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Halbaffen

Halsbandmaki

Halsbandmakis (Eulemur (fulvus) collaris im Tierpark Berlin Halsbandmakis (Eulemur (fulvus) collaris im Tierpark Berlin
© Andreas Pauly, Tierpark Berlin

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Halbaffen (Prosimiae / Strepsirrhini)
Teilordnung: Maki-Verwandte (Lemuriformes)
Familie: Makis (Lemuridae)

D EN 650

Halsbandmaki

Eulemur (fulvus) collaris • The Red-collared Lemur • Le lémur à collier roux

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Halsbandmaki (Eulemur (fulvus) collaris), Männchen im Tierpark Berlin © Andreas Pauly, Tierpark Berlin

 

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Approximative Verbreitung des Halsbandmakis (Eulemur collaris)

 

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Halsbandmaki (Eulemur (fulvus) collaris), Männchen im Tierpark Berlin © Andreas Pauly, Tierpark Berlin

 

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Halsbandmaki (Eulemur collaris), Männchen im Zoologisch-Botanischen Garten Pisen © Elias Neideck

 

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Halsbandmakis (Eulemur collaris), Männchen im Tierpark Berlin © Andreas Pauly, TP Berlin

 

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Halsbandmaki (Eulemur collaris), Männchen im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Halsbandmaki (Eulemur collaris), Männchen im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Halsbandmaki (Eulemur collaris), Männchen im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Halsbandmaki (Eulemur collaris), Weibchen mit Jungtier im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Halsbandmaki (Eulemur collaris), Jungtier im Tierpark Berlin © Tierpark Berlin (Pressefoto)

 

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Köpfe von Halsbandmakis (Eulemur collaris), links Männchen, rechts Weibchen. Illustration von J. G. KEULEMANS, aus MILNE-EDWARDS, A. & GRANDIDIER, A. (1890). HISTOIRE PHYSIQUE, NATURELLE ET POLITIQUE DE MADAGASCAR - TOME V . ATLAS - II. Gemeinfrei.

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Halsbandmaki-Männchen (Eulemur collaris). Illustration von J. G. KEULEMANS, aus MILNE-EDWARDS, A. & GRANDIDIER, A. (1890). HISTOIRE PHYSIQUE, NATURELLE ET POLITIQUE DE MADAGASCAR - TOME V . ATLAS - II. Gemeinfrei.

 

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Der in seiner Heimat stark gefährdete Halsbandmaki, für den es weder ein Zuchtprogramm noch ein Zuchtbuch gibt, ist in europäischen Zoos nur selten anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Halsbandmaki ist ein größerer Lemur mit einer Kopf-Rumpflänge von 39-40 cm, einer Schwanzlänge von 50-55 cm und einem Gewicht von 2.2 kg. Es besteht ein GeschlechtsdichromatismusDie Männchen sind oberseits graubraun unterseits etwas heller Ihr Kopf ist schwarz mit orangen bis rotbraunen Backenbärte. Die Weibchen sind oberseits  bräunlicher, am Bauch eher hellgrau. Der Kopf ist anthrazitfarben und die Barthaare sind kürzer [8].

Verbreitung

Madagaskar: Südost-Madagaskar, nördlich bis zum Mananara-Fluss, der im Wesentlichen die Grenze zwischen dieser Art und dem Weißkragenmaki (Eulemur cinereiceps) bildet [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Halsbandmaki besiedelt tropische Regen- und Feuchtwälder sowie Strandwälder auf Sandböden ab Seehöhe bis etwa 1'875 m. Hauptsächlich entlang der Küste gibt es hohe Bestandsdichten von 74-139 Tieren/km². Die Tiere sind kathemeral, d.h. haben Aktivitätsphasen sowohl tagsüber als auch während der Nacht. Sie leben in Gruppen, die mehrere Männchen und Weibchen umfassen, wobei die Gruppengröße von der Qualität des Lebensraums abhängt und von 2-17(-22) variiert. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Früchten. Hauptsächlich junge Blätter, Blüten und Wirbellose ergänzen den Speiseplan. In den Strandwäldern auf Sandböden, einem äußerst bedohten Lebensraum, sind sie die wichtigsten Verbreiter von Baumsamen [1; 2; 8].

Die Tragzeit beträgt 120-128 Tage. Die Geburten dürften im Ursprungsgebiet von September bis November anfallen (in Nordamerika von März bis Mai). Es wird meist 1 Junges geboren, selten 2. Das Geburtsgewicht beträgt 60-90 g. Mit 3-4 Monaten sind die Jungen entwöhnt. Mit 19 Monaten können Weibchen erstmals erfolgreich gedeckt werden [3].

Gefährdung und Schutz

Wegen Lebensraumverlust und zum Teil nicht nachhaltige Bejagung haben die Bestände des Halsbandmakis deutlich abgenommen. Die Art wurde deshalb seit 1990 als gefährdet beurteilt. 2014 wurde sie in die Kategorie stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) hochgestuft, weil davon ausgegangen wurde, dass der Bestand innerhalb von 24 Jahren um mehr als 50% abgenommen habe. Die Einstufung wurde 2018 bestärigt, weil der Negativtrend anhielt und als größtenteils irreversibel angesehen wurde [2]. Wie festgestellt wurde, weisen Halsbandmakis, die in beeinträchtigten Strandwäldern leben, erhöhte Glukokortikoidwerte im Kot auf, was anzeigt, dass die Tiere unter Stress stehen. Die könnte längerfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Fortpflanzungsleistung der betroffenen Populationen haben [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Halsbandmakis werden auf Madagaskar wegen ihres Fleischs mit Fallen gefangen und gelangen auch auf den lokalen Heimtiermarkt [2]. Von 1977-2017 meldete Madagaskar lediglich Ausfuhren von etwas Wissenschaftsmaterial. Im selben Zeitraum wurden weltweit nur 33 Nachzuchttiere international ausgetauscht [4].

Haltung

Der älteste bekannte Halsbandmaki, ein Weibchen, war ein Wildfang, der in die USA eingeführt und  ein Alter von 33-34 Jahren erreichte [7]. Im Tierpark Berlin wurden die Halsbandmakis mit Rotbauchmakis (Eulemur rubriventer), Roten Varis (Varecia rubra)  und Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) vergesellschaftet.

Halsbandmakis wurden vereinzelt schon im 19. Jahrhundert in Zoos gehalten. So hatten z.B. der Londoner der Berliner und vermutlich der Frankfurter Zoo welche.

Haltung in europäischen Zoos: Der Halsbandmaki wird in weniger als 10 Zoos gezeigt, u.a. im Tierpark Berlin. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Erhaltungszuchtprogramm und kein Zuchtbuch für den Halsbandmaki. Die europäische Erstzucht glückte 1994 im englischen Hamerton Zoo (bei Huntigdon, Cambridgeshire), die deutsche Erstzucht gelang 2016 dem Tierpark Berlin, nachdem dort 2014 bereits eine Totgeburt zur Welt gekommen war. Dabei konnte man feststellen, dass die Behaarung der Kopfplatte des Jungtiers braun-orange ist [6].

Mindestanforderungen an Gehege: Für die Vorgabe des Säugetiergutachten 2014 des BMEL von 30 m²/ 90 m³ bzw. 30 m² bei 2.5 m Höhe für das Außengehege sowie 15 m²/ 45 m³ bzw. 15 m² bei 2.5 m Höhe  für das Innengehege (Kopfrechnen sollte man können!) für die Haltung eines Paars mit bis zu 2 Nachzuchten (was im Widerspruch zu Ziffer 1.6 der Allgemeinen Bestimmungen des Gutachtens steht) und 3 m²/ 9 m³ bzw. 2 m²/ 6 m³ für jedes weitere Tier liegt keine wissenschaftliche Begründung vor. Aufgrund tierhalterischer Erfahrung stellten die Tierschutzsachverständigen der Zoos fest, dass Dimensionen von 10 m²/ 25 m³ sowohl innen wie außen für eine Gruppe bis zu fünf Tieren und jeweils eine Erweiterung der Fläche für jedes weitere Adulttier um 1.5 m² ausreichend seien.

Das Gutachten gibt auch vor, dass allen Eigentlichen Lemuren ausreichend Nestmaterial zur Verfügung zu stellen sei. Leider können die meisten Makis mit diesem Nestmaterial nicht viel anfangen, denn mit Ausnahme der Varis bauen sie keine Nester!

Ferner stipuliert das Säugetiergutachten, dass Makis mindestens dreimal täglich zu füttern sind, wobei zusätzlich zu Obst und Gemüse u.a. auch Nüsse angeboten werden sollen. Dies sollte man besser nicht tun, denn sonst verfetten die Tiere [6]. Summa summarum bietet das Säugetiergutachten keine vernünftige Orientierungshilfe für die Haltung von Lemuren.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 adulten Halsbandmakis ein Innen- und ein Außengehege mit einer Fläche von je 10 m² und einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 2 m² zu erweitern.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 15 m² und ein Außengehege von 40 m² bei einer Höhe von je 2.5 m erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Halsbandmaki wurde 1812 von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris, als "Lemur collaris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1989 wurde er in die neu aufgestellte Gattung Eulemur umgeteilt. Seit 2001 wird er als eigene Art geführt. Zuvor wurde er und wird z.T. heute noch als Unterart von Lemur fulvus betrachtet. Äußerlich ähnelt er stark dem Weißkragenmaki (E. cinereiceps), doch sollen molekulargenetische Untersuchungen den Artstatus der beiden Formen stützen [2; 5; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. BALESTRI, M., BARRESI, M., CAMPERA, M. et al. (2014)
  2. DONATI, G. et al. (2020). Eulemur collaris. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T8206A115562262. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T8206A115562262.en . Downloaded on 10 February 2021.
  3. AZA PROSIMIAN TAXON ADVISORY GROUP (2013)
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. MITTERMEIER R.A. et al. (2008)
  6. PAULY, A. (2016)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 12127 mal Letzte Änderung am Dienstag, 04 April 2023 09:31