Ibisse und Löffler

Mähnenibis

Mähnenibis (Lophotibis cristata) in der Masoala-Halle des Zoo Zürich Mähnenibis (Lophotibis cristata) in der Masoala-Halle des Zoo Zürich
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Stelzvögel (Ciconiiformes)
Familie: Ibisse und Löffler (Threskiornithidae)
Unterfamilie: Ibisse (Threskiornithinae)

Lophotibis ist eine monotypische Gattung.

D NT 650

Mähnenibis, Schopfibis

Lophotibis cristata • The Madagascar Crested Ibis • L'ibis huppé

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Mähnenibis (Lophotibis cristata urschi) in der Masoala-Halle des Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Mähnenibis (Lophotisbis cristata)

 

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Mähnenibis (Lophotibis cristata urschi) in der Masoala-Halle des Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mähnenibis (Lophotibis cristata urschi) in der Masoala-Halle des Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Mähnenibis (Lophotibis cristata urschi) im Weltvogelpark Walsrode © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Mähnenibis (Lophotibis cristata urschi) im Weltvogelpark Walsrode © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Mähnenibis (Lophotibis cristata urschi) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Mähnenibisse (Lophotibis cristata urschi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Mähnenibis (Lophotibis cristata urschi) mit Nestlingen im Zoo Heidelberg © Claudia Krauss, Zoo Heidelberg

 

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Der Mähnenibis ist in seiner Madagassischen Heimat potenziell gefährdet. In Europa war er bis vor dem Ersten Weltkrieg vereinzelt zu sehen, aber erst ab 1998 konnte mit importierten Vögeln eine Zoopopulation aufgebaut werden, die sich seitdem gut entwickelt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Mähnenibis erreicht eine Gesamtlänge von 50 cm und ist damit der größte Vertreter der Avifauna der madagassischen Wälder. Weiße, rote und schwarze Federn von Oberkopf und Genick bilden einen großen Schopf. Die unbefiederten Gesichtspartien sind rot. Das Gefieder ist rotbraun mit weißen Flügeln [2; 3; 4].

Verbreitung

Endemisch auf Madagaskar [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Mähnenibis bewohnt paarweise sowohl die Trocken- als auch die Regenwälder sowie Mangrovensümpfe und Plantagen vom Tiefland bis auf eine Höhe von 2'000 m. Er ist ein ausgesprochene Bodenbewohner, der sich in erster Linie von Insekten und deren Larven ernährt, die er durch ständiges Stochern im Boden ausfindig macht, nistet aber auf hohen Bäumen. Die Brutperiode fällt in den Beginn der Regenzeit. Das Gelege umfasst 2-4 Eier, die während 23 Tagen bebrütet werden. Die Jungvögel werden mit 28 Tagen flügge [2; 3].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in den Wäldern Madagaskars weit verbreitet aber mit einem geschätzten Bestand von 10'000 Individuen nicht sehr häufig. Wegen teilweise durch den Klimawandel bedingten Verlusts an Lebensraum und illegaler Bejagung gilt sie als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) [1].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Seit 2020 unterstützen Zoo und Tierpark Berlin die in Göttingen basierte Organisation "Chances for Nature" bei hren Bemühungen zum Schutz des Kirindywaldes in West-Madagaskar. Die Organisation arbeitet eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen, unterhält im Gebiet eine Forschungsstation, betreibt Umweltbildung und ist an einem Wiederaufforstungsprogramm beteiligt. Der Kirindy-Wald hat eine Fläche von 125 km². Er liegt im Menabe-Antimena-Schutzgebiet. Er gehört zu den Hotspots der Artenvielfalt und ist der bedeutendste verbliebene Trockenwald Madagaskars. Zu den zahlreichen Arten, die vom Schutz profitieren gehört der Schmalstreifenmungo die Fossa die Madagassische Riesenratte der Mähnenibis. mehr ...
  • Der Masoala Nationalpark umfasst 2'300 km². Er weist eine hohe Biodiversität auf und ist einer der wichtiger Lebensraum für den Mähnenibis. Der Zoo Zürich steuert jährlich mindestens 125'000 USD an die Betriebskosten und den Nachhaltigkeitsfonds des Nationalparks bei. Zusätzlich werden in umliegenden Gemeinden Projekte zur Regenwalderhaltung, Aufforstung, nachhaltigen Landwirtschaft, Wasserversorgung und Hygiene sowie zur Schulbildung von Kindern unterstützt. Die in der Masoalahalle des Zoos gut zu beobachtenden, freifliegenen Mähnenibisse dienen als Botschafter für das Projekt.

Bedeutung für den Menschen

Wegen seines Fleischs wird der Mähnenibis intensiv bejagt bzw. mit Fallen gefangen, und Eier, Nestlinge und sogar Altvögel werden aus den Nestern genommen. Der Bestand könnte wegen Übernutzung bald abnehmen [1].

Haltung

Der Mähnenibis wird in der Regel paar- oder gruppenweise und mit anderen Vogelarten, bisweilen auch mit Lemuren vergesellschaftet in großen, oft für das Publikum begehbaren Volieren oder Tropenhallen gehalten.

Haltung in europäischen Zoos: 1998/99 konnte der Weltvogelpark Walsrode Mähnenibisse aus Madagaskar beziehen, eine Art, die damals in Zoos nicht vertreten war. Im Jahr 2000 kam es in Walsrode zur Welterstzucht in menschlicher Obhut. Ausgehend von 12 Gründertieren konnte bis 2021 ein Bestand in 16 Zoos aufgebaut werden, wobei es in den meisten Haltungen, von denen  sich überein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden, zur Zucht kam. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Mähnenibisse gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Ibisse.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 12 Ibisse eine Voliere mit 40 m² Fläche und 160 m³ Volumen mit Wasserbecken und Aufbaummöglichkeiten vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Fläche um 2 m² zu vergrößern. Für nicht winterharte Vögel muss ein Innenraum mit einer Grundfläche von 0.5 m² pro Vogel vorhanden sein. Die Vorgängerverordnung hatte für 6 Vögel eine Voliere von 20 m²/50 m³ und für jeden weiteren adulten Vogel 2 m² mehr gefordert. Die Erhöhung der Anforderungen erfolgte ohne Anlass und ohne Angabe von Gründen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind Ibisse in Gruppen zu halten. Für bis zu 6 Ibisse muss die Außenvoliere eine Fläche von 20 m² bei einer Mindesthöhe von 3 m haben, für jeden weiteren Vogel 1 m² mehr; Die Voliere muss über ein Wasserbecken und Aufbaummöglichkeiten verfügen. Die Vögel sind warm zu überwintern. Die Innenanlage muss eine Fläche von 10 m² und für jedes weitere Tier 0,5 m² zusätzlich sowie eine Mindesttemperatur von 10°C aufweisen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Mähnenibis wurde 1783 von dem niederländischen Arzt und Naturforscher Pieter BODDAERT unter dem Namen "Tantalus cristatus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Eudocimus wurde 1832 von dem an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätigen Zoologen Johann Georg WAGLER eingeführt. Es werden zwei Unterarten anerkannt [4]. Die in Europa gehaltenen Vögel gehören der Unterart L. cristata urschi aus West-Madagaskar an.

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Lophotibis cristata. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22697504A93617414. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22697504A93617414.en. Downloaded on 09 December 2019
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J. (eds., 1992)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)

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Gelesen 24463 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 22 Juni 2023 14:29
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx