Dornfische bis Seepferdchen

Dreistachliger Stichling

Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus), Männchen im Vivarium des Basler Zoos Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus), Männchen im Vivarium des Basler Zoos
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Stichlingsartige (Gasterosteiformes)
Familie: Stichlinge (Gasterosteidae)

D LC 650

Dreistachliger Stichling

Gasterosteus aculeatus • The Three-spined Stickleback • L'épinoche

Der Stichling war in Deutschland der „Fisch des Jahres 2018“

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Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus), Männchen im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Approximative Verbreitung des Dreistachligen Stichlings (Gasterosteus aculeatus)

 

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Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus), Weibchen im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Dreistachlige Stichlinge (Gasterosteus aculeatus) im Müritzeum Waren © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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"Stechbüttel (Gasterosteus aculeatus)und Seestichling (Gasterosteus spinachjia) mit Nest". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Stichlingsattrappen aus Versuchen über Kampfauslöser. Die naturgetreue Nachbildung ohne roten Bauch wird nur selten angegriffen, die rohen, aber rotbäuchigen Modelle werden heftig bekämpft (nach TINBERGEN, 1951)

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Paarungsverhalten des Dreistachligen Stichlings (Gasterosteus aculeatus), Darstellung der einander auslösenden Handlungen des Männchens und des Weibchens (nach TINBERGEN, 1951)

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Der einheimische Dreistachlige Stichling zeigt äußerst interessante und gut erforschte Verhaltensweisen und ist daher ein ideales Objekt für die Zoopädagogik. Dementsprechend wird er häufig in europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt, insbesondere im deutschsprachigen Raum.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Dreistachlig Stichling ist ein kleiner kompakter Fisch mit drei kräftigen Dorsal- und zwei Ventralstacheln. Er hat keine Schuppen. Bei marinen Formen findet sich eine Reihe von 29-35 knöchernen Schildern auf Rumpf und Schwanzstiel. Bei Süßwasserformen sind diese reduziert oder fehlen ganz. Die Bauchflosse ist zu einem Ventralschild umgebildet, daher der Name ”Gasterosteus”. Die Fische erreichen im Mittel eine Länge von 60 mm, im Extremfall von 80 mm. In den Populationen überwiegen 1-2-jährige Tiere, das Höchstalter liegt bei etwa 8 Jahren [7].

Verbreitung

Die Art ist weit verbreitet in Eurasien, Nordafrika und Nordamerika, vor allem in den Küstenregionen. Es gibt sowohl marine Wanderformen, die zur Fortpflanzung in Süßgewässer aufsteigen, als auch sesshafte Süßwasserformen. In der Schweiz kam der Dreistachlige Stichling ursprünglich nur im Raum Basel vor, wurde aber durch Aquarianer im ganzen Einzugsgebiet des Rheins und in der Rhone weit verbreitet. Er besiedelt tiefere Lagen, ausnahmsweise findet man ihn in Höhen von über 1'200 m [3; 9].

Lebensraum und Lebensweise

Während der Laichzeit von Ende März bis Juni trägt das Männchen ein lebhaft gefärbtes Hochzeitskleid und liefert sich mit seinen Nachbarn heftige Kämpfe um ein Brutterritorium. Es hebt es eine kleine Grube aus und baut darin aus Pflanzenteilen, die es mit seinem Nierensekret verkittet ein kugelförmiges Nest mit zwei Öffnungen. Danach sucht es sich ein Weibchen und geleitet es zum Nest, in das dieses 60-120 Eier legt, die dann sofort vom Männchen besamt werden. Von da an wird das Nest – auch gegen Weibchen – verteidigt und dem Gelege Wasser zugefächelt. Nach dem Schlupf werden die Jungen so lange gehütet, bis sie gut schwimmfähig geworden sind und sich mittels ihrer Stacheln selbst verteidigen können [4; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine außerordentlich weite Verbreitung und zahlreiche Subpopulationen. Sie gilt daher seit 1996, letztmals überprüft 2018, als weltweit nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Der Dreistachlige Stichling wird nicht als Speisefisch verwendet, auch wenn Jacob und Wilhelm GRIMM in ihrem 1838 begonnenen Deutschen Wörterbuch zitieren, es handle sich um Fische, "welche die weiber ihren männern gerne kochen, wenn sie des vorigen tages trunken gewesen".  Früher wurden Stichlinge aber in den Haffen zur Tran- oder Fischmehlgewinnung oder als Düngemittel in großen Mengen mit dem Zuggarn gefangen. Seit Beginn der Aquaristik ist der Stichling ein beliebter Aquarienfisch, der durch sein Verhalten fasziniert [1; 5]

Sein komplexes Fortpflanzungsverhalten machte den Stichling zu einem beliebten Objekt experimenteller Verhaltensforschung [z.B. 8]. Eine gute Übersicht bietet TINBERGEN [6].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 90 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland gibt das Gutachten über die Haltung von Zierfischen für mindestens 5 Tiere ein Beckenvolumen von 60 l vor. Dieser Wert wurde in die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs übernommen. In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Dreistachlige Stichling wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. In der Folge wurden zahlreiche weitere Stichlingsformen beschrieben, die bisweilen als eigene Arten, bisweilen als Unterarten eingestuft wurden. Relevant in diesem Zusammenhang ist namentlich der 1829 von dem französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric CUVIER, als Gasterosteus gymnurus beschriebene, unbeschilderte Westliche Süßwasserstichling, der in der Roten Liste der IUCN von 2008 als eigene Art auftaucht. Der Artstatus von G. gymnurus wird von anderen Autoren bestritten, weil er im Unterlauf der Gewässer mit der marinen Form in Verbindung steht und es überall Hybridzonen gibt [2; 10].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. FISH BASE
  3. NATURE SERVE (2019). Gasterosteus aculeatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T8951A58295405. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-2.RLTS.T8951A58295405.en. Downloaded on 20 December 2020.
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. SCHINDLER, O. (1959)
  6. TINBERGEN, N. (1967)
  7. WINKLER, H. M. (Red. 2007)
  8. WUNDER, W. (1930)
  9. ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)
  10. FREYHOF, J. & KOTTELAT, M. 2008. Gasterosteus gymnurus. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T135591A4155004. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2008.RLTS.T135591A4155004.en. Accessed on 20 May 2023.

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx