Flamingos

Jamesflamingo

Jamesflamingo (Phoenicoparrus jamesi) mit Küken im Zoo Berlin Jamesflamingo (Phoenicoparrus jamesi) mit Küken im Zoo Berlin
© Zoo Berlin (Pressefoto)

Ordnung: Flamingos (Phoenicopteriformes)
Familie: Flamingos (Phoenicopteridae)

D NT 650

Jamesflamingo

Phoenicoparrus jamesi • The Puna Flamingo • Le flamant de James

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Jamesflamingo (Phoenicoparrus jamesi) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff Berlin

 

 

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Verbreitung des Jamesflamingos (Phoenicoparrus jamesi). Einige wenige Brutplätze in den Hochanden

 

 

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Jamesflamingos (Phoenicoparrus jamesi) im Privatzoo Michel Durand, La Dehesa, Santiago de Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Jamesflamingos (Phoenicoparrus jamesi) im Zoo Kyoto © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

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Jamesflamingo (Phoenicoparrus jamesi) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

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Jamesflamingos (Phoenicoparrus jamesi) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Jamesflamingos (Phoenicoparrus jamesi) im Zoo Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

 

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Jamesflamingos (Phoenicoparrus jamesi) im Zoo Berlin © Elias Neideck

 

 

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Briefmarke mit Jamesflamingo (Phoenicoparrus jamesi) als Motiv. Chile

 

 

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Der Jamesflamingo ist ein kleiner, an extreme Umweltbedingungen angepasster, in seiner südamerikanischen Heimat potenziell gefährdeter Flamingo, der in Europa nur ganz selten zu sehen ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Jamesflamingo erreicht, als zweitkleinster Vertreter der Familie, von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze eine Länge von 90-92 cm und ein Gewicht von ca. 2 kg. Sein Schnabel ist kurz, gedrungen, leuchtend gelb mit schwarzer Spitze. Die Beine und Füße sind rot. Die Hinterzehe fehlt. Das Gefieder ist rosa, stellenweise mit roten Federn, die Hand- und Armschwingen sind schwarz [2; 4; 6; 7].

Verbreitung

Südamerika: Anden von Peru, Chile, Bolivien, Argentinien [1].

Lebensraum und Lebensweise

Jamesflamingos besiedeln hochalpine, lebensfeindliche Salzseen. Erst 1957 wurden die Brutorte des Jamesflamingos auf Inseln in Salzseen der Hochanden entdeckt, wo die Vögel oft in gemischten Kolonien mit Chile- und Andenflamingos nisten. Die Vorkommen befinden sich in Höhenlagen von (2'500-)3'500-4'700 m. Die Nahrung besteht überwiegend aus Kieselalgen, welche die Vögel dank ihres extrem engen Filterapparats aus dem Wasser herausfiltern können. Gebrütet wird meist auf lehmigen oder sandigen Inseln oder Inselchen. Wie bei allen Flamingos besteht das Nest aus einem eingedellten Kegel, den die Vögel aus dem vorhandenen Bodengrund bauen. Zwischen Dezember und Februar wird in der Regel ein einzelnes Ei gelegt.

Flamingoküken schlüpfen mit hellgrauem Dunenkleid und werden von beiden Eltern zunächst ausschließlich mit einem blutfarbenen Kropfsekret gefüttert. Die Nährflüssigkeit enthält von Anfang an erhebliche Pigmentanteile, die später die rosa Färbung des Erwachsenengefieders bewirken. Der Farbstoff wird zunächst in der Leber der Küken gespeichert.Die Jungvögel unterscheiden sich auch hinsichtlich der Schnabelform noch deutlich von ihren Eltern. Ihr anfangs rosa, später schwarzer Schnabel ist noch relativ gerade. Erst beim Heranwachsen knickt er in der Mitte nach unten ab, sodass der Oberschnabel später zum funktionellen Unterschnabel wird. Erst dadurch werden sie dann in die Lage versetzt, wie die Altvögel Nahrungsorganismen aus dem Wasser zu filtern.

Gefährdung und Schutz

Im 20. Jahrhundert sind die Bestände des Jamesflamingo stark zurückgegangen. Gründe dafür waren eine Übernutzung durch die lokale Bevölkerung sowie eine Verschlechterung des Lebensraums. Momentan gibt es aber Anzeichen, dass sich die Bestände wieder stabilisieren, was auch darauf zurückzuführen ist, dass die Populationen geschützt wurden. Trotzdem wird der Jamesflamingo noch als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED) [1]

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang I des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS).

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • 13 AZA-Zoos haben in den Jahren 2018-2019 zusammen 104'000 USD für den Schutz der drei Flamingoarten in den Hochanden Argentiniens, Boliviens und Chiles zur Verfügung gestellt. Die Projekte betrafen Feldforschung und Umweltbildung. Durch die Schaffung eines Andean Highland Flamingo SAFE Species-Programms dürften in Zukunft zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Jamesflamingos werden bzw. wurden intensiv zur Fleischgewinnung bejagt und ihre Eier wurden abgesammelt. Laut IUCN werden sie auch für den internationalen Tierhandel genutzt [1], allerdings weist die CITES-Handelsstatistik von 2001-2021 weder einen internationalen Handel mit Wildfängen, noch mit Nachzuchtvögeln aus [3].

Haltung

Noch in den frühen fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts galten die Jamesflamingos als ausgestorben. Sie wurden jedoch später wiederentdeckt, und wenige Exemplare gelangten durch den Schweizer Tierfänger Charles CORDIER ab 1964 nach Europa. So auch in den Berliner Zoo, dem weltweit erstmalig und bisher als einzigem Zoo im Jahre 1989 die Zucht gelang [8]. Seitdem schlüpften mehrere Jungvögel im Berliner Zoo, von denen allerdings nicht alle aufkamen. Als Höchstalter werden über 42 Jahre (Vogel noch am Leben) angegeben [6].

Die Vergesellschaftung von Jamesflamingos mit größeren Flamingo-Arten sowie anderem Park- und Wassergeflügel ist an sich problemlos, abgesehen davon, dass andere Arten eventuell beim Brutgeschäft stören können [6].

Flamingos gehören zu den Vögeln, die nach Ansicht von Tierschutzsachverständigen der Zoos besser durch eine geeignete Methode (Federstutzen, Extirpation einiger Federpapillen) flugunfähig gemacht und in einer großzügigen Freianlage gehalten werden sollen, anstatt theoretisch flugfähig, aber in einer durchschnittlich dimensionierten Voliere, in der sie effektiv nicht fliegen können oder sich den Hals brechen [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in Europa nur ganz ausnahmsweise gehalten, gegenwärtig (2023) nur im Zoo Berlin und beim Wildfowl and Wetlands Trust in Slimbridge. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Flamingos.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 20 Flamingos ein Gehege mit einem Landteil von 250 m² und einem Wasserteil mit Watbereich von 100 m² vor. Für jeden weiteren adulten Vogel sind die Landfläche um 5 m², die Wasserfläche um 0.5 m² zu vergrößern. An das Gehege anschließend muss sich ein frostfreier Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m² pro Vogel befinden, der auch eine Badegelegenheit enthält. Die Vorgängerverordnung hatte für 10 Vögel einen Landteil von 100 m² und einem Wasserteil mit von 10 m² gefordert. Für jeden weiteren adulten Vogel waren die Landfläche um 5 m², die Wasserfläche um 0.5 m² zu vergrößern. Die Grundfläche für den Schutzraum betrug 0.5 m² pro Vogel. Die Erhöhung der Anforderungen erfolgte ohne Angabe von Gründen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind Flamingos in Gruppen von mindestens 5 Paaren zu halten. Die Haltung muss in Freianlagen mit offenem, flachen Landteil mit Naturboden, Sand oder Gras, und Wasserteil mit flachen und tiefen Zonen von 0-1 m erfolgen. Für den Nestbau ist mit Lehm durchsetzter Sand, Schlamm oder Mergel zur Verfügung zu stellen. Die Mindestmaße der Außenanlage betragen für bis zu 10 Flamingos 100 m², für jedes weitere Tier 2,5 m² mehr, davon Wasserbecken mindestens 20 m² und für jedes weitere Tier 1 m² mehr. Wenn die Wasserfläche nicht eisfrei gehalten werden kann, ist eine beheizte Innenanlage mit einer Fläche von 20 m² für bis zu 10 Vögel erforderlich, für jedes weitere Tier 1 m² mehr, davon Wasserbecken: mindestens 10 m², für jedes weitere Tier 0,5 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Jamesflamingo wurde 1886 vom englischen Juristen und Naturforscher Philip L. SCLATER als "Phoenicopterus jamesi" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Benennung erfolgte in Anerkennung von Harry Berkeley JAMES, einem englischen Naturforscher, der die Art studiert hatte. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Phoenicoparrus wurde 1856 von Prinz Charles Lucien BONAPARTE eingeführt [4].

 Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Phoenicoparrus jamesi. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22697398A93612106. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22697398A93612106.en. Downloaded on 05 December 2019.
  2. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J. (eds., 1992)
  5. DOLLINGER, P., PAGEL, T., BAUMGARTNER, K., ENCKE, D. ENGEL, H. & FILZ, A. (2014)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. SCHÜRER, U. (2012)

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Gelesen 21361 mal Letzte Änderung am Dienstag, 27 Juni 2023 21:56
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