Diese Seite drucken

Laufvögel

Darwin-Nandu

Darwin-Nandu (Rhea pennata) im Zoo Zürich Darwin-Nandu (Rhea pennata) im Zoo Zürich
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Laufvögel (Struthioniformes)
Familie: Nandus (Rheidae)

D LC 650

EEPDarwin-Nandu

Rhea pennata • The Lesser, or Darwin's, Rhea • Le nandou de Darwin

202 001 001 001 rhea pennata zrh 3
Darwin-Nandu (Rhea pennata) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

202 001 001 001 rhea pennata map
Approximative Verbreitung des Darwin-Nandus; rot: Rhea tarapacensis / garleppi; dunkelblau: Rhea pennata

 

202 001 001 001 rhea pennata wash PD1
Darwin-Nandu (Rhea pennata) im National Zoo, Washington DC © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

202 001 001 001 rhea pennata villars PD2
Darwin-Nandu-Hahn (Rhea pennata) im Vogelpark Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

202 001 002 001 rhea americana mulhouse PD1
Darwin-Nandu (Rhea pennata) im Zoo Mülhausen im Elsass © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

202 001 001 001 rhea pennata villars PD1
Darwin-Nandu-Hahn (Rhea pennata) im Vogelpark Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

202 001 001 001 rhea pennata zrh 1
Darwin-Nandu (Rhea pennata) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

202 001 001 001 rhea pennata micheldurand PD1
Darwin-Nandu (Rhea pennata) im Privatzoo Michel Durand, Santiago de Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

PM 2014 06 26 DD darwin nandu AndreWirsig
Darwin-Nandu-Küken (Rhea pennata) im Zoo Dresden © André Wirsig

 

Weitere Bilder auf BioLib

Stimme auf XENO-CANTO

Der nicht-gefährdete Darwin-Nandu ist die kleinere, seltenere und wirtschaftlich unedeutendere Art der Gattung Rhea. Er ist auch in Zoos deutlich seltener anzutreffen als der Gewöhnliche Nandu.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Darwin Nandu hat drei Zehen. Er ist stehend etwa 160 cm hoch, hat eine Kopf-Rumpflänge von 92-100 cm und ist 15-25 kg schwer. Er unterscheidet sich vom etwas größeren, gewöhnlichen Nandu durch perlartige weiße Gefiederflecken auf dem Rücken. Diese sind bei den Hennen weniger und kleiner und fehlen bei den Jungvögeln [2; 4].

Verbreitung

Südliches Südamerika: Zwei getrennte Areale im Grenzgebiet von Argentinien (Provinzen Jujuy, Salta, Catamarca, La Rioja, San Juan und Mendoza), Bolivien, Chile, Peru bzw. in Patagonien (Argentinien / Chile). Angesiedelt auf Feuerland [1; 2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Darwin-Nandu besiedelt im Süden Grasländer und Buschsteppen ab Seehöhe bis auf etwa 2'000 m, im Norden geht er von der Monte-Strauchsteppe bis ins Altiplano (1'200-4'500 m.ü.M.). In seiner Biologie unterscheidet sich der Darwin-Nandu wenig vom Gewöhnlichen Nandu. Wie bei jenem führt der Hahn während der Brutzeit mehrere (meist 5-8 Hennen), die ihre Eier in ein gemeinsames Nest ablegen. Das Gelege besteht meist aus 20 oder mehr 500-550 g schweren Eiern, die nur vom Hahn während etwa 40 (36-45) Tagen bebrütet werden. Auch die Jungen werden allein vom Hahn geführt [4; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art hat eine sehr weite Verbreitung. Die Bestände der südlichen Population (pennata) nehmen etwas ab, die nördlichen Populationen (garleppi und tarapacensis) umfassen nur wenige hundert Vögel und sind als potenziell gefährdet eingestuft. Insgesamt gilt die Art aber nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2018 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). tarapacensis wird in der Roten Liste 2020-3 als eigene Art behandelt, deren Bestand ziemlich spekulativ mit 1'000-2'500 erwachsenen Individuen angegeben und deren potenziell gefährdeter Status als sehr unsicher bezeichnet wird [1].

Die Nominatform fällt unter Anhang II, die Unterarten garleppi und tarapacensis unter Anhang I von CITES [2].

Bedeutung für den Menschen

Von 2001-2017 wurden aus den Ursprungsländern keine Wildfänge und auch keine Teile oder Erzeugnisse von Wildfängen, sondern nur 30 Nachzuchten aus Chile und 3 aus Argentinien exportiert. Hinzukommen 19 weitere Nachzuchttiere aus europäischen Ländern. Es gibt in Südamerika ein paar Zuchtprojekte, die in geringem Maß Federn und andere Erzeugnisse auf den Markt bringen [1; 3].

Haltung

Im Zoo lassen sich Darwin-Nandus problemlos mit anderen Tieren, wie Ameisenbären, Neuweltkameliden, Maras, Capybaras, Viscachas, Seriemas oder Spiegelgänsen vergesellschaften. Zum Übernachten wird ein frostfreier Stall empfohlen [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 50 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Dierenrijk Mierlo geführt wird.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland wurde 2019 durch das BMEL ein neues Gutachten über die Haltung von Straußen, Nandus, Emus und Kasuaren herausgegeben. Dieses orientiert sich im Prinzip an der Weidehaltung und fordert z.B. für 1.2 erwachsene Vögel eine Mindestfläche von 750 m² mit einer Mindestlänge von 50 m, gilt aber auch für Zoos. Der Verband der Zoologischen Gärten hat es abgelehnt, an diesem Gutachten mitzuwirken und lehnt das Gutachten als solches ab.

Nach dem alten Gutachten über die Haltung von Straußenvögeln des BMEL sind einem Paar Nandus 200 m² Gehegefläche anzubieten, für jeden weiteren erwachsenen Vogel 50 m² mehr. Dieselben Anforderungen stellt die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung [Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 6 Darwin-Nandus ein Gehege von 500 m² sowie einen allen Tieren Platz bietenden Unterstand oder Stall vor, für jedes weitere Tier ist die Gehegefläche um 50 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Diese kleinere der zwei Nandu-Arten wurde 1832 von Charles DARWIN während der Beagle-Expedition entdeckt. Erstmals wissenschaftlich beschrieben und mit ihrem heute noch bzw., wieder gültigen Namen versehen wurde sie 1834 von dem französischen Naturforscher Alcide Charles Victor Marie Dessalines D'ORBIGNY. Zeitweilig wurde sie in eine eigene Gattung, Pterocnemia, gestellt und figuriert immer noch unter diesem Namen in den CITES-Anhängen. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wird es als richtig angesehen, die Art in derselben Gattung zu plazieren wie den gewöhnlichen Nandu, zumal die beiden Arten in Menschenhand hybridisieren können. Neuerdings haben kluge Taxonomen aufgrund minimaler morphologischer Unterschiede aus den nördlichen "Puna-Nandus" eine eigene Art tarapacensis (mit garleppi ) gemacht [4; 5]. Wir gehen  hier davon aus, dass es sich um eine von drei Unterarten handelt:

  • Rhea p. garleppi: Peru, Bolivien, Argentinien
  • Rhea p. pennata: Argentinien, Chile
  • Rhea p. tarapacensis: Chile

Literatur und Internetquellen:

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Rhea pennata. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22728199A132179491. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22728199A132179491.en und (2020). Rhea tarapacensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22728206A177987446. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22728206A177987446.en. Downloaded on 17 December 2020.
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. EL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)

Zurück zu Übersicht Strauße bis Flamingos

Weiter zu Emu (Dromaius novaehollandiae)

Gelesen 29348 mal Letzte Änderung am Montag, 17 April 2023 15:26