alter aber nimmt seine Reizbarkeit in einer Weise zu, daß man wirklich kaum mehr mit ihm auszukommen vermag. An ein freundschaftliches Verhältnis zwischen ihm und irgend einem anderen Geschöpfe, seine Mitaffen nicht ausgeschlossen, ist kaum zu denken. Alles scheint ihm widerwärtig zu sein, ihn mindestens im höchsten Grade zu langweilen, die unschuldigste Handlung eine ihm angethane Beleidigung zu sein. Ein Blick erregt seinen Aerger, Gelächter bringt ihn in förmliche Wuth. Dann sperrt er, so weit er kann, das Maul auf und zeigt die verhältnismäßig überaus großen Zähne, versucht auch, falls es ihm irgend möglich, dieselben an dem gehaßten Gegner zu erproben. Freundliche Worte helfen so viel als nichts, Schläge verschlimmern mehr, als sie bessern. Ich erinnere mich nicht, jemals einen wirklich zahmen älteren Husarenaffen gesehen zu haben, bin vielmehr nur mit wüthenden und tückischen bekannt geworden." [2]

Im Naturzoo Rheine wurden Husarenaffen problemlos mit Dscheladas zusammengehalten. In Rostock gab es bei der gemeinschaftshaltung von Husaren und Kleinen Weißnasenmeerkatzen Stress, sodass, die Halrung beendet wurde [7]. Im Touroparc in Romanêche-Thorins wurden früher Husarenaffen und Flachlandgorillas miteinander vergesellschaftet. Im Zoo Leipzig bewohnen die Husarenaffen gemeinsam mit Spitzmaulnashörner eine Außenanlage.

WEIGL gibt als bekanntes Höchstalter 28 Jahre 4 Monate für ein Weibchen an, das in einem japanischen Zoo gehalten worden war [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 50 Zoos gehalten, von denen sich ein paar wenige im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm, das vom Banham Zoo  als "New Style"-EEP) koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 40 m² bei 3 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots auf beinahe das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen und innen je 30 m², außen bei 3, innen bei 2.5 m Höhe angeboten werden sollten.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 5 Husarenaffen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 25 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 4 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 100 m² und ein Innengehege mit einer Grundfläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 10 bzw. 3 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Husarenaffe wurde 1774 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Simia patas" beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Erythrocebus wurde 1897 vom französischen Zoologen Édouard Louis TROUESSART eingeführt. Zeitweilig wurde patas auch in die Gattung Cercopithecus eingeordnet. Erythrocebus ist eine monospezifische Gattung. Es wurden mehrere Unterarten beschrieben, so der Schwarznasen-Husarenaffe (E. p. patas) aus Westafrika und der Weißnasen-Husarenaffe (E. p. pyrrhonotus) aus Ostafrika, diese sind aber nicht allgemein anerkannt. Die Unterart E. p. baumstarki wird wegen unterschiedlicher Exterieur-Merkmale aufgrund eines Vorschlags aus dem Jahr 2017 in der Roten Liste 2020 als eigene, vom Aussterben bedrohte Art behandelt, auch der schwarzgesichtige E. poliophaeus aus Äthiopien und dem Sudan wurde als eigene Art abgetrennt, was aber möglicherweise nicht haltbar ist. Mit vergleichbaren Kriterien könnte man vermutlich zwei Dutzend verschiedene Arten des Homo sapiens kreieren, wovon die Primatologen bisher Abstand genommen haben, weil es politisch unkorrekt wäre ... [2; 6].

Die gegenwärtig in europäischen Zoos gehaltenen Husarenaffen werden nicht nach Unterarten differenziert.

Literatur und Internetquellen

  1. BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE JONG, Y.A., RYLANDS, A.B. & BUTYNSKI, T.M. (2020). Erythrocebus patas. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T174391079A17940998. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T174391079A17940998.en. Downloaded on 15 July 2020.
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. ZIEGLER, T. (2002)

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Gelesen 19444 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 24 August 2023 14:24
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx