Nebengelenk- und Schuppentiere

Ohren-Schuppentier

Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Prager Zoo Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Prager Zoo
© Klaus Rudloff, Berlin

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Schuppentiere (PHOLIDOTA)
Familie: Schuppentiere (Manidae)
Unterfamilie: Asiatische Schuppentiere (Maninae)

D CR 650

Ohren-Schuppentier

Manis pentadactyla • The Chinese Pangolin • Le pangolin à queue courte ou pangolin chinois

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig

 

 

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig

 

 

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Europäische Erstzucht 2023: Im Zoo Prag wurde anfangs 2023 das erste Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) in Europa geboren © Miroslav Bobek, Zoo Prag

 

 

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Zoo Prag © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla), Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Zoo Prag © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig

 

 

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Rückenschuppen des Ohrenschuppentiers (Manis pentadactyla), Naturmuseum Senckenberg, Frankfurt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Schwanzschuppen des Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla), Naturmuseum Senckenberg, Frankfurt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) Zeichnung von Eva Weber, Naturhistorisches Museum Basel für das CITES IUdentification Manual. Public Domain.

 

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Das Ohrenschuppentier ist eine vom Aussterben bedrohte Tierart, woran nicht zuletzt die Tatsache schuld ist, dass seinen Körperteilen medizinische Eigenschaften zugeschrieben werden. Es lässt sich daher in der Zoopädagogik gut einsetzen, um diese Problematik, die es auch beim Nashorn, der Saigaantilope etc. gibt, und die Möglichkeiten und Grenzen von CITES zu thematisieren.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Ohrenschuppentier ist eine mittelgroße Art mit relativ großen, abgerundeten Ohren und einem mittellangen Schwanz. Die Tiere erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 40-58 cm, eine Schwanzlänge von 25-38 cm und ein Gewicht von 2.5-7 kg [6]. Beim Ohrenschuppentier verläuft die mediane Schuppenreihe ununterbrochen bis zur Schwanzspitze und zwischen den Schuppen befinden sich Borsten. Auf dem Rumpf befinden sich 15-18 Schuppenreihen und der Schwanz hat 16-19 Randschuppen. Die Klauen der Hinterfüße sind kleiner als die der Vorderfüße [4].

Verbreitung

Süd- und Südostasien : Bhutan, China (einschließlich Hainan), Indien (Assam und Sikkim), Kambodscha, Laos, nördliches Myanmar, Nepal, Taiwan, Thailand nördliches Vietnam [1].

Lebensraum und Lebensweise

Ohrenschuppentiere besiedeln unterschiedliche Waldtypen, Bambusdickichte, Gras- und Agrarland. Die Tiere sind Einzelgänger, überwiegend nachtaktiv, gelegentlich dämmerungsaktiv, und überwiegend bodenlebend, obwohl sie klettern können. Den Tag verbringen sie in Bauen, die sie selbst gegraben oder an ihre Bedürfnisse angepasst haben. Sie ernähren sich von Ameisen und Termiten, wobei vermutlich die Arten Coptotermes formosanus and Termes (Cyclotermes) formosanus den Hauptanteil des Nahrungsspektrums ausmachen. Nach einer Tragzeit von über 2 Monaten gebären die Weibchen hauptsächlich im Zeitraum November-Februar ein einzelnes Junges, selten zwei. Die Jungen sind weit entwickelt. Sie haben ein Geburtsgewicht von 70-100 g und eine Gesamtlänge von 15-21 cm. Ihre Augen sind offen und die Schuppen noch weich. [1;6].

Gefährdung und Schutz

Der Bestand hat namentlich während der letzten 15 Jahre massiv abgenommen, das Ohrenschuppentier galt deshalb jetzt als stark gefährdete Tierart. Wegen fortgesetzter Wilderei wurde es 2014 in die Kategorie "vom Aussterben bedroht" hochgestuft (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) [1]. Wo es im Verbreitungsgebiet des Ohrenschuppentiers noch Tiger gibt, fallen Schuppentiere nicht selten dieser Großkatze zum Opfer [2].

Der internationale Handel war nach CITES- Anhang II geregelt und ist seit dem 3. Januar 2017 nach Anhang I eingeschränkt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Die französische Association Anoulak engagiert sich im Schutz des 3'500 km² großen Nakai-Nam Theun-Nationalparks in Laos. Seit 2016 setzt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behördee Patrouillen aus ausgebildeten lokalen Dorfbewohnern zur Bekämpfung der Wilderei ein, bietet Umweltbildung in den Dorfschulen und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für die Lehrkräfte an, und führte ein dreijähriges Programm zur nachhaltigen Entwicklung der Dorfgemeinschaften im Nakai-Distrikt durch. Von diesen Maßbahmen profitiert u.a. das Ohren-Schuppentier, das in Laos so heftig bejagt wurde, dass Nachweise heute selten sind [1]. Anoulak wird von rund 15, hauptsächlich europäischen Zoos, vom französischen Zooverband und von der ZGAP unterstützt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Schuppentiere werden wegen ihrer Haut, namentlich aber für die Zwecke der orientalischen Medizin in nicht-nachhaltiger Weise gejagt. Der internationale Handel betrifft deshalb vorab Erzeugnisse, wie Häute, Schuhe und andere Lederartikel, Schuppen, Körperteile, die zur Herstellung traditioneller Medizinalprodukte verwendet werden, sowie gelegentlich Fleisch, nicht aber lebende Tiere. Im Dezember 2008 konfiszierte z.B. der vietnamesische Zoll fünf Tonnen tiefgefrorenes, illegales Schuppentierfleisch, das von 1'481 Tieren stammte. Von 2017 wurden eine Vielzahl von "Exemplaren" im internationalen Handel registriert, die sich aber zumeist nicht in Individuen umrechnen lassen. So exportierte Vietnam 23'463 "derivatives", China, Vietnam und weitere Länder 116 kg und 357 Stück (Packungen?) Medizinalprodukte und Laos 1'000 Häute. Im selben Zeitraum wurden 4 lebende Tier aus China ausgeführt und 6 aus Taiwan [1; 2].

Haltung

Die Zoo-Haltung von Schuppentieren galt unter Fachleuten als besonders anspruchsvoll, denn die nachtaktiven Tiere ernähren sich überwiegend von Armeisen und Termiten. Durch langjährige intensive Forschungsarbeit vor allem im Taipeh Zoo konnte eine Rezeptur für ein Ersatzfutter entwickelt werden, das mittlerweile in fast allen Haltungen Anwendung findet und von den Tieren sehr gut akzeptiert wird. Nach allen bisher vorliegenden Ergebnissen handelt es sich bei der seit Ende der 1990er-Jahre verwendeten Rezeptur, einer Spezialmischung aus Mehlwürmern, Eigelb, Bienenlarven und Kokospulver um eine vollwertige Ernährung für die Schuppentiere. Auch was die Unterbringung dieser Tiere betrifft, kann auf den Erfahrungsschatz des Taipeh Zoos zurückgegriffen werden. So sind die Tiere z.B. nicht vollständig in der Lage, ihre Körpertemperatur zu regeln, was bei der Klimatisierung der Gehege zu berücksichtigen ist [3].

Damit ist heute eine langfristige Haltung von Schuppentieren im Zoo möglich und es werden nun Forschungsarbeiten zu ihrer Fortpflanzungsbiologie durchgeführt, da verlässliche Daten zu Saisonalität, Zyklus, Fetus- und Jungtierentwicklung sowie Graviditätsverlauf fehlen. Solche, für den Schutz von Wildbeständen immens wichtigen Daten können nur an Tieren in menschlicher Obhut gewonnen werden [3].

Ein männliches Tier, das 1988 im Zoo von Nagoya geboren und später an den Ueno Zoo in Tokyo abgegeben wurde, war dort im Alter von 15 Jahren und 3 Monaten noch am Leben. Ein weiteres Männhen, das 11 Jahre und 9 Monate in amerikanischen Zoos gehalten worden war, starb im geschätzten Alter von 15 Jahren und 3 Monaten [5].

Haltung in europäischen Zoos: Der Zoo Leipzig erhielt 4 Schuppentiere in den Jahren 2007, 2009 und 2016. Zu einer Zucht ist es aber bislang (Januar 2023) noch nicht gekommen. Seit April 2022 werden Ohrenschuppentiere auch im Prager Zoo gehalten. Am 2. Februar konnte dieser die europäische Erstzucht vermelden. Das Jungtier wog 135 Gramm. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein kratz- und grabsicheres Innengehege von 8 m² pro Tier mit individueller Schlafbox, Grab- und Klettermöglichkeiten vorhanden sein. Die schweizerische und österreichische Gesetzgebung weisen keine spezifischen Vorschriften für Schuppentiere auf.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Ohren-Schuppentier wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es werden drei Unterarten anerkannt: M. a. auritus, M. a. pentadacytla und M. a. pusillus [7].

Literatur und Internetquellen

  1. CHALLENDER, D., WU, S., KASPAL, P. et al. (2019). Manis pentadactyla (errata version published in 2020). The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T12764A168392151. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T12764A168392151.en. Accessed on 30 January 2023.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. JUNHOLD, J,. in litt. (2011)
  4. MOHR, E. (1961)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  7. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  8. https://www.facebook.com/zoopraha (Eintrag vom 02.02.2023)

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Gelesen 29902 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 14:43
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx