Fasanenartige

Kongopfau

Kongopfau (Afropavo congensis), Hahn im Weltvogelpark Walsrode in der Wilhelma Kongopfau (Afropavo congensis), Hahn im Weltvogelpark Walsrode in der Wilhelma
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Fasane und Feldhühner (Phasianidae)
Unterfamilie: Fasane (Phasianinae)

D VU 650

EEPKongopfau

Afropavo congensis • The Congo Peafowl • Le paon du Congo

214 003 019 001 afropavo SD WAP KR1
Pfaufasan (Afropavo congensis), Hahn im San Diego Wild Animal Park © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

214 003 019 001 afropavo map
Approximative Verbreitung des Kongopfaus (Afropavo congensis)

 

 

 

214 003 019 001 afropavo FRA eNeideck
Kongopfau (Afropavo congensis (Henne im Zoo Frankfurt © Elias Neideck

 

 

 

214 003 019 001 afropavo frankfurt KR
Kongopfau (Afropavo congensis), Hahn im Zoo Frankfurt © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

214 003 019 001 afropavo wilhelma PM
Kongopfauen (Afropavo congensis), Paar in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Stimme auf XENO-CANTO

Der in seiner zentralafrikanischen Heimat gefährdete Kongopfau ist als einziger echter Fasan Afrikas und vor allem wegen seiner Entdeckungsgeschichte zoopädagogisch interessant. Die Zahl der Haltungen in Europa ist aber sehr überschaubar.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Kongopfau erreicht bei den Hähnen eine Gesamtlänge von 64-70 cm, wovon 23-26 cm auf den Schwanz entfallen, und ein Gewicht von etwa 1'350 bis 1'500 g, bei den Hennen eine Gesamtlänge von 60-63 cm, wovon der Schwanz 19.5-22.5 cm ausmacht, und ein Gewicht von etwa 1'150 g. Die Läufe tragen bei beiden Geschlechtern einen Sporn. Im Gegensatz zum Blauen Pfau haben die Hähne keine lange Schleppe. Auf dem Kopf tragen sie ein aufrechtes Büschel borstenartiger, vorn weißer, dahinter schwarzer Federn von 10 cm Länge. Die Hennen haben einen kleinen kastanienbraunen Schopf [2; 4; 8].

Verbreitung

Zentralafrika: Demokratische Republik Kongo (Kongo-Kinshasa) [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kongopfau besiedelt Tiefland-Regenwälder bis auf eine Höhe von 1'200 m. Er ernährt sich von tierischem und pflanzlichem Material, darunter Steinfrüchte von Zürgelbäumen (Celtis ituriensis), Wasserinsekten und Termiten. Er lebt paarweise, schläft nachts auf hohen Bäumen und nistet in Baumstümpfen oder Astgabeln 1-5 m über dem Boden. Die Gelege bestehen aus 2-4 bräunlichen Eiern, selten mehr, die in 26-27 Tagen ausgebrütet werden. Die Küken werden von beiden Eltern gemeinsam betreut [2; 4; 8].

Gefährdung und Schutz

Es wird angenommen, dass der Bestand klein (zwischen 2'500 und 10'000 erwachsene Vögel), fragmentiert und als Folge von Überjagung und Lebensraumverlust abnehmend ist. Die Art wurde daher als gefährdet beurteilt (Rote Liste: VULNERABLE) [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Kongopfauen werden zur Fleischgewinnung gejagt und laut IUCN gebietsweise für den internationalen Tierhandel gefangen (?) [1].

Haltung

Die ersten lebenden Kongopfauen, drei Hähne, brachte der Schweizer Tierfänger Charles CORDIER 1949 in den Neuyorker Bronx Zoo und einen weiteren 1957 in den Zoo von Antwerpen [6; 7; 9]. Von einer Vergesellschaftung mit anderen Arten wird abgeraten. Das Höchstalter wird mit 19 Jahren angegeben [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur in wenigen Zoos gehalten, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt ein europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), und ein seit 1988 bestehendes Internationales Zuchtbuch (ISB), die beide vom Antwerpener Zoo koordiniert werden.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Hühnervögel.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind Hühnervögel ihren sozialen Bedürfnissen entsprechend paarweise, in Gruppen oder außerhalb der Brutzeit einzeln zu halten. Die Volieren müssen für ein Paar Kongopfauen eine Mindestfläche von 18 m², eine Höhe von 2.5 m und einen Schutzraum aufweisen. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Fläche um 8 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Kongopfau wurde 1936 von CHAPIN unter seinem heute noch gültigen Namen Afropavo congensis erstmals wissenschaftlich beschrieben. Gattung und Art sind monotypisch [2].

Die Entdeckung des Kongopfaus im Jahr 1936 war sehr ungewöhnlich und eine echte Sensation: Der amerikanische Ornithologe James P. CHAPIN hatte während einer Sammelreise im Kongo im Jahr 1913 zwei Federn gefunden, die sich ein Einheimischer als Kopfschmuck ins Haar gesteckt hatte, und die er nicht zuordnen konnte. Als er 23 Jahre später das Kongo-Museum in Tervueren bei Brüssel besuchte, entdeckte er zufällig in einem Kasten im Keller des Gebäudes zwei ausgestopfte, verstaubte Vögel, die als gewöhnliche junge Pfauen (Pavo cristatus) angeschrieben waren. CHAPIN realisierte sofort, dass dies nicht stimmte, sondern dass sie die Träger der beiden mysteriösen Federn sein mussten, die er als Sammelobjekte nach den USA mitgenommen hatten. Damit war nicht nur eine neue Art, sondern gar eine neue Gattung entdeckt und zwar eine, von der kein Zoologe angenommen hätte, dass sie in jenem Teil der Welt vorkommen könnte. CHAPIN flog darauf wieder in den Kongo und konnte dort einige weitere Exemplare sammeln [3; 5; 6; 7]

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Afropavo congensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679430A92814166. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679430A92814166.en . Downloaded on 09 October 2019.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. DELACOUR, J. (1977)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. HEDIGER, H. (1958)
  7. LEPPERHOFF, L. (2009)
  8. RAETHEL, H. S. (1988)
  9. WISSEL, C. von, STEFANI, M. & RAETHEL, H.-S. (1966)

Zurück zu Übersicht Hühnervögel

Weiter zu Felsenhühnchen (Ptilopachus petrosus)

Gelesen 16858 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 30 August 2023 07:38
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern hyperworx