Möwen, Seeschwalben, Alken

Papageitaucher

Papageitaucher (Fratercula arctica) im Tierpark Bern Papageitaucher (Fratercula arctica) im Tierpark Bern
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Wat- und Strandvögel (CHARADRIIFORMES)
Unterordnung: Alkenverwandte (ALCAE)
Familie: Alken (Alcidae)

D VU 650

EEPPapageitaucher

Fratercula arctica • The Atlantic Puffin • Le macareux moine

216 016 008 002 fratercula arctica bernPD2
Papageitaucher (Fratercula arctica) im Tierpark Dählhölzli Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 016 008 002 fratercula arctica map
Approximative Verbreitung des Papageientauchers (Fratercula arctica); dunkelblau: Brutgebiete; mittelblau: Streifgebiete

 

 

216 016 008 002 fratercula arctica bernPD3
Papageitaucher (Fratercula arctica) im Tierpark Dählhölzli Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 016 008 002 fratercula arctica lisboa PD
Papageitaucher (Fratercula arctica) im Oceanário de Lisboa © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 016 008 002 fratercula arctica bernPD6
Papageitaucher (Fratercula arctica) im Tierpark Dählhölzli Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 016 008 002 fratercula arctica bernPD7
Papageitaucher (Fratercula arctica) im Tierpark Dählhölzli Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 016 008 002 fratercula arctica bernPD4
Papageitaucher (Fratercula arctica) im Tierpark Dählhölzli Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 016 008 002 fratercula arctica norge KR1
Fliegender Papageitaucher (Fratercula arctica) bei Bleiksøya, Vesterålen, Norwegen © Klaus Rudloff, Berlin

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Stimme auf XENO-CANTO

Altvater BREHM bezeichnet den "Lund" als einen der merkwürdigsten Vögel des Meeres und hat damit sicher recht. Auf das Publikum wirkt der Papageitaucher sehr ansprechend. Als charakteristischer Bewohner des offenen Meeres und von Steilküsten ist eine naturalistische Präsentation jedoch ziemlich aufwändig, was zu Folge hat, dass die Art nicht häufig in Zoos gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Papageitaucher erreichen eine Gesamtlänge von (26-)28-37 cm, eine Flügelspannweite von 47-63 cm und ein Gewicht von etwa 460 (400-500) g. Sie fallen auf durch ihr pinguinartiges schwarzweißes Gefieder, ihren bunten Schnabel, eine schwarz-rote Augenzeichnung und knallig orangefarbenen Füße. Dieses bunte Kleid wird nur während der drei bis vier Monaten dauernden sommerlichen Brutzeit getragen, und dies von Männchen wie Weibchen. Daher erkennt kaum jemand in dem Vogel mit dem unauffälligen Ruhekleid den sonst so unverwechselbaren «Clown der Meere»: Gesicht und Schnabel wirken unauffällig grauweiß bis schwarz. Die gelben Hornplatten am Schnabel sowie die Augenornamente gehen verloren. Der rote Augenring färbt sich schwarz, der gelbe Wulst am Schnabelansatz ist fast weiß und die Beine und Füsse sind nur noch blassgelb. Entsprechend wurden die «Wintervögel» und die «Sommervögel» früher für zwei unterschiedliche Arten gehalten [4; 5; 6].

Verbreitung

Paläarktis: An Küsten und auf dem offenen Meer im Nordatlantik, südlich bis zu den Azoren und den Kanarischen Inseln:
Europa: Färöer, Frankreich, Grönland, Großbritannien, Irland, Island, Norwegen,  Russland, Svalbard und Jan Mayen, nicht brütend in Belgien, Dänemark, Deutschland (Brutvogel auf Helgoland bis 1830), Gibraltar, Italien, Niederlande, Portugal, Schweden, Spanien.
Afrika: nicht brütend in Algerien; Marokko, Tunesien.
Nordamerika: Kanada, Saint Pierre und Miquelon, Vereinigte Staaten.
Als Irrgast in weiteren Ländern [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Papageitaucher nistet in riesigen gemischten Kolonien auf grasbewachsenen Klippenhängen, wo mit dem Schnabel Bruthöhlen gegraben oder Kaninchenhöhlen mit Beschlag belegt werden. Nur während der Brutzeit kommen die Papageitaucher an Land. Den Rest des Jahres verbringen sie irgendwo auf offener See. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus pelagischen Kleinfischen, die sie flügeltauchend bis in 15 m Tiefe verfolgen, zu einem geringen Teil aus marinen Wirbellosen. Es wird nur ein einziges, etwa 65 g schweres Ei gelegt, das abwechselnd von beiden Partnern während 35-36 Tage bebrütet wird. Das Junge bleibt 37-41 Tage im Nest. Papageitaucher werden mit frühestens 5-6 Jahren geschlechtsreif [5; 6; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Papageitauchers sind während längerer Zeit zurückgegangen. Seit 2015 gilt die Art als gefährdet, obwohl das Verbreitungsgebiet noch sehr groß ist und der geschätzte Bestand noch 12-14 Millionen erwachsene Vögel umfasst. In Europa und Grönland hatte die Bestandsabnahme gar ein Maß erreicht, um die Population als stark gefährdet einzustufen (Rote Liste: VULNERABLE) [1].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Die Art fällt unter Anhang III des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume.

Bedeutung für den Menschen

Der Papageitaucher wird zur Fleischgewinnung genutzt [1]. BREHM [2] berichtet dazu Folgendes: "Die Besitzer der Vogelberge rauben den Lunden regelmäßig das erste Ei, falls sie dasselbe erlangen können, lassen aber gewöhnlich das zweite den Eltern zum Ausbrüten und holen sich dann, grausam genug, das Junge, bevor es flügge wird, um es zu verspeisen oder für den kommenden Winter einzusalzen."

Haltung

Eine Vergesellschaftung mit anderen Seevögeln ist möglich und wird häufig praktiziert, z. B. mit Eider-, Eis- und Kragenenten, Dreizehenmöwen, Küstenseeschwalben, Trottellummen und Tordalken. Das Höchstalter im Zoo wird mit 29 Jahren angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 10 Zoos gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden.  Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Zoo von Kopenhagen geführt wird. Dieses umfasste 2020 etwa 100 Vögel.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Alkenvögel.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Papageitaucher wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Alca arctica" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Fratercula wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Die Gattung umfasst nach HANDBOOK drei Arten, wird aber in der neuen Checkliste als monotypisch behandelt. Von F. arctica werden drei Unterarten anerkannt [3; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Fratercula arctica. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22694927A132581443. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22694927A132581443.en und (2015). Fratercula arctica. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22694927A60110592.. Downloaded on 10 September 2019.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. MAUMARY, L. , VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)

Zurück zu Übersicht Kraniche bis Alken

Weiter zu Tordalk (Alca torda)

Gelesen 21050 mal Letzte Änderung am Freitag, 01 Juli 2022 14:02
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx