Habichtartige

Sperbergeier

Sperbergeier (Gyps rueppellii) im Zoo Schmiding Sperbergeier (Gyps rueppellii) im Zoo Schmiding
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Greifvögel (ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Habichtartige und Fischadler (ACCIPITRES)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Altweltgeier (Aegypiinae)

D CR 650

EEPSperbergeier

Gyps rueppelli • The Rüppell's Vulture • Le vautour de Rüppell

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Sperbergeier (Gyps rueppelli) in der Volerie des Aigles, Kientzheim (Elsass) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Approximative Verbreitung des Sperbergeiers (Gyps rueppelli). Dunkelblau aktuelle Verbreitung; rot: ausgestorben oder vermutlich ausgestorben

 

 

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Sperbergeier (Gyps rueppelli) im Vogelpark Steinen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Sperbergeier (Gyps rueppelli) in Les Aigles du Léman, Sciez (Hochsavoyen) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Sperbergeier (Gyps rueppelli) im Jardin aux Oiseaux Upie © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Sperbergeier (Gyps rueppelli) im Vogelpark Steinen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Sperbergeier (Gyps rueppelli) im too Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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"Sperbergeier (Gyps Rueppellii)". Illustration aus BREHMS THIERLEBEN (1882-1887). Gemeinfrei.

 

 

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Als Folge verschiedener Faktoren, u.a. des fortgesetzten Einsatzes des nicht nur für Insekten hochtoxischen Pflanzenschutzmittels Carbofuran, das seit 2007 in der EU verboten ist, sowie des Entzündungshemmers Diclofenac in der Rindermedizin haben die Bestände des Sperbergeiers in den letzten Jahren dramatisch abgenommen. Im Zoo, wo er mit mittlerer Häufigkeit zu sehen ist, kann er daher dazu dienen, über den Einsatz von umweltschädlichen Stoffen in der Landwirtschaft zu diskutieren. Ferner haben die Zoos ein Europäisches Zuchtprogramm auf die Beine gestellt, um längerfristig eine Reservepopulation zu erhalten.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Sperbergeier ist mit einem mittleren Gewicht von 7'570 (6'800-9'050) g, einer Gesamtlänge von etwa 101 cm und einer Flügelspannweite von ca. 241 cm etwas kleiner als der Gänsegeier, mit dem er nahe verwandt ist. Er hat am ganzen Körper dunkelbraune Konturfedern mit breiten hellen Säumen, die ein gesperbertes Erscheinungsbild ergeben. Die Iris ist silbergrau bis gelb, der Schnabel orangegelb, Wachshaut, Läufe und Füße sind dunkelgrau [2; 4; 5].

Verbreitung

Sahelzone sowie Savannen von West- bis Ostafrika : Algerien, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Burundi, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Mali, Mauretanien, Mosambik, Niger, Nigeria, Ruanda, Senegal, Somalia, Süd-Sudan, Sudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [1].

Seit 1960 werden Sperbergeier auch in Spanien und Portugal festgestellt, wohin sie vermutlich als Begleiter von ziehenden Gänsegeiern kamen. Zu Bruten ist es aber bislang noch nicht gekommen. Im April 2014 wurde ein Exemplar in Frankreich und in Basel beobachtet.

Lebensraum und Lebensweise

Auf dem Zug fliegen Sperbergeier in großen Höhen. 1973 kollidierte ein Sperbergeier über Afrika auf 11'274 Metern mit einem Passagierflugzeug [7].

Gefährdung und Schutz

Der Sperbergeier wurde 2007 als potenziell gefährdet eingestuft. Da die Bestände als Folge verschiedener Faktoren, auch wegen der Ausdehnung der Landwirtschaft, weiter zurückgingen erfolgte 2012 die Aufnahme in die Kategorie der stark gefährdeten Arten und 2015 wurde er gar als vom Aussterben bedroht eingestuft. Heute kommt er fast nur noch in Schutzgebieten vor (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten(CMS)

Bedeutung für den Menschen

Sperbergeier werden vergiftet und werden in vielen Gebieten für die Zwecke der traditionellen Medizin oder als Fetisch bejagt und gebietsweise auch für den internationalen Tierhandel gefangen [1; 8].

Von 2001-2021 gelangten aus den Ursprungsländern 269 Wildfänge in den legalen internationalen Handel, 120 davon aus Guinea. Im selben Zeitraum wurden weltweit 26 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert, ohne die nicht glaubhafte Einfuhr von 20 Stück in den Sudan [3].

Haltung im Zoo

In ausreichend großen Volieren mit genügend Rückzugsmöglichkeiten ist eine Vergesellschaftung mit Neuwelt- und anderen Altweltgeiern möglich, so z.B. im Tierpark Berlin.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 70 zoologischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich über ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es existiert ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Bioparco die Roma koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (Juni 2023) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 große Geier eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einem Volumen von 240 m³ vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Grundfläche um 15 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah halb so große Dimensionen vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Für Schauflüge eingesetzte Vögel dürfen nur im nicht öffentlich zugänglichen Bereich der Tierhaltung an der Fessel gehalten werden.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für die Haltung von 1-2 Sperbergeiern eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² bei 3 m Höhe sowie ein unbeheizter Schutzraum erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 15 m² zu erweitern. Für die falknerische Haltung gelten besondere Anforderungen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Sperbergeier wurde 1852 von Alfred Eduard BREHM als "Vultur Rueppellii" bzw. "Vultur Rueppelli" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Gyps wurde 1809 von dem französischen Naturforscher Marie Jules César Lelorgne de SAVIGNY eingeführt. Es werden zwei Unterarten anerkannt. Die in Europa gehaltenen Vögel gehören der Nominatform an [6].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Gyps rueppelli .The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22695207A204723468. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22695207A204723468.en. Accessed on 06 June 2023.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. NATÜRLICH-ONLINE
  8. VULTURE CONSERVATION FOUNDATION

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Gelesen 18466 mal Letzte Änderung am Dienstag, 15 August 2023 14:14
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