Insektenfresser und Fledertiere

Europäischer Maulwurf

Maulwurf (Talpa europaea) Maulwurf (Talpa europaea)
© Mike Jordan, Chester Zoo

Überordnung: Insektenfresser (INSECTIVORA / EULIPOTYPHLA)
Ordnung: Spitzmausverwandte (SORICOMORPHA)
Familie: Maulwürfe (Talpidae)
Unterfamilie: Altweltmaulwürfe (Talpinae)

D LC 650

Europäischer Maulwurf

Talpa europaea • The European Mole • La taupe d'Europe

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Maulwurf (Talpa europaea) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Approximative Verbreitung des Europäischen Maulwurfs (Talpa europaea)

 

 

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Maulwurf (Talpa europaea) © Mike Jordan, Chester Zoo

 

 

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Maulwurfshügel in Tiergehege im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Maulwurfshügel im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Maulwurf (Talpa europaea) im Zoo Osnabrück - Pressefoto Zoo Osnabrück

 

 

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Maulwurf (Talpa europaea) im Zoo Osnabrück - Pressefoto Zoo Osnabrück

 

 

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Europäischer Maulwurf (Talpa europaea). Schädel in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

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Europäische Maulwürfe (Talpa europaea). Abbildung aus aus BREHMs Thierleben (1882-1887)

 

 

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Der kleine Maulwurf "Krtek ". Zeichentrickfigur des tschechischen Zeichner Zdeněk Miler (1957-2002)

 

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Der Maulwurf ist eine Tierart, die Alle kennen, aber nur Wenige schon lebens gesehen haben. In Zoos hat es bislang kaum eine nachhaltige Haltung oder gar Zucht gegeben. Meistens wurden Einzeltiere gehalten, die nach einigen Monaten verstarben.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Europäische Maulwurf erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 10-16 cm, eine Schwanzlänge von 14-45 mm und ein Gewicht von 36-130 g. Männchen sind größer als Weibchen, im Mittel wiegen sie 85 g, gegenüber 75 g bei den Weibchen. Der gedrungene Leib ist walzenförmig und geht ohne abgesetzten Hals in den kleinen Kopf über, welcher sich seinerseits zu einem Rüssel verlängert und zuspitzt, während Augen und Ohren äußerlich kaum oder nicht sichtbar sind. Unter den Sinnen sind Geruch, Gehör und Tastsinn besonders ausgebildet, während der Gesichtssinn sehr verkümmert ist. Die Augen haben einen Durchmesser von nur etwa 1 mm und sind meist unter einer Hautfalte verborgen. Der dünn behaarte Schwanz dient als Tastorgan, auch die Vordergliedmaßen und die Schnauze sind mit Vibrissen versehen. Auffällig sind die breiten Grabhände, deren Innenflächen nach außen gedreht sind. Nase und Füße sind  fast nackt. Die Farbe des kurzen, samtartigen Fells kann variieren, ist jedoch meistens schwarz [3; 4; 5; 6; 9].

Verbreitung

Europa: Albanien, Andorra, Austria, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Mazedonien ehem Jug. Rep., Moldawien, Monaco, Montenegro, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Russland bis Mittelsibirien, Süd-Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland [1; 4].

Lebensraum und Lebensweise

Ursprünglich war der Maulwurf in Laubwäldern zuhause, bevölkerte jedoch schnell Ackerland und Weiden. Er kommt in Miteleuropa bis auf eine Höhe von 1'900 m überall dort vor, wo die Böden fruchtbar und tief genug sind, um Gänge zu graben. Er fehlt mangels Beutetieren in Sanddünen, Mooren und Nadelwäldern [6].

In der Natur bekommt man Maulwürfe selten zu Gesicht. Nur die zahlreichen Erdhügel, die so manchen Gärtner zur Verzweiflung treiben, verraten ihre Anwesenheit. Allerdings sollte man die Maulwurfshügel nicht mit den etwas kleineren der Schermäuse (Arvicola terrestris) verwechseln. Währenddem die Schermaus sich von Wurzeln, Knollen etc. ernährt, vergreift sich der Maulwurf niemals an Pflanzenmaterial. Ganz im Gegenteil, er verzehrt nebst Regenwürmern Unmengen von unterirdisch lebenden Pflanzenschädlingen. Die meisten Maulwurfgänge dienen dabei als raffinierte Fallen, denn sie liegen quer zu den Gängen von Würmern und Insektenlarven. Bei Ihren Auf- und Abwärtsbewegungen geraten diese Bodentiere in die Gänge und werden vom Maulwurf eingesammelt [2].

Ein- oder zweimal im Jahre wirft der weibliche Maulwurf zwischen drei bis fünf Junge. Die Kleinen wachsen ziemlich rasch heran und bleiben ungefähr einen oder zwei Monate bei ihrer Mutter [3].

Gefährdung und Schutz

Der Europäische Maulwurf ist eine Art der westlichen Paläarktis, wo er weit verbreitet und häufig ist. Er gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2017 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. In Deutschland ist der Maulwurf eine geschützte Art nach Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung. In der Schweiz ist er nicht geschützt (anderslautenden Behauptungen in diversen Maulwurfs-Internetseiten sind falsch) und kann im Bedarfsfall bekämpft werden. Früher wurden in diesem Zusammenhang auch Fangprämien ausgerichtet.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Früher wurden Maulwurfsfelle in großer Zahl zu Pelzwaren verarbeitet, obwohl sie wenig dauerhaft waren. In den 1920/30er Jahren waren sie groß in Mode. Im Jahr 1930 gelangten 20 Millionen Fellchen auf den Markt [5].

Kulturelle Bedeutung: 1957 erfand der tschechische Zeichner Zdeněk Miler die Trickfilmfigur "Der kleine Maulwurf", im Original "Krtek" oder "Krteček", der die Hauptrolle in 63 Episoden einer Fernsehserie spielte, die im deutschsprachigen Raum vor allem im Rahmen der vom WDR produzierten "Sendung mit der Maus" oder des "Sandmännchens" des Fernsehens der DDR bekannt wurde. Mehrere Episoden wurden zu einem Kinofilm zusammengefasst, und die Figur wurde zum Thema zahlreiche Kinderbücher, Malbücher und Plüschfiguren. Kinderbücher gibt es auch von anderen Autoren, so z.B. "Der Maulwurf Grabowski" von Luis Murschetz [diverse Internetquellen].

Haltung

Es liegt vermutlich an seiner versteckten Lebensweise, dass der Maulwurf zu den am wenigsten erforschten europäischen Säugetieren gehört. Die Tiere sind sehr stressempfindlich und es ist kaum möglich, sie außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes zu halten. Das Haltungssystem im Zoo Osnabrück hatten die Zoomitarbeiter gemeinsam mit Prof. Dr. Günter R. Witte von der Universität Kassel entwickelt. Als Einzelgänger bewohnten die Maulwürfe auch im "Unterirdischen Zoo" in Osnabrück getrennte Gangsysteme. Außerdem stand ihnen ein Bereich zur Verfügung, in dem sie in der Erde graben und eine Nestkammer, in der sie ruhen und Nahrung einlagern konnten [PM Zoo Osnabrück].

Als Höchstalter unter Zoobedingungen werden 11 Monate angegeben, die ein Maulwurf im Zoo von Helsinki erreichte [7], eine andere Angabe lautet auf 5 Jahre [4].

Haltung in europäischen Zoos: Maulwürfe waren in Zoos stets selten. Meist wurden Einzeltiere gehalten, die nie sehr alt wurden. Vor ein paar Jahren waren Maulwürfe z.B. Im Zoo Dresden oder im Zoo Osnabrück zu sehen, gegenwärtig (2023) gibt es keine mehr. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen für die Haltung von Maulwürfen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Europäische Maulwurf wurde 1758 von Carl von  LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Damals war er die einzige bekannte Art, mittlerweile werden 12 Arten unterschieden, von denen eine, der Blindmaulwurf (Talpa caeca SAVI, 1822), auch in der Südschweiz (Tessin und Bergell) vorkommt. Das Auftreten von Talpa caeca, die nur 34 Chromosomen aufweist, überlappt sich dort mit jenem von Talpa europaea, die ein Chromomenpaar mehr hat. Talpa europaea gilt als monotypisch, nachdem mehrere frühere Unterarten als eigene Arten verselbständigt wurden [1; 6; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. AMORI, G. et al. (2017). Talpa europaea. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T41481A22320754. http://www.iucnredlist.org/details/41481/0. Downloaded on 15 May 2018.
  2. BARKHAUSEN, A. (2003)
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

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Gelesen 14839 mal Letzte Änderung am Montag, 20 Februar 2023 15:14
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