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Drachenköpfe und Groppen

Groppe

Groppe (Cottus gobio) in der Wilhelma Stuttgart Groppe (Cottus gobio) in der Wilhelma Stuttgart
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Panzerwangen (Scorpaeniformes) / Groppenartige (Cottiformes)
Unterordnung: Cottoidei
Familie: Groppen (Cottidae)

D LC 650

Groppe

Cottus gobio • The Bullhead • Le chabot commun

Die Groppe war in Deutschland der „Fisch des Jahres 2006“

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Groppe (Cottus gobio) © Hans Hillewaert, Oostende, auf flickr. Übernommen unter Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

 

 

 

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Approximative Verbreitung der Groppe (Cottus gobio s.l.) nach LELEK (1983) BZW. Zbinden et al. (2004)

 

 

 

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Groppe (Cottus gobio). Bild aus aus BREHMs Thierleben (1882-1887)

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Die Groppe ist als eher unauffälliger, kleiner Kaltwasserfisch vor allem für Institutionen interessant, die sich auf die einheimische Tierwelt spezialisiert haben, einschließlich Museen und Naturschutzhäuser.

Körperbau und Körperfunktionen

Groppen erreichen eine mittlere Länge von 8-10, selten 18 cm. Der Körper ist länglich und zylinderförmig, mit einem breiten, abgeflachten Kopf, der etwa ein Drittel der Gesamtlänge einnimmt. Das Maul ist groß und endständig. Auf dem Kiemenvordeckel befindet sich ein nach oben gekrümmter Stachel. Die Haut ist glatt und, außer auf der Seitenlinie, ohne Schuppen. Die beiden Rückenflossen hängen durch eine Flossenmembran zusammen, insgesamt weisen sie 6-8 Stachelstrahlen und 15-18 Weichstrahlen auf. Die Bauchflossen sind brustständig. Groppen verfügen über keine Schwimmblase [2; 6; 7; 10].

Verbreitung

Der Cottus-gobio-Komplex ist weit verbreitet in Europa: Andorra, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Kroatien, Liechtenstein, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn [3].

Die nebenstehende Karte reflektiert den Wissensstand von 2004. Im Jahr 2005 wurden acht Populationen als eigene Arten abgetrennt, und sechs Arten neu definiert. Insgesamt soll es in Europa 15 verschiedene Cottus-Arten geben [5], davon wurden zwei als gefährdet eingestuft. Die Areale der verschiedenen "Arten" überlappen sich nach den Verbreitungskarten der Roten Liste der IUCN zum Teil großflächig.

Lebensraum und Lebensweise

Die Groppe ist eine benthische, also bodenbewohnende Art. Sie bewohnt klare, sauerstoffreiche Fließgewässer, aber auch steinige Uferpartien von Seen. In den Alpen werden sie noch in Höhenlagen von über 2100 Metern gefunden [6; 7; 9].

Groppen sind nachtaktiv. Als schlechte Schwimmer, die sich oft unter Steinen verstecken, ernähren sich Groppen vor allem von Libellenlarven und kleinen Wirbellosen oder Fischen aller Art, einschließlich Jungtieren der eigenen Art. Sie selbst sind Beute für andere Fischarten (Forelle, Hecht, Aal, Barsch, Alet) sowie fischfressenden Vögel (Gänsesäger, Graureiher, Eisvogel). Der Eintritt in die Geschlechtsreife sowie die Laichzeit variieren je nach Gewässer; im Allgemeinen sind Groppen mit 2 Jahren geschlechtsreif und laichen zwischen Februar und Juni. In dieser Zeit legt das Weibchen seine Eier in einer vom Männchen bewachten Höhle an die Unterseite eines Steins ab. Die vom Männchen bewachte Brut wird durch Fächelbewegungen der Flossen mit ausreichend sauerstoffreichem Wasser versorgt. Die Entwicklungszeit der Eier beträgt rund 275 Tage [1; 10].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist weit verbreitet und unterliegt in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets keinen offensichtlichen Gefahren. Sie gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2011 als weltweit nicht gefährdet. Dies ist jedoch nicht der Fall für alle Populationen [3]. In der Schweiz gilt sie als potenziell gefährdet, weil ihre Bestände seit den 1950er-Jahren deutlich abgenommen haben [10]. In Mecklenburg-Vorpommern wird sie als stark gefährdet eingestuft und ist ganzjährig vom Fang ausgenommen [8].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Groppe ist eine Tierart nach Anhang II der FFH-Richtlinie (92/43/EWG), für die besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Die wichtigsten Schutzmassnahmen für diese Fischart bestehen in der Renaturierung von stark verbauten Fließgewässern, der Abschaffung oder Sanierung von Wanderhindernissen sowie der Reduktion der Gewässerverschmutzung [10].

Bedeutung für den Menschen

Gemäß dem Zürcher Stadtarzt Conrad GESNER (1515-1565) habe die Groppe "ein gesund gut fleisch, lieblich vnd lustig zu essen", weshalb man sie "auf mancherley art zu fahen" pflege. Aber schon im 19. Jahrhundert betrachtete man, wohl wegen ihrer geringen Größe als "werthlosen Fisch" [1]. Heute ist Art für Fischerei und Aquaristik unbedeutend. Gelegentlich werden Groppen als Köder für den Fang von Speisefischen verwendet [2]. Bei den Fischern ist sie unbeliebt, weil Forelleneier und -brut zu ihrem Speiseplan gehören [6].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur in rund einem Dutzend europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich drei Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Groppe wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch verwendeten Namen beschrieben. Allerdings gilt sie heute nicht mehr als Art, sondern, wie unter Verbreitung erwähnt als Artkomplex [2; 5].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. FISH BASE
  3. FREYHOF, J. (2011). Cottus gobio (errata version published in 2016). The IUCN Red List of Threatened Species 2011: e.T5445A97802083. http://www.iucnredlist.org/details/5445/0. Downloaded on 07 March 2018.
  4. FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
  5. FREYHOF, J., KOTTELAT, M. & NOLTE, A. (2005)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. SCHINDLER, O. (1959)
  8. WINKLER, H. M. (Red. 2007)
  9. ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)
  10. ZBINDEN, S, PILOTTO, J.D. & DUROUVENOZ, V. (2004)

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