Knochenzüngler, Aale und Heringe

Maifisch

Maifisch Maifisch
PB Maifischprojekt

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Heringsfische (Clupeiformes)
Familie: Heringe (Clupeidae)

D LC 650

Maifisch

Alosa alosa • The Allis Shad • La grande alose

Der Maifisch war in Deutschland der „Fisch des Jahres 2004“

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Fünf Jahre alte Maifische (Alosa alosa) im Aquarium La Rochelle. Bild aus EU +Life Report

 

 

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Dunkelblau: Approximative gegenwärtige Verbreitung des Maifischs (alosa alosa). Rot: Ausgestorben

 

 

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Junge Maifische (Alosa alosa) im Aquazoo Düsseldorf. Bild aus EU +Life Report

 

 

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Erster Besatz im Rhein Rahmen des Maifischptrojekts durch die Umweltminister von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Foto EB

 

 

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Die Wanderfisch-Ausstellung im Aquarium La Rochelle. Bild aus EU +Life Report

 

 

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Das Logo des Maifisch-Projekts

 

 

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Der Maifisch ist ein heringsartiger Wanderfisch, der regional gefährdet bzw. ausgestorben ist. In Zoos und Schauaquarien wird er nur ausnahmsweise gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

In Körperbau und Färbung ähnelt der Maifisch dem Hering, weist jedoch an den Körperseiten 1-3 undeutliche dunkle Flecken auf. Er kann eine Gesamtlänge von über 70 cm erreichen und hat einen vorspringenden Unterkiefer [5; 7].

Verbreitung

Ost-Atlantik und Zuflüsse entlang den Westküsten Europas und Islands, Ostsee, Mittelmeer und Zuflüsse westlich einer Linie Toulon-Oran [3; 4]. Bis ins 19. Jahrhundert stieg der Maifisch im Oberrhein bis Basel und von dort weiter in die Wiese, den Hochrhein bis Laufenburg und die Birs. In den 1890er-Jahren erfolgte eine Abnahme. Der letzte Nachweis aus dem Hochrhein stammt aus dem Jahr 1930. Im Oberrhein kommt er heute vereinzelt bis oberhalb der Staustufe Iffezheim vor. [2].

Lebensraum und Lebensweise

Der Maifisch ist ein anadromer Wanderfisch, der den größten Teil seines Lebens als Planktonfresser im Meer über dem Kontinentalsockel verbringt. Im Frühjahr wandern die geschlechtsreifen Tiere die Flüsse hoch um die zum Teil mehrere hundert Kilometer von der Mündung entfernten Laichgebiete zu erreichen. Dort  laichen  sie  im  Freiwasser von stark bis turbulent strömenden Abschnitten  über  kiesigem  bis  steinigem  Substrat oder Geröll. Die Eier werden durch die Strömung in das Lückensystem der Stromsohle eingetragen und entwickeln sich dort weiter. Nach dem Ablaichen im Mai / Juni kehren die Fische sofort ins Meer zurück. Im Spätsommer folgen ihnen die Jungfische [8].

Gefährdung und Schutz

Die Art gilt aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als weltweit nicht gefährdet. In Deutschland ist sie vom Aussterben bedroht, in der Schweiz ausgestorben [4].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Geschützt nach Berner Konvention Anhang III und FFH-Richtlinie Anhänge II und V.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt:

  • 2007 wurde mit Förderung der EU ein europäisches Life Projekt zur Wiedereinbürgerung des Maifisches im Rhein gestartet. Dieses lief bis Ende 2010 und hatte ein Budget von rund 1 Million Euro. Neben dem Land NRW und dem Umweltministerium Hessen waren weitere Partner an der Projektfinanzierung beteiligt und auch der Aquazoo Düsseldorf engagierte sich. 2011 begann unter der Bezeichnung „Alosa alosa“ ein Folgeprojekt, das neben der Fortführung und Weiterentwicklung der Maßnahmen zur Wiederansiedlung des Maifischs im Rheinsystem auch den Schutz der Maifischpopulation im Gironde-Gebiet zum Ziel hat. Der Bestand in Südfrankreich ist die letzte verbliebene größere Maifischpopulation und gleichzeitig die Spenderpopulation für den Rhein. Das Projekt sieht sich damit auch in der Verantwortung für den Schutz und die nachhaltige Wiederherstellung der Maifischbestände in Europa [6]. Ab 2014 wurden Maifissche im Rhein bis hinauf nach Iffezheim festgestellt, ferner in Main, Mosel und Neckar. Nebst dem Aquazoo bezeiligte sich auch das Aquarium La Rochelle, wo auch wissenschaftliche Studien durchgeführt wurden, an der Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt [9].

Bedeutung für den Menschen

Der Zürcher Stadtarzt Conrad GESNER schrieb im 16. Jahrhundert über den Maifisch [Allgemeines Thierbuch Band 4, zitiert nach 1]: "Diese Fisch sind die ersten auß der zahl deren so von dem Meer in die süssen Wasser herauff streichen: dann im Meer, von wegen deß gesaltzenen Wassers, sind sie mager, gar nit lieblich zu essen. In den süssen Wassern bessern sie sich mächtig, werden feißt, vnd gantz gut zu der Speiß. Sobald dieser Fisch auß dem Wasser gezogen, sol er sterben nach Art der Hering. Eine sonderbare anmuthung sollen sie ob dem Gethön, geläut der Glocken oder schellen haben, welches den Fischern wol bewußt, so sie diese Alsen mit dem Garn zu fahen begeren, so lassen sie vor dem Garn her ein krumb hochgebogen Holtz schweben, an welches Schellen gehäfftet. So sie dann das Geläut der Schellen erhören, schwimmen sie herzu, vnd dem Gethön so lang nach, biß solcher Fischen gantze hauffen zu grund gezogen werden." Noch vor 100 Jahren war der Maifisch ein weitverbreiteter Wanderfisch im Rhein. Er stellte eine Haupteinnahmequelle für die Berufsfischer dar und wanderte zu Hunderttausenden den Rhein bis in den Hochrhein, sowie die großen Nebenflüsse Mosel, Main und Neckar hinauf. Überfischung, Gewässerverschmutzung und der technische Ausbau des Rheins zerstörten jedoch innerhalb weniger Jahrzehnte den riesigen Bestand.

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: In Zusammenhang mit dem Wiederansiedlungsprojekt im Rhein wurde die Art periodisch im Aquazoo Düsseldorf gezeigt. Auch im Aquarium La Rochelle wurde dazu eine Ausstellung eingerichtet [9].

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung gibt an wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Für Speise- und Besatzfische gilt Tabelle 7.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Clupea alosa" bechrieben. Der aus Hildesheim stammende Naturwissenschaftler Heinrich Friedrich LINK richetet für die 1790 die Gattung Alosa ein [3].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. DÖNNI, W. & FREYHOF, J. (2002)
  3. FISH BASE
  4. FREYHOF, J. & KOTTELAT, M. (2008). Alosa alosa. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T903A13091343. http://www.iucnredlist.org/details/903/0. Downloaded on 05 February 2018.
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. LACHSPROJEKT.DE
  7. SCHINDLER, O. (1959)
  8. ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)
  9. LANUV (2016)

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© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx