Barsche (Süßwasser) ohne Buntbarsche

Flussbarsch

Flussbarsch, Egli oder Kretzer (Perca fluviatilis), Zoo Basel Flussbarsch, Egli oder Kretzer (Perca fluviatilis), Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Unterordnung: Barschfische (Percoidei)
Familie: Echte Barsche (Percidae)

D LC 650

Flussbarsch, Egli, Kretzer

Perca fluviatilis • The Perch • La perche

Der Flussbarsch war 2019 in der Schweiz und 2023 in Deutschland Fisch des Jahres

535-105-004-002 perca fluviatilis basel TJ1
Flussbarsch (Perca fluviatilis) im Zoo Basel © Thomas Jermann, Zoo Basel

 

535 105 004 002 perca fluviatilis map
Approximative Verbreitung des Flussbarschs. Dunkelblau: autochthone Verbreitung; rot: eingeführte Populationen

 

535 105 004 002 perca fluviatilis mapCH
Das Vorkommen des Flussbarschs (Perca fluviatilis) beginnt ab Äschenregion, wie hier am Beispiel der Schweiz gezeigt. Rot: Daten des Centre Suisse de Cartographie de la Faune (CSCF) ab 2000; orange vor 2000.

 

535 105 004 002 perca fluviatilis Tolochenaz PD1
Flussbarsch (Perca fluviatilis) in La Maison de la Rivière, Tolochenaz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

535 105 004 002 perca fluviatilis mariahof PD1
Flussbarsch (Perca fluviatilis) im Vivarium Mariahof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

535 105 004 002 perca fluviatilis mariahof PD2
Flussbarsch (Perca fluviatilis) im Vivarium Mariahof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

535 105 004 002 perca fluviatilis mariahof PD3
Flussbarsch (Perca fluviatilis) im Vivarium Mariahof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

535-105-004-002 perca fluviatilis basel TJ2
Flussbarsch (Perca fluviatilis) im Zoo Basel © Thomas Jermann, Zoo Basel

 

535 105 004 002 perca fluviatilis mueritzeum PD1
Flussbarsch (Perca fluviatilis) im Müritzeum Waren © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Gemeindewappen von Horw LU
Gemeindewappen von Horw LU

 

535 105 004 002 perca fluviatilis und lucioperca
«Zander (Lucioperca Sandra) und Barsch (Perca fluviatilis)». Bild aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Als in fast ganz Europa verbreiteter, verschiedene Fischregionen bewohnender, wichtiger Speisefisch ist der Flussbarsch, am Bodensee "Kretzer", im übrigen alemannischern Raum "Egli" genannt, von zoopädagogischem Interesse und wird daher sehr oft in europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt

Körperbau und Körperfunktionen

Der Flussbarsch erreicht in der Regel eine Länge von 20-30 cm, ausnahmsweise bis zu 50 cm. Sein Kopf ist stumpf mit großem, bezahntem Maul, sein Körper ist gedrungen und meist hochrückig. Der Kiemendeckel hat einen spitzen Dorn. Die Seitenlinie ist nicht ganz vollständig. Die Rückenflosse ist geteilt, die vordere weist 14-20 Stachel-, die hintere 13-16 Weichstrahlen auf. Die Analflosse hat 2 Stachel- und 7-10 Weichstrahlen. Die graugrünen Körperseiten sind mit 6-9 Querbändern oder gegabelten Streifen gezeichnet. Der Bauch ist weiß bis rötlich. After- und Bauchflossen sind orange bis rötlich, Brust- und Rückenflossen grau gefärbt [2; 4; 7; 8; 9].

Verbreitung

Eurasien: Albanien, Andorra, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien (mit Kanalinseln und Man), Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Monaco, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
Afghanistan, China, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Mongolei, Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan [2; 3].

Eingeführte Populationen im Ebrodelta (Spanien), Mittel- und Süditalien, Skadarsee (Montenegro, Albanien), Amur (Sibirien) sowie in Australia and Südafrika [3].

In Nordamerika lebt der nahe verwandte "Yellow Perch" (Perca flavescens), der in europäischen Zoos und Schauaquarien nicht gezeigt wird.

Lebensraum und Lebensweise

Der Flussbarsch lebt in Seen und großen, langsam fließenden Flüssen, sowie im Brackwasser und in Bächen bis auf etwa 1'000 m [7], wobei ausgesetzte Populationen auch in Bergseen bis 2'000 m überleben [9]. Auch Kleingewässer werden von ihm besiedelt. In der Ostsee gehört er zu den am weitesten verbreiteten Süßwasserfischen. Durch anhaftende Eier wird die Art durch Wasservögel verbreitet, sodass sie oftmals zu den ersten Besiedlern neu entstandener Gewässer gehört [8].

Als Jungtier ist der Flussbarsch ein ausgesprochener Schwarmfisch, der sich hauptsächlich von wirbellosen Kleintieren ernährt, als adult ist er auch ein Einzelgänger der Seen, Weiher und langsam fließenden Flüsse des Flachlandes. Er ist ein Raubfisch, der zur Jagd oft Jagdtrupps bildet, die andere Fische, z.B. Lauben (Alburnus alburnus) zu Pulks zusammentreiben, um sie leichter erbeuten zu können. Je nach Nahrungsangebot nimmt er auch Zooplankton oder benthische Wirbellose zu sich. Der Barsch erreicht nach ca. zwei Jahren seine Geschlechtsreife. Er laicht in der Zeit von März bis Mai, wenn das Wasser eine Temperatur von 12 Grad erreicht hat. Dies geschieht meist in unmittelbarer Ufernähe, die Weibchen befestigen dort ihre bis zu 1 m langen, mehrere zehntausend, pro Jahr bis 300'000 Eier umfassenden, gallertartigen Laichschnüre (Laichstreifen) netzförmig zwischen Pflanzen, Wurzeln, Ästen und Steinen. Die Larven schlüpfen bei 12-20ºC Wassertemperatur nach (7-)10-20 Tagen und begeben sich darauf als Erstes zur Wasseroberfläche um Ihre Schwimmblasen zu füllen [1; 4; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Art gilt aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 1996, letztmals überprüft 2008, als häufig und weltweit nicht gefährdet. Eine Beurteilung der europäischen Populationen im Jahr 2010 kam zum gleichen Ergebnis. Informationen über Bestandsgrößen und -trends fehlen allerdings weitgehend. Eine neuerliche Überprüfung ist angezeigt [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Der Flussbarsch wird in großen Mengen zu Speisezwecken gefangen und in Aquakultur produziert. Er ist ein wichtiger Fisch in der Sportfischerei. In der Schweiz werden etwa ein Drittel der Egli im Rahmen der Freizeitfischerei mit der Angel gefangen. Sein Fleisch ist hell, sehr mager und arm an Gräten und daher in der Gastronomie sehr beliebt. In der Schweiz gehört der Egli nebst Forelle und Felchen zu den drei am häufigsten konsumierten heimischen Fischarten. Der nationale Fischereiertrag, von 2000-2019 im Mittel 4.5 Millionen Stück bzw. 420 Tonnen pro Jahr, vermag den Bedarf längstens nicht abzudecken. Ausgeglichen wird die Nachfrage mit Importen und mit Egli aus Aquakulturen [2; 6; 10, 11].

Kulturelle Bedeutung: Der Flussbarsch findet sich im Gemeindewappen von Barsbek und Schönberg (Schleswig-Holstein), Bad Buchau (Baden-Württemberg), in etwas phantasievoller Form in jenem von Horw (Luzern), sowie in Familienwappen der Familien "Egli". Er spielt auch eine Rolle in mehreren osteuropäischen Volksmärchen.

Die Popularität des Flussbarschs widerspiegelt sich auch in der großen Zahl seiner lokalen Namen. BREHM nennt die folgenden: Anbeiß, Baarsch, Bars, Baars, Bärsch, Barsching, Barsig, Barsich, Bärschling, Bürschling, Bersching, Birsing, Bürstling, Berster, Bärster, Bärstel, Bärstling, Egli, Heuerling, Parscher, Parschke, Pirsche, Pirschling, Krätzer, Rauhegel, Rechling, Rührling, Schratz, Schratzen, Warschinger, Zängel [1].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 120 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich fast die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Bezeichnungen wie Perca vulgaris, Perca helvetica oder Perca italica sind ungültige Synonyme [2].

Literatur und Internetquellen

Zurück zu Übersicht Fische

Weiter zu Zander (Stizostedion lucioperca)

Gelesen 32582 mal Letzte Änderung am Sonntag, 21 Mai 2023 14:16
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx